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    Alien: Covenant
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Alien: Covenant
    Von Christoph Petersen

    Zu Beginn der Produktion hieß der sechste „Alien“-Film noch „Prometheus 2“, bevor er schließlich seinen finalen Kinotitel „Alien: Covenant“ erhielt. Aber nicht nur in der Geschichte des Titels offenbart sich die Dualität des Projekts, auch der fertige Film erweist sich gleichsam als bildgewaltiger Brückenschlag – zwischen den Visionen des Regisseurs und den Wünschen der Fans, zwischen dem episch-philosophischen „Prometheus – Dunkle Zeichen“ und dem konzentriert-klaustrophobischen Ur-„Alien“ von 1979. In seinem Prequel-Blockbuster „Prometheus“ thematisierte Franchise-Rückkehrer Ridley Scott 2012 nicht weniger als die Herkunft der Menschheit – ein visionäres Unterfangen, aber eben nicht das, was sich viele Kinogänger von einem „Alien“-Film erwartet hatten. Schlussendlich landete „Prometheus“ mit einem weltweiten Einspiel von knapp über 400 Millionen Dollar am unteren Ende der finanziellen Erwartungen. In „Covenant“ besinnen sich die Macher auch deshalb wieder mehr auf die klassischen Qualitäten der Reihe – mehr Aliens, mehr Horror, weniger offene Fragen. Zugleich lässt es sich Ridley Scott aber auch nicht nehmen, eine von Richard Wagners „Das Rheingold“ inspirierte Abhandlung über die Beziehung von Schöpfer und Schöpfung in seinem diesmal wieder deutlich blutigeren Weltraum-Gemetzel unterzubringen.

    Als das Kolonisationsschiff Covenant sieben Jahre vor seiner planmäßigen Ankunft von einer verheerenden Stoßwelle getroffen wird, weckt der Bord-Androide Walter (Michael Fassbender) die übrigen Mitglieder der Crew vorzeitig aus ihrem Kälteschlaf auf. Während das Team um den nach einem Unglücksfall zum Kapitän beförderten Christopher Oram (Billy Crudup), die Terraforming-Spezialistin Daniels (Katherine Waterston) und den Piloten Tennessee (Danny McBride) versucht, die entstandenen Schäden so gut es geht zu beheben, erreicht die Covenant ein Notsignal, auf dem eine menschliche Stimme John Denvers Country-Klassiker „Take Me Home, Country Roads“ singt. Ein erster Scan des Herkunftsplaneten der Nachricht zeigt, dass dieser wahrscheinlich sogar noch besser zur Besiedlung geeignet wäre als der ursprüngliche Zielplanet der Mission. Während Daniels offiziell Protest anmeldet, entscheidet Kapitän Oram, sich die Sache genauer anzusehen – mit fatalen Folgen…

    Wenn sich der auf die Planetenoberfläche entsandte Stoßtrupp nach einer imposant inszenierten Wasserlandung auf den Weg macht, um die Herkunft des Notsignals zu erforschen, erinnert der Film in bestmöglicher Weise an die epochalen Naturimpressionen aus den Auftaktminuten von „Prometheus“ – in Anbetracht dieser atemberaubend-rauen Schönheit kommt man aus dem Staunen tatsächlich kaum noch raus. Aber natürlich ist „Covenant“ keine IMAX-Naturdoku – und so entwickeln versehentlich freigesetzte Sporen schon bald unschöne Nebenwirkungen (im Gegensatz zu „Prometheus“ verhalten sich dieses Mal nicht die Wissenschaftler, sondern die Soldaten wie Deppen). Dabei wird direkt ein im wahrsten Sinne des Wortes Mordstempo vorgelegt: Unmittelbar nachdem das erste Alien aus dem Rückgrat eines Infizierten (während ursprünglich gar keine Xenomorphs vorkommen sollten, gibt es jetzt sogar verschiedene Arten) herausgeborsten ist, folgt eine etwa zehnminütige, extrem hochgetaktete Sequenz, die einem kaum noch Zeit zum Luftholen lässt. In diesen Szenen erreicht der Film eine atemlose Spannung, an die er anschließend nicht wieder herankommt.

