Dieser Film hat für mich vor allem ein großes Problem und das sind die Dialoge. Dialoge werden dadurch interessant, dass man durch sie etwas Neues über die Charaktere erfährt, aber das ist bei The Counselor nicht der Fall, obwohl er auf den ersten Blick sehr viel Wert auf Figurenzeichnung und Story zu legen scheint. Stattdessen bekommt der Zuschauer ständig irgendwelche wirren Metaphern und philosophischen Denkanstöße über die Dialoge vermittelt, was auf Dauer nicht nur nervt, sondern auch das Problem mit sich bringt, dass man die Handlung nicht mehr richtig verfolgen kann. Die einzelnen Verstrickungen der Figuren sind teilweise nicht nachvollziehbar, viele Fragen werden nur halbherzig beantwortet. Das hatte zur Folge, dass ich mir am Ende nicht sicher war, was mir der Film eigentlich erzählen wollte. Für eine Studie über Gier fehlte der Tiefgang in den Charakteren und eine richtige Charakterentwicklung. Für einen schonungslosen Blick in die Wirrungen des Drogenkriegs war der Film zu oberflächlich, da er die philosophischen Dialoge über Informationen für den Zuschauer stellt. Natürlich kommt so auch zu keiner Zeit wirklich Spannung auf - höchstens am Ende - auch wenn bereits nach 15 Minuten klar ist, wer hinter allem steckt.
Positiv zu bemerken ist allerdings die Konsequenz der Geschichte. Auch wenn sich mir die künstlerische Vision hinter all dem nicht erschließt, ist es doch bewundernswert, dass der Film einen mitten ins Geschehen wirft und an einem unbestimmten Punkt wieder aufhört. Dabei macht er keine Kompromisse und zeigt Bilder brutalster Gewalt, wie man sie noch nicht in so einem Film gesehen hat. Nebenbei hat er auch eine obskure Sexszene zu bieten, die zwar völlig losgelöst vom Rest der Handlung ist, aber in Erinnerung bleibt.
Handwerklich gibt es rein gar nichts an dem Film auszusetzen. Ridley Scott ist ein Meister seines Fachs. Von der Kamera, über Licht, Schnitt und dem Soundtrack - hier stimmt alles. Das Starensemble weiß ebenfalls zu überzeugen. Michael Fassbender zeigt einmal mehr, warum er einer der besten Schauspieler seiner Generation ist. Sein Counselor gewinnt durch ihn wenigstens ein bisschen Tiefe, die ihm das Drehbuch nicht zugesteht. Cameron Diaz, Javier Bardem und Brad Pitt sind allesamt sehr spielfreudig, während Penelope Cruz immerhin nett anzuschauen ist.
Am Ende ist The Counselor vielleicht kein schlechter Film, sondern nur ein unrunder, der es weder schafft zu fesseln, noch zum Nachdenken anzuregen und fragende Gesichter hinterlässt.