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    Die Simpsons: Der längste Kita Tag
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Die Simpsons: Der längste Kita Tag
    Von Andreas Staben

    Schon bald nach dem Erfolg von „Die Simpsons - Der Film" im Sommer 2007, mit dem die berühmte gelbe Fernsehfamilie aus Springfield nach fast 20 Jahren TV-Dasein ihr Kinodebüt gab, wurde die Möglichkeit einer Fortsetzung diskutiert, aber konkret wurde es nie. Fast schien es, als sollte der Ausflug auf die große Leinwand eine einmalige Sache bleiben. Aber nun gibt es doch ein Comeback: Der Vierminüter „Die Simpsons: Der längste Kita Tag" ist als Vorfilm zu „Ice Age 4 - Voll verschoben" zu sehen und soll der Auftakt zu einer ganzen Reihe von „Simpsons"-Kurzfilmen sein. Und das ist eine gute Nachricht, denn die wieder von David Silverman inszenierte dialogfreie Mini-Episode besitzt die alten Stärken der TV-Folgen: clevere Anspielungen, anarchischen Witz, visuellen Einfallsreichtum und überraschende Wendungen.

    Marge Simpson ist in Eile und gibt Baby Maggie in der Kindertagesstätte ab. Aber die „Ayn Rand School for Tots" ist keine alltägliche Institution. Hier werden die Kleinkinder buchstäblich auf ihr Potential hin durchleuchtet und das bedeutet für Maggie, dass sie die luxuriös ausgestattete Abteilung für Hochbegabte nur von ferne sieht und stattdessen in die weit weniger verlockende Gruppe mit dem Label „Nichts Besonderes" eingestuft wird. Hier trifft sie auf ihre Nemesis, das Baby Gerald mit seiner durchgehenden Augenbraue. Maggie ist mit dem kleinen Fiesling, der mit einem Hämmerchen bewaffnet ist, ganz allein und versucht einige Raupen vor ihm zu retten...

    „Der längste Kita Tag" ist ein Novum im Simpsons-Universum und zugleich ein Rückgriff auf Altbewährtes. Erstmals gibt es die gelben Helden in 3D im Kino und zum allerersten Mal spielt Baby Maggie die Hauptrolle, das aber zuvor schon einmal (in „Bühne frei für Marge", einer Episode der vierten Staffel) einen Tag an der Ayn Rand School for Tots verbrachte. Der 3D-Einsatz fällt insgesamt angenehm unaufdringlich, dabei jedoch durchaus wohlüberlegt aus und verstärkt vor allem einen netten Schreckmoment wirkungsvoll. Und dieser Schrecken ist in der thematisch ziemlich düsteren Episode besonders wichtig. Denn hier fällt nicht zufällig der Name Ayn Rand. Die umstrittene Autorin und Philosophin („Atlas Shrugged") ist eine einflussreiche Vordenkerin des radikalen Liberalismus und Kapitalismus und gilt auch für die konservative Tea-Party-Bewegung als prägend.

    Mit ihrer kleinen Kita-Szene nehmen die „Simpsons"–Macher das Erbe der Autorin subtil aufs Korn, selbst die himmelstürmerische Ästhetik der Rand-Verfilmung „Ein Mann wie Sprengstoff" wird hier zitiert. Für die Demontage des sozialdarwinistisch anmutenden Gesellschaftsbilds vieler Rand-Anhänger reichen hier kurze Impressionen ganz ohne Dialog – man beachte nur den vielsagenden Kontrast zwischen den Räumen der vermeintlich Hochbegabten und der dunklen Kammer für die verächtlich vernachlässigten anderen Kinder. Diese sozialkritische Dimension geht an den kleinsten „Ice Age"-Zuschauern natürlich vorbei, die lassen sich hier eher von der schwungvollen Musik von Hans Zimmer mitreißen, aber wenn sich am Ende ganz ohne Brimborium das Mitgefühl gegen den rücksichtslosen Egoismus durchsetzt, ist das eine universell verständliche Botschaft.

    Fazit: Vier Minuten „Die Simpsons" wie wir sie lieben: respektlos, einfallsreich, lustig und clever.

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