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Anonymer User
4,5
Veröffentlicht am 8. Februar 2013
Der Berlin Film schlechthin. Wie hier Marotten und Gepflogenheiten der Berliner durch den Kakao gezogen werden ist herrlich. Von solchen Filmen müßte es bitte mehr geben.
Eine Tasse Kaffee. Keine bestimmte Sorte, ohne Milch und ohne Zucker. Mehr will Niko aus Berlin für den Moment nicht und doch scheint es unmöglich zu sein, an diese eine Tasse Kaffee heranzukommen. Was im Film eine Art Running Gag ist, kann auch auf Nikos Leben übertragen werden. Die heutige Zeit bietet so viele Möglichkeiten das eigene Leben zu gestalten, dass all die Vielfalt nicht beflügeln sondern gar eine hemmende Wirkung besitzen kann. So irrt Niko durch eine immer komplexer werdende Welt und selbst einfache Wünsche rücken ins Unerreichbare. Niko, der bereits vor 2 Jahren sein Jura-Studium abgebrochen hat und dessen Leben vom Vater finanziert wird, ist jedoch kein Loser, sondern schlicht auf Sinnsuche.
Der Film ist durchweg in schwarz-weiß gehalten. Was für viele ein Ausschlusskriterium sein wird, erweist sich hier als Glücksgriff. Die gezeigten Aufnahmen von Berlin sind sehr stimmungsvoll und werden von einem wunderbar passenden Soundtrack untermalt.
Oh Boy ist von einer melancholischen Grundstimmung durchzogen, die aber regelmäßig von komischen Momenten unterbrochen wird. Diese Szenen wirken nie aufgesetzt oder aufdringlich und werden wohl daher den Hau-Drauf-Humor von vielen Kinogängern nicht treffen. Ganz klar: Der Film ist nicht für die großen Massen produziert und läuft dementsprechend auch nur in kleinen ausgewählten Kinos. Dabei ist Oh Boy mit das Beste, was das deutsche Kino in den letzten Jahren hervorgebracht hat. In Nebenrollen sind viele bekannte Gesichter aus dem deutschen Film und Fernsehen anzutreffen und mit dem ewig jungen Tom Schilling wurde die Idealbesetzung für Niko gefunden. Sicherlich konnte man Schilling nie ein großes Talent absprechen, nach dieser schlicht grandiosen Darbietung gehört er aber endgültig in die kleine Riege deutscher Topschauspieler.
Einige Charaktere fallen dabei bewusst überzeichnend aus und lassen den nachdenklichen und ruhigen Hauptdarsteller wie eine Art Fremdkörper im hektischen Treiben der Großstadt wirken. Oh Boy ist traurig, nachdenklich und zum Brüllen komisch.
Der mit 83 Minuten für heutige Verhältnisse recht kurze Film besitzt außerdem den Mut die Geschichte ohne größeres Tamtam zu beenden und hat so etwas, was in der aktuellen Filmlandschaft eher selten der Fall ist: Ein perfektes Ende. -Mein Kinogeheimtipp des Jahres.
Ein wahres Meisterwerk! Ich habe selten einen so guten deutschen Film gesehen. Oh Boy steckt voller genialer Dialoge, die den Irrsinn des Lebens (heutzutage? in der Großstadt?) widerspiegeln. Obwohl es ja um den rumdriftenden Niko geht, der sich für nichts so richtig entscheiden kann, wird hier kein nichtsnutzender Loser gezeigt. Vielmehr zeigt Jan Ole Gerster ein feinfühliges Porträt eines jungen Mannes, der seinen Platz noch sucht, und dabei anderen genau zuschaut. Es gibt viele Szenen, mit denen man sich als Endzwanziger bestens identifizieren kann. Gleichzeitig gibt es eine gute Portion Humor im Film, wie es im deutschen Film sehr selten ist. Mal musste ich laut lachen, mal eher schmunzeln.
Man liest es viel: Der Film erinnert an den Antoine Doinel Zyklus von Truffaut sowie an die frühen Woody Allen Filme. Dem stimme ich zu. Außerdem habe ich noch nie Berlin so schön fotografiert gesehen. Der Film ist eine Hommage an die Stadt ohne dabei sentimental zu sein oder die Probleme verneinend zu porträtieren. Michael Gwisdek überzeugt als eine Art Stadtzeitzeuge. Und Tom Schilling ist die Rolle auf den Leib geschrieben.
Herrlich, ich werde ihn mir wohl nochmal anschauen.
oh boy, der titel steht für den film . betone das oh und ziehe es in die länge. lege in das boy einen nach unten abschwellenden ton und ziehe dabei die mundwinkel a la angela merkel hinab, dann hast du die stimmung voll im griff und erfasst. tom schilling ist nico. nico hat keine peilung. pappi (ulrich nöthen – man wartet unwillkürlich auf das sams…) bezahlt sein leben, bis nico keine lust aufs studieren mehr hat. und so in den tag hinein lebt, über sich nachdenkt, mit freunden herum fährt und seine suchenden augen durch die schwarz -weißen straßenschluchten berlins gleiten lässt. aha-effekte garantiert: da ist ja die eberswalder und kiek mal, bahnhof friedrichstr. u.s.w. sein freund matze hats auch nicht drauf, ein verkappter schauspieler mit anglerhütchen. warum er es nicht drauf hat, wird leider nicht erzählt. Dafür gibt es einen besuch am set eines films mit hitlerdarsteller- ganz originell. schließlich taucht julika auf, die früher übergewichtig war und immer julika-schwulika gerufen wurde. sie ging in nicos klasse und war mega-mäßig in ihn verknallt. jetzt spielt sie hobby-mäßig theater zum weglaufen, stöhnt sich auf der bühne ab und hat einen schiefen zahn. julika sieht aus wie eine mischung aus nina hoss und heike makatsch augen, auch nicht prickelnd oder? sie mag unseren nico immer noch und der versucht auf der toilette auch sein glück mit ihr, aber julika muss ihre küchen-psychologie auspacken um die vergangenheit zu veratmen, da kann der junge ja keinen hoch bekommen. friedrich, alias immer zur stelle schauspieler gwisdeck , gibt dem film den rest. er steuert ein bisschen deutsche geschichte und persönliche betroffenheit bei. unser nico ist schwer beeindruckt, aber außer kaffee ziehen bleibt nix hängen.
fazit: unambitionierter film mit einigen berlin-impressionen, mittelschlechten akteuren, in die irre führendem trailer, ohne satire, leider auch ohne ideen. schade.