    Dass das Nägelkauen insgesamt eher zu kurz kommt, hat vor allem zwei Gründe: Im Vorfeld war zwar immer wieder zu hören, dass man mit „Covenant“ nach dem mit Ausnahme der Alien-Abtreibung nahezu jugendfreien „Prometheus“ nun wieder zu den Horror-Wurzeln der Reihe zurückkehren wolle. Aber während der Film tatsächlich um ein Vielfaches blutiger ist als sein direkter Vorgänger, besinnt sich Ridley Scott in „Covenant“ eben nicht auf den klaustrophobisch-atmosphärischen Schrecken des Originals, sondern setzt stattdessen auf hochtourige Splatter-Action (vor allem im Finale, das so mit Ausnahme des Aliens auch aus einem „Fast & Furious“-Film stammen könnte). Zudem lässt einen auch die neue Crew eher kalt. Weil es sich um eine Kolonisationsmission handelt, besteht das Team zwar vornehmlich aus Ehepaaren, was direkt für eine gewisse emotionale Fallhöhe sorgt. Aber darüber hinaus entwickelt so gut wie niemand ein greifbares Profil – am ehesten gelingt das noch Billy Crudrup („Almost Famous“) als strenggläubigem Ersatz-Kapitän, wobei das angeschnittene Religionsthema über ein paar Anspielungen hinaus auch nicht weiter ausgeführt wird. Wir empfehlen deshalb, sich vor dem Kinobesuch unbedingt die viralen Marketing-Videos zu „Covenant“ anzuschauen, denn in diesen kommt man den Crew-Mitgliedern zum Teil näher als im Film selbst (und auch der superkurze Cameo-Auftritt von James Franco wirkt dann nicht mehr ganz so merkwürdig):

    Dass die Covenant-Crew so kurz kommt, hat dabei einen einfachen Grund: Ab der eröffnenden Rückblick-Szene, in der David (Michael Fassbender) seinem Schöpfer Peter Weyland (Guy Pearce) auf dem Flügel den Einzug der Götter in Walhall aus „Das Rheingold“ vorspielen muss, ist „Covenant“ jederzeit anzumerken, dass das Abmetzeln noch einer weiteren Raumschiff-Crew für Ridley Scott vor allem Mittel zum Zweck ist, um seine philosophischen Ideen aus „Prometheus“ weiterführen zu können. Wenn die Androiden David und Walter aufeinandertreffen, von denen der eine zwar technisch weiterentwickelt ist, aber dafür im Gegensatz zu seinem Vorgängermodell keine eigenen kreativen Impulse mehr entwickeln kann, dann sind das wenig überraschend die erzählerischen Höhepunkte des Films – wobei es Michael Fassbender („Assassin’s Creed“) in seiner Doppelrolle grandios gelingt, die feinen Programmierunterschiede zwischen den äußerlich identischen Robotern herauszuarbeiten. Bei den philosophisch konnotierten Androiden-Diskussionen über Schöpfung, Kreativität, Götter und Gefühle wird übrigens ganz handfest auch gleich die Entstehung der Xenomorphs mit aufgerollt – und während „Prometheus“ noch dafür kritisiert wurde, dass der Film sein Publikum mit zu vielen offenen Fragen zurückließ, wird in „Covenant“ nun sogar eher zu viel erklärt. Langsam droht das ikonische Leinwandmonster so seinen mythischen Schrecken zu verlieren.

    Fazit: Ein bildgewaltiger Sci-Fi-Action-Horrorfilm mit einigen grandios-intensiven Sequenzen, der zu viele Hintergründe einfach geradeheraus „erklärt“ und darüber viele seiner eigentlich zentralen Figuren vernachlässigt.

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