"American Sniper" war für mich der erste große Film 2015, auf den ich mich richtig gefreut habe.
Die Trailer sahen unglaublich spannend aus und die Thematik kombiniert mit dem Drama versprach nicht zuletzt dank Bradley Cooper packende Unterhaltung - die Erwartungen waren hoch.
Jetzt stellt sich die übliche Frage, ob der Film die Erwartungen erfüllt hat?
Meiner Meinung nach nicht ganz.
Woran das liegt, werd ich gegen Ende aufdecken, anfangen möchte ich nämlich mit den großen Stärken des Films.
An erster Stelle sollte man dabei Bradley Cooper nennen, der sich nicht nur körperlich für die Rolle voll ins Zeug gelegt hat, sondern vor allem schauspielerisch alle anderen Schauspieler an die Wand spielt und völlig zu Recht eine Oscarnominierung dafür erhalten hat.
In einem Moment sieht man seine Kompromislosigkeit wenn es darum geht sein Land sowie andere Soldaten zu schützen, wenn er zum Beispiel Frauen und Kinder abschießt.
Im nächsten Moment sieht man dann seine gefühlvolle Seite, bei seiner Hochzeit und der Geburt seines Sohnes.
Beide Seiten der Medaille bringt Cooper fantastisch und absolut glaubhaft rüber, vor allem wenn es um die Darstellung der psychischen Folgen aller vergangenen Situationen.
Er sieht und verursacht viel Leid, Schmerz und Tod, deren Folgen man teilweise selbst spürt, weil man richtig mitfühlt.
Spannend wird es dann wenn Chris Kyle (Bradley Cooper) am Abzug ist und man trotz Ruhe und leeren Gassen gespannt dasitzt und sogar leicht Panik bekommen kann, weil man weiß, da wird was passieren.
Und passiert dann etwas, wird es noch spannender, da nicht sofort geschossen wird.
Man sieht wie sich die Situationen zuspitzen und fragt sich oft, ob er schießen wird oder nicht, während sich auf der Leinwand der Finger Richtung Abzug bewegt und die Spannung immer weiter steigt.
Untermalt werden diese Szenen von einem fantastischen Score, der die Spannung noch mal erhöht und einen von Sekunde zu Sekunde ungeduldiger auf die Leinwand starren lässt.
Oft fragt man sich dann als Zuschauer, wie man selbst in so einer Situation handeln würde, was einen nur noch mehr in den Film reinzieht und bis zum Ende nicht loslässt.
Diese spannenden und dramatischen Momente werden allerdings von der Action unterbrochen um nicht zu sagen gestört.
Natürlich gehört die Action bei dieser Thematik zur Geschichte dazu und es ist wichtig die Ereignisse zu zeigen, da man sonst die Einsätze mitten drin beenden müsste, was noch ärgerlicher und unbefriedigender für die Zuschauer wäre.
Allerdings dauern die handvoll Actionszenen zu lang und lenken sehr von dem Drama ab - eine gelungene Mischung sieht anders aus.
Für ein Drama hat man also zu viel Action reingepackt, für einen Actionfilm wiederum ist es zu wenig.
Somit ist die Action trotz richtig guter Inszenierung auf Dauer eher ein Störfaktor.
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Worte zu den anderen Kritiken aus aller Welt verlieren.
Dort wurden zum Beispiel die Lügen kritisiert, die Chris Kyle in seinem Buch verbreitet hat und die man im Film nicht korrigiert hat.
Dazu möchte ich anmerken, dass ich hier keine Doku oder Bio-Pic sondern ein Film sehen wollte, weswegen mich die Lügen weinig störten.
Außerdem sei der Film zu patriotisch und heroisch gemacht heißt es.
Das mag stimmen, aber auch das hat mich nicht gestört, da man das ja mittlerweile gewohnt ist und es wie gesagt eben ein Film ist.
Da sollte man so oder so nicht alles auf die Goldwage legen, sondern anschauen und genießen - wer mehr Realität pur will, sollte eh nicht ins Kino gehen.
Fazit:
In den besten Momenten ist "American Sniper" ein großartiges Drama mit einigen sehr spannenden Szenen und einen unglaublich guten Bradley Cooper.
Allerdings sind die Actionszenen etwas zu lang und zahlreich geraten, wodurch man von der Dramatik und Spannung abgelenkt wird - weniger wäre hier mehr gewesen.
Wertung: 4 von 5 Sternen