Dieser Film hinterlässt ein flaues Gefühl in der Magengegend...bei mir definitiv angesichts dieses unreflektierten Patriotismus in manchen Teilen der USA.
Um es vorweg zu nehmen, in meinen Augen wird der Film zu Unrecht in die Ecke reaktionärer Hurraschreierei um einen - ja ich bezeichne ihn so - Mörder gedrängt. Eastwood hat es auf fast schon erschreckende Weise geschafft, absolut neutral zu bleiben. Die Darstellung der Geschehnisse und seine Mitmenschen begleitenden Gefühle um einen hochdekorierten Soldaten des Irakkrieges sind in meinen Augen nichts Anderes als eine sehr gut bebilderte und gespielte Dokumentation. Eastwood het keine Stellung bezogen, er hat gezeigt. Nicht mehr und nicht weniger.
Aber genau das ist auch das Problem. Der (wohl gewollte) Verzicht, die Hintergründe dieses unsäglichen Krieges zu beleuchten, einfach nur die Kamera in die Geschehnisse zu halten, macht den Film zum Thema vieler Diskussionen. Meiner Meinung nach wirft man dem Film zu Unrecht Reaktionismus vor, es ist eher der Verzicht auf Hintergründe, der mich zwiespältig zurück lässt. Stellung zu beziehen hätte diesem Film den letzten Schliff gegeben...meiner Meinung nach. Allerdings überlässt Eastwood es dem Zuschauer, sich seine Meinung zu bilden...ich habe vor und nach dem Film keine Sympathien für Chris Kyle und kann nach wie vor nur den Kopf schütteln angesichts der unkritischen Auseinandersetzung selbst schwer betroffener Menschen mit diesem Krieg. Ist Eastwood unkritisch, gar patriotisch oder Reaktionär? Diese Frage kann ich nicht beantworten, denn Eastwood gelingt es, keinerlei Stellung zu beziehen, er zeigt, er erzählt (nicht seine Geschichte), er bleibt absolut neutral.
Was bleibt ist ein Film, der dennoch beeindruckte. Eastwood ist und bleibt ein großartiger Erzähler. Seine Stilmittel, die Geschichte ruhig und detailliert zu durchleuchten, die Schauspielkunst, der Einsatz von Musik und Bildschnitt...großes Kino.
Eine deutliche Einstellung gegen Krieg und Brutalität auf beiden Seiten hätte nach meiner Meinung die ersehnten Oscars gebracht.
Aber das ist nicht der Wunsch des Regisseurs. Er wollte dabei sein, und er war dabei. So intensiv, dass ich aus dem Kino ging und den Eindruck hatte, ich wäre selbst in Mitten dieses Wahnsinns gewesen.
Eastwood hat ein ein beeindruckendes spätes Meisterwerk hinterlassen, trotz oder gerade wegen dem vollständigen Verzicht, seine eigene Meinung mit diesem Film zu zeigen. Das überlässt er dem Zuschauer....und dessen Intelligenz.