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    Black Butterfly - Der Mörder in mir
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Black Butterfly - Der Mörder in mir
    Von Stephan Petersen

    Im Thriller „Misery“ nach der Romanvorlage von Stephen King erlebt Schriftsteller Paul Sheldon (James Caan) seinen ganz persönlichen Albtraum. Nach einem Autounfall glaubt er zunächst, Glück im Unglück zu haben, denn die ehemalige Krankenschwester und Bewunderin seiner Werke Annie Wilkes (Oscar für Kathy Bates) pflegt ihn in ihrem Haus. Doch nach und nach entpuppt sich die Helferin als durchgeknallte Psychopathin, die über sein Leben und seine Arbeit bestimmen will. Mit einer vergleichbaren feindlichen Übernahme bekommt es auch die Autorin in Roman Polanskis Drama „Nach einer wahren Geschichte“ zu tun, das bei den Filmfestspielen in Cannes 2017 seine Premiere erlebte. Nun präsentiert uns Regisseur Brian Goodman („Boston Streets“) eine weitere Variante des „Schriftsteller wird von gutem Samariter bedrängt“-Szenarios. In seinem Thriller „Black Butterfly“ nistet sich ein von Jonathan Rhys Meyers gespielter hilfsbereiter Landstreicher im Haus von Antonio Banderas‘ Erfolgsautor Paul ein. Aber was führt der mysteriöse Gast im Schilde? Das ist nur eine von vielen spannenden Fragen, die das Publikum während dieses intensiven und exzellent gespielten Zwei-Personen-Kammerspiels in Atem halten – bis zum zwiespältigen Ende.

    Schriftsteller Paul (Antonio Banderas) war einst ein gefeierter Bestsellerautor. Doch das ist viele Jahre her. Seit geraumer Zeit hat er nichts Vernünftiges mehr abgeliefert, seine Ehefrau (Alexandra Klim) hat ihn verlassen. Nun sitzt er häufig allein in seiner Berghütte vor einem leeren Blatt Papier und ertrinkt mit Whiskey sein Selbstmitleid. Doch nicht einmal das soll ihm bleiben, denn aufgrund von Geldproblemen muss er das Haus verkaufen. Als Paul sich mit seiner Maklerin Laura (Piper Perabo) trifft, gerät er in eine Auseinandersetzung mit einem LKW-Fahrer. Der Streit droht zu eskalieren, doch dann springt Paul der Obdachlose Jack (Jonathan Rhys Meyers) zur Seite. Daraufhin lädt der Künstler seinen Helfer aus Dankbarkeit ein, bei ihm zu übernachten. Aber aus einer Nacht werden Tage: Jack führt Reparaturen an der Hütte durch, putzt und bereitet das Essen zu. Immer tiefer taucht er in Pauls Leben ein. Schließlich interessiert er sich auch für dessen Arbeit und drängt ihn dazu, mit der Sauferei aufzuhören und wieder ernsthaft zu schreiben: Er soll ihre gemeinsame Geschichte zu Papier bringen, eine Story, deren Ende Jack bestimmt. Paul wird zum Gefangenen im eigenen Haus.

    Anders als Paul Sheldon in „Misery“ ist der Paul aus Goodmans Thriller kein komplett ausgeliefertes Opfer. Vielmehr werden beide Hauptfiguren gleichermaßen behutsam aufgebaut und beide haben dabei durchaus zwielichtige Seiten. So entsteht eine spannungsvolle Atmosphäre, die durch eine geschickt integrierte Nebenhandlung um eine Mordserie in der Gegend noch verstärkt wird. Am meisten profitiert der lose auf dem französischen TV-Film „Schwarzer Schmetterling“ von 2008 mit Eric Cantona basierende Thriller allerdings von seinem hervorragenden Hauptdarstellerduo. Antonio Banderas, der seine Vielseitigkeit schon in unterschiedlichsten Genres vom Kunstkino seines spanischen Kumpels Pedro Almodóvar („Matador“) bis zu Animationsfilmblockbustern wie „Shrek 2“ bewiesen hat, glänzt in der Rolle des alkoholkranken, abgehalfterten Schriftstellers und verleiht seiner Rolle eine unerwartete Abgründigkeit, während bei Jonathan Rhys Meyers‘ Darbietung des geheimnisvollen Landstreichers die gleiche Unberechenbarkeit mitschwingt wie bei seinem Auftritt als Heinrich VIII. in der Serie „Die Tudors“.

    Mit einer Mischung aus Neugier und Widerwillen lässt Paul es zu, dass Jack sich in seinem Leben breitmacht und es allmählich umkrempelt. Dabei ist die Stimmung zunächst fast freundschaftlich, droht dann aber immer mehr zu kippen. Das Publikum fragt sich genau wie der Schriftsteller in der Schaffenskrise zunehmend, wer dieser rätselhafte Jack eigentlich ist und was seine Absichten sind. Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen wir erwarten, dass sich die Spannungen gleich entladen – mit suggestiven Kamerafahrten und cleveren Schnitten fördert Regisseur Brian Goodman diese Erwartungen, um sie dann immer wieder zu unterlaufen: Wie es sich für einen richtig guten Thriller gehört, ist auch in „Black Butterfly“ natürlich nicht alles so wie es zunächst scheint und obwohl nicht alle offenen Fragen geklärt werden, ist die Auflösung des Rätsels gelungen und originell. Der Haken dabei ist nur: Auf die vermeintliche Schlusswendung folgt noch ein weiterer Twist, der zwar grundsätzlich zur Künstlerthematik des Films passt, aber hier willkürlich angeklatscht wirkt. Ein reiner Knalleffekt, der sich nicht auf der Höhe des vorher Gezeigten bewegt.

    Fazit: „Black Butterfly“ ist ein spannender Thriller im Gewand eines Kammerspiels mit zwei hervorragend aufgelegten Hauptdarstellern. Am nicht durchweg befriedigenden Schluss scheiden sich allerdings die Geister.

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