Ninja waren Partisanenkämpfer im vorindustriellen Japan und wurden als Spione, Saboteure und Auftragsmörder eingesetzt. In der Zwischenzeit sind die sagenumwobenen Leisetreter zu einem festen Bestandteil der Popkultur avanciert. Im Internet kann man sich Rat beim „Ask-a-Ninja"-Ninja einholen, in den Musik-Charts begegnen uns die Pop-Rock-Mädels von Vanilla Ninja und die kultigen „Ninja Turtles" sind fester Bestandteil nicht weniger Kindheitserinnerungen. So abenteuerlich sich die Karriere der mutigen Recken bereits jetzt liest, es geht scheinbar noch abenteuerlicher! Die neue Ninja-Generation kommt aus dem kalten Norwegen. „Norwegian Ninja" heißt der Film von Thomas Cappelen Malling, der bereits 2010 in den norwegischen Kinos startete, der aber erst jetzt im Rahmen des Fantasy Filmfests erstmals einem deutschen Publikum gezeigt wurde. In seinem Film parodiert der norwegische Regisseur den Fall des Arne Treholt, der 1985 wegen Spionage für die Sowjetunion zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. So verwegen die Parallele zu den japanischen Freiheitskämpfern auf den ersten Blick auch sein mag, so verspricht sie doch zumindest herrlich abgedrehten Klamauk – zumindest auf dem Papier.
Norwegen zur Zeit des Kalten Krieges: Fernab jeder Zivilisation trainieren die „Wächter über Frieden und Sicherheit" für den Ernstfall. Die norwegische Elitetruppe setzt sich aus gut versierten Ninja-Kriegern zusammen, die im Ernstfall ihr Leben für den Schutz ihres Landes geben würden. Ernsthafte Probleme bereitet der supergeheimen Spezialeinheit die Terrorgruppe „Stay Behind", angeführt von Widerling Otto Meyer (Jon Øigarden), die in europäischen Ländern regelmäßig Anschläge verübt. Sinn und Zweck dieser Terrorakte ist es, sie der Sowjetunion in die Schuhe zu schieben und so die Stimmung in Europa zu Ungunsten der Kommunisten zu kippen. Bald schon hat die Terrorgruppe auch Norwegen im Visier, was der Elite-Truppe von Meister Arne Treholt (Mads Ousdal) natürlich gar nicht in den Kram passt...
„Norwegian Ninja" beginnt als rasante wie urkomische Achterbahnfahrt, die aber bald zum Erliegen kommt. Auf die herrlich schräge Eröffnung folgt ein fast schon ernsthafter Spionage-Thriller, der zwar immer noch mit einigen abgefahrenen Ideen aufwartet, mit wirklich humorvollen Einfällen aber hinter dem Berg hält. Auch das Ninja-Motiv rückt immer weiter in den Hintergrund und macht sich allenfalls dann noch bemerkbar, wenn Ninja-Meister Treholt mit Knall und Rauchwolke zum Meeting erscheint. Darüber hinaus fügt Malling der sowieso schon kaum nachvollziehbaren Spionage-Story eine unnötige Ebene hinzu: Die Suche des jungen und pazifistischen Ninja Bumbelbee (Amund Maarud) nach spiritueller Erleuchtung wird unnötig ausgedehnt und sorgt eher für Verwirrung, als für ein paar gute Gags. Weiter nimmt sich der Regisseur zwar die Zeit, alle Mitglieder den Ninja-Teams mittels einer gelungenen Montage einzuführen – die wenigsten spielen dann später aber tatsächlich auch eine Rolle.
Der Humor zündet hingegen immer dann, wenn auf die radikalen Unterschiede zwischen den beiden grundverschiedenen Kulturen angespielt wird. Wenn langbärtige Holzfällertypen mit filigranen Ninja-Waffen vor norwegischer Naturkulisse trainieren und dabei von Elchen und Pinguinen (!) beobachtet werden, dann sorgt das für absurd-komische Momente. Aber auch mit anderen Errungenschaften des Fernen Ostens treibt Malling seinen Schabernack. Die steinernen Wächter der kleinen Ninja-Kommune feuern mit Feng-Shui-Strahlen, die jeden Angreifer im Nu paralysieren. Und auch aus dem fehlenden Budget für aufwendige CGI-Effekte macht der Norweger kurzerhand eine Tugend: Wenn an Schnüren festgezurrte Plastik-Flugzeuge auf eine zweidimensionale Hochhauskulisse zurasen, dann fühlt man sich tatsächlich in jene Zeiten des Kinos versetzt, in denen Effektschmieden wie „Industrial Light & Magic" noch ferne Zukunftsmusik waren. Leider gibt sind solche Szenen aber Mangelware. „Norwegian Ninja" wirkt eher wie ein auf Spielfilmlänge ausgebreiteter Sketch und bleibt darin ähnlich unausgegoren, wie etwa der 2010 erschienene „MacGruber", der auf der gleichnamigen MacGyver-Parodie der US-amerikanischen Comedy-Show „Saturday Night Live" basiert - eben stellenweise ganz witzig, aber mit zu wenig guten Pointen für ein abendfüllendes Format. Dabei hätte Melling aus dem irrwitzigen Zusammentreffen der Kulturen sicher noch den einen oder anderen zündenden Gag herauskitzeln können.
Fazit: Am Ende bleibt der Filmtitel dann einer der witzigsten Einfälle – für die Qualität des Klamauks „Norwegian Ninja" spricht das leider nicht.