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    Woman Knight
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Woman Knight
    Von Katharina Granzin

    Schön ist es, wenn Frau sich beizeiten im Schwertkampf geübt hat. Das hilft nicht nur gegen Feinde aller Art, sondern sieht auch sehr gut aus. Fast besser als bei Männern. Das beweist einmal mehr „Woman Knight" ein Martial-Arts-Film aus Hongkong, der mehr zu bieten hat als nur spektakuläre Kampfszenen. In einer nicht ganz gelungenen, aber hochinteressanten Mischung aus Actionfilm und Biopic porträtiert der ungemein produktive Regisseur Herman Yau – mit gerade einmal 51 Jahren hat er schon über 70 Filme gedreht – die legendäre chinesische Feministin Qiu Jin. Die Dichterin und Revolutionärin lebte von 1875 bis 1907 und ging als furchtlose Kämpferin gegen die Herrschaft der Qing-Dynastie in die Geschichte ihres Landes ein, wo man sie bis zum heutigen Tag verehrt.

    China Anfang der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts: Die fünfjährige Qiu Jin weigert sich, ihre Füße zu „Lotusfüßchen" binden zu lassen und zeigt früh ihr aufsässiges und eigenwilliges Gemüt. Als Teenager trainiert sie hingebungsvoll den Schwertkampf und verhilft einer jungen als Kinderbraut verkauften, geschlagenen Frau zur Freiheit. Nachdem Qiu Jin (erwachsen: Yi Huang) geheiratet und zwei Kinder bekommen hat, überredet sie ihren Mann (Kevin Cheng), sich einen Posten in der kaiserlichen Administration zu kaufen und nach Peking zu ziehen. Hier knüpft sie Kontakte zu anderen fortschrittlich denkenden Frauen und Männern und verlässt ihre Familie. In Japan schließt sie sich dem revolutionären Untergrund an, ehe sie nach China zurückkehrt und den aktiven Kampf gegen die Qing-Dynastie aufnimmt. Als kaiserliche Truppen 1907 die unter ihrer Leitung stehende Kampfkunstakademie stürmen, muss sich Qiu Jin nach zäher Gegenwehr beugen und wird verhaftet. Mit nur 31 Jahren blickt sie ihrer Hinrichtung entgegen...

    „Woman Knight" beginnt mit einer furiosen und brillant gefilmten Kampfszene. Die resolute Revoluzzerin Qiu Jin, deren Martial-Arts-Schule zu einer heimlichen Rekrutierungszentrale für Aufständische geworden ist, versucht während der Erstürmung der Akademie durch die Soldaten des Kaisers belastende Dokumente zu verbrennen, wobei sie ein angreifender Offizier ertappt. Ein erbitterter Kampf entbrennt, in dem das brennende Papier eine zentrale Rolle spielt. Regisseur Herman Yau beginnt mit einem Paukenschlag, dem bald die Verhaftung der Heldin folgt. Die Tage im Gefängnis bilden dann den Rahmen für lange Rückblenden, in denen die Vorgeschichte Qui Jins aufgeblättert wird. Durch diese Dramaturgie wird der Legendenstatus der Dichterin und Revolutionärin noch unterstrichen, aber insgesamt wirkt sie hier dennoch eher wie eine Comic-Heldin.

    Die flache Figurenzeichnung ist zwar im Martial-Arts-Genre nichts Außergewöhnliches, aber das dramatische Potential des historischen Stoffes wird dadurch zu großen Teilen verschenkt. Eine Konstellation wie die Beziehung zwischen drei völlig gegensätzlichen Charakteren – hier die brillante Frau, dort der leichtfertige Ehemann, zwischen beiden der intellektuelle Freund Qiu Jins – lädt förmlich zu einer psychologisch ausgefeilten Darstellung der Figuren ein. Doch diese Art der Komplexität interessiert Herman Yau nicht, er bleibt strikt innerhalb der Martial-Arts-Genregrenzen und damit an der Oberfläche. Mit seiner allzu groben Figurenzeichnung gerät er aber trotzdem zwischen die Stühle, denn er lässt nicht nur die Chance auf ein ernsthaft ausgestaltetes biografisches Drama ungenutzt, sondern versäumt es auch, stattdessen auf mehr Action und Schwertkampfszenen zu setzen und so kommt es zwischendurch zu gelegentlichem Leerlauf.

    Fazit: Martial-Arts-Filme mit weiblichen Hauptfiguren sind rar. Allein deswegen ist „Woman Knight" sehenswert, zumal das Leben der chinesischen Feministin und Revolutionärin Qiu Jin ein aufregender Stoff ist. Dem wird Regisseur in seiner Vielfalt zwar nicht annähernd gerecht, aber immerhin sind die Kampfszenen perfekt inszeniert.

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