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    Sex Tape
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Sex Tape
    Von Christoph Petersen

    Von It-Girls wie Paris Hilton oder Kim Kardashian heißt es ja immer gern, sie seien nur berühmt dafür, berühmt zu sein. Aber so ganz stimmt das natürlich nicht, schließlich haben beide ihre Popularität zu einem beachtlichen Teil auch ihren in Umlauf befindlichen Sex Tapes zu verdanken und ihre intimen Videos haben auf den einschlägigen Internet-Plattformen wesentlich mehr Zuschauer angeregt als ihre versammelten Reality-TV-Formate jemals erreichen werden. Nun drehen in Jake Kasdans Komödie „Sex Tape“ auch Cameron Diaz und Jason Segel ihr privates Schmuddelfilmchen, wobei die beiden Hollywoodstars einen zusätzlichen Karriereschub aktuell absolut nicht nötig haben: Während Diaz mit „Bad Teacher“ und „Die Schadenfreundinnen“ gerade einen zweiten Box-Office-Frühling erlebt, ist Segel der Einzige aus der „How I Met Your Mother“-Clique, der seinen TV-Ruhm auch in eine veritable Leading-Man-Leinwandkarriere ummünzen konnte. Aber schaden wird den beiden ihr „Sex Tape“ auch nicht, denn selbst wenn ihr akrobatischer Matratzensport (inklusive Salto mit punktgenauer Penislandung) eher schmerzhaft als sexy anmutet, hat der Film doch zum Teil herrlich überdrehte Pointen zu bieten.

    Annie (Cameron Diaz) und Jay (Jason Segel) lieben sich auch nach zehn Jahren Ehe wie am ersten Tag, aber während sie zu Beginn ihrer Beziehung praktisch rund um die Uhr und an allen erdenklichen Orten Sex hatten, bleibt mit zwei Kindern und zwei Jobs inzwischen kaum noch Zeit dafür. Um wieder frischen Wind ins Schlafzimmer zu bringen, kommt Annie deshalb die Idee, die nächste Liebesspiel-Session (bei der alle Stellungen aus dem sehr dicken Ratgeber „The Joy of Sex“ durchgeturnt werden) mit dem iPad festzuhalten. Und der Plan geht auf: Der Sex ist unglaublich! Als Annie ihren Ehemann anschließend bittet, das Video doch bitte gleich wieder zu löschen, „vergisst“ der das allerdings – und so kommt es, wie es kommen muss: Nach einem Synchronisations-Unfall haben plötzlich auch eine Reihe Bekannter (+ der Postbote), denen Jay seine alten iPads geschenkt hat, das Video auf ihren Geräten. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, um die iPads zurückzubekommen, bevor jemand das dreistündige Porno-Epos entdeckt…

    Die Idee und das originale Skript zu „Sex Tape“ stammen von Sitcom-Produzentin Kate Angelo, deren ersten Gehversuche als Kino-Drehbuchautorin in der unsäglichen RomCom „Plan B für die Liebe“ mit Jennifer Lopez mündeten. Und auch „Sex Tape“ merkt man – vor allem beim unpassend weichgewaschenen und irgendwie auch aus dem Nichts kommenden Happy End – noch hin und wieder ihr arg konservatives Familienbild und ihr mangelndes Gespür fürs Timing an. Aber „Bad Teacher“-Regisseur Jake Kasdan hat zum Glück nicht einfach den ersten Entwurf verfilmt, sondern zunächst noch seinen Star Jason Segel und dessen Schreibpartner Nicholas Stoller (die beiden haben gemeinsam auch schon die Bücher zu „Männertrip“, „Fast verheiratet“ und „Die Muppets“ verfasst) auf das Skript angesetzt, um die mitunter etwas lehrstückhafte Beziehungskomödie mit dem für sie typischen Anarcho-Humor aufzupeppen.

    Und was sollen wir sagen: Das Duo hat ganze Arbeit geleistet! Ihre hemmungslos-dadaistische Handschrift zeigt sich nun vor allem in der Figur des von Rob Lowe („The West Wing“) verkörperten, vollkommen unberechenbaren Spielzeugfabrikanten Hank Rosenbaum. Auf dessen Anwesen finden sich nicht nur ein mit „König der Löwen“-Zitaten abgerichteter Schäferhund und doppelendige Dildos, an den Wänden hängen auch überall großformatige Porträts, auf denen berühmte Szenen aus Disney-Klassikern zu sehen sind – nur wurden hier die Antlitze der Animations-Helden durch das des Spielzeug-CEO ersetzt (der beste Running Gag des Films). Die knappe halbe Stunde im Haus des Konzernbosses, der einen Kauf von Annies Mama-Blog anstrebt und auch eines der iPads abbekommen hat, ist die klar stärkste des Films: Hier wird dem Wahnsinn freier Lauf gelassen und Lowe begeistert als zuverlässiger Szenendieb!

    Ansonsten ist der Mix aus warmherziger Familienkomödie und anzüglichen Erwachsenen-Zoten nicht immer stimmig (vor allem das YouPorn-Happy-End wirkt trotz namhafter Cameo-Überraschung wenig glaubhaft hingebogen) und auch das Apple-Product-Placement nervt irgendwann gewaltig (die Familie benötigt zwar das Geld von Annies Blog-Verkauf, aber Jay verschenkt dennoch massenhaft iPads und benötigt für sein ausgefeiltes Playlist-System immer zwei aktuelle Modelle auf einmal). Aber das ist beides verzeihlich: Denn zum einen stimmt die Chemie zwischen den Stars Diaz und Segel (der schon in „Bad Teacher“ viel besser zu ihr gepasst hat als Justin Timberlake), die sich zudem noch überraschend freizügig präsentieren (von Segel hätten wir nach seinem Nacktauftritt in „Nie wieder Sex mit der Ex“ nichts anderes erwartet, aber auch Diaz hat sich lediglich in der oben angedeuteten Salto-Szene von einer Cirque-du-Soleil-Akrobatin doubeln lassen). Und zum anderen ist es fast schon wieder cool, im selben Film erst Schleichwerbung für den Saubermann-Konzern Apple und anschließend für die Porno-Plattform YouPorn zu machen.

    Fazit: „Sex Tape“ gerät vor allem dank Rob Lowe zwischenzeitlich so herrlich absurd, dass man gerne über das allzu süßliche Finale der Komödie hinwegsieht.

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