Die ironisch überspitzte, in ihrem Humor den Werken von Monty Python nicht unähnliche Komödie „Jacky im Königreich der Frauen“ bietet eine herrlich skurrile Grundsituation: In einer Diktatur, die insbesondere an Nordkorea, aber auch an andere totalitäre Regime erinnert, unterdrücken die Frauen die Männer. Während letztere verschleiert sein müssen und kaum ein Mitspracherecht haben, leiten die Frauen die politischen und gesellschaftlichen Geschicke der Volksrepublik. Aus dieser Prämisse kitzelt Regisseur Riad Sattouf einige starke Pointen und komische Szenen heraus. Zugleich lässt er allzu viele Chancen der vielversprechenden Ausgangssituation ungenutzt, weswegen die mit Slapstick-Elementen angereicherte Persiflage als Ganzes letztlich recht trivial ausfällt.
In der Volksrepublik Bubunne regieren die Frauen über die Männer. Während die bewaffneten Damen in Uniformen notgeil durch die Gegend patrouillieren, führen die verschleierten Herren den Haushalt und beten kleine „Pferdchen“ als heilige Wesen an. Der 20-jährige Jacky (Vincent Lacoste) lebt noch bei seiner Mutter in einem entlegenen Kaff und ist der Schwarm aller Frauen. Der Jüngling selbst hat aber nur Augen für „La Colonelle“ (Charlotte Gainsbourg), die Tochter und Thronfolgerin der greisen Diktatorin von Bubunne (Anémone). Jacky will der „große Dödel“ der Colonelle werden, sie also heiraten. Hierfür benötigt er eine der teuren Eintrittskarten zum Ball im Regierungspalast, bei dem die Colonelle ihren Herzbuben erwählen will. Doch das ist leichter gesagt als getan. Erst einmal sorgt es für reichlich Chaos, dass Jackys Onkel Julin (Michel Hazanavicius) im Untergrund für die Rechte der Männer kämpft.
Nach „Jungs bleiben Jungs“ ist „Jacky im Königreich der Frauen“ der zweite Kinofilm von Riad Sattouf. Das Debüt lebt vor allem von Vincent Lacoste, der den von der Pubertät gebeutelten Protagonisten zum liebenswerten Charakter formt. Bei „Jacky im Königreich der Frauen“ übernimmt Lacoste nun abermals die Hauptrolle, die jener aus „Jungs bleiben Jungs“ trotz der gänzlich anderen Prämisse nicht unähnlich ist: Auch hier ist der Held nicht gerade heroisch, sondern eher etwas ungeschickt und allzu gutgläubig, trägt das Herz aber am rechten Fleck. In einer kleinen Nebenrolle, die erst gegen Ende an Wichtigkeit gewinnt, tritt Charlotte Gainsbourg („Nymphomaniac“) auf. Im Schlussteil des Films geben Lacoste und Gainsbourg ein sinnbildliches Traumpaar ab, das die Kernaussage der Geschichte auf den Punkt bringt: Hoch lebe die Gleichberechtigung der Geschlechter!
Der Fokus in „Jacky im Königreich der Frauen“ liegt aber nicht allein auf diesen zwei Protagonisten. Es ist vielmehr ein Ensemblefilm, bei dem alle Darsteller sich mit markanten und engagierten Auftritten beweisen können. Riad Sattouf ist selbst auch Schauspieler und scheint so besonders darauf bedacht, nun selbst den Akteuren Freiräume zu gewähren. Das Multitalent des Regisseurs ist auch in anderen Bereichen zu bemerken. So war Sattouf als Comiczeichner und Karikaturist auch langjähriger Mitarbeiter der Satirezeitschrift „Charlie Hebdo“. Dass in diesem Beruf wichtige „schnell auf den Punkt kommen“ ist so auch in seinen Filmen zu bemerken. „Jacky im Königreich der Frauen“ hat so neben der eigentlichen Geschichte immer wieder episodische, klar auf Pointen getrimmte Einschübe. Absurde Aufnahmen von Männern, die in Zeitlupe tanzen, oder kleine Nebenplots, die nicht zwingend etwas zur Handlung beisteuern, unterbrechen immer wieder das eigentliche Geschehen.
Dies unterstützt allerdings zusätzlich, dass „Jacky und im Königreich der Frauen“ als Ganzes nicht so „auf den Punkt gebracht“ wird, wie manch einzelne Pointe. So ist die Etablierung der Prämisse deutlich zu langezogen. Erst gen Ende findet Riad Sattouf auch für die große Haupthandlung die nötige Zuspitzung, die er vor allem mit einem plakativen Schlussbild erreicht. Hier wird die klare Botschaft dann auch unmissverständlich präsentiert. Bis dahin gibt es einigen Slapstick und teilweise albernen Klamauk, was nicht durchgängig amüsant geraten ist.
Fazit: Überspitzte Komödie rund um Geschlechter- und Rollenbilder, deren skurrile Prämisse über weite Strecken bloßer Anlass für eine Sketch-Parade ist…