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    Paranormal Activity - Tokyo Night
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Paranormal Activity - Tokyo Night
    Von Özkan Cira

    Keine Frage: Oren Pelis kostengünstiges Gruselhorror-Franchise „Paranormal Activity" hat sich in kurzer Zeit zu einem wahren Goldesel entwickelt. Mit minimalem Budget von zusammengerechnet knapp drei Millionen Dollar spielten Teil eins und zwei der Reihe weltweit rund 366 Millionen Dollar ein – und der dritte Teil der Video-Überwachungs-Geisterbahn steht mit „Paranormal Activity 3" auch schon in den Startlöchern. Von Zuschauern in deutschen Gefilden relativ unbemerkt, hat es in Japan aber bereits ein dritter „Paranormal Activity"-Ableger ins Kino geschafft, der nun als Heimkino-Release auch den deutschen Grusel-Fans ins Haus steht. „Paranormal Activity – Tokyo Night" ist keine jener Mogelpackungen, die durch originelle Betitelung im Windschatten einer Erfolgsreihe mitfahren wollen, sondern ein semi-offizielles Spin-Off, das an die Handlung der ersten beiden Teile anknüpft. Offensichtlich sollte auch der japanische Markt voll ausgeschöpft werden und so verlegte man den dämonischen US-Spuk einfach in die japanische Hauptstadt.

    Teenager Koichi (Aoi Nakamura), stolzer Besitzer einer neuen Videokamera, lebt mit seinem Vater und seiner älteren Schwester Haruka (Noriko Aoyama) in einem Haus in der Nähe von Tokio. Als Haruka sich während einer USA-Reise bei einem Autounfall beide Beine bricht, muss sich der Bruder um seine an den Rollstuhl gefesselte Schwester kümmern. Als sich in deren Zimmer seltsame Dinge ereignen, installiert Koichi heimlich seine Videokamera, um den Vorfällen auf den Grund zu gehen. Bald muss er feststellen, dass Haruka einen ungebetenen Gast aus den USA mitgebracht hat...

    „Im fernen Osten nichts Neues" – das scheint das Motto gewesen zu sein. Im Grunde nämlich unterscheidet sich die Handlung von „Paranormal Activity – Tokyo Night" kaum von der der ersten beiden Teile. Wieder nistet sich eine paranormale Erscheinung in einem Haus ein und terrorisiert auf übelste Weise die hilflosen Bewohner. Warum das Phänomen nach den USA nun auch Japan heimsucht, wird kurz und knapp angedeutet. Für Kenner der ersten beiden Teile sind die kleinen Anspielungen innerhalb der Reihe nette Insider-Gags. Hat man die Filme jedoch nicht gesehen, ist es auch nicht weiter tragisch, da man keine Vorkenntnisse benötigt, um der eigenständigen Handlung folgen zu können.

    Im pseudodokumentarischen Found-Footage-Stil inszeniert, dient als Setting wieder ein Haus und erneut steht ein verschrecktes (diesmal Geschwister-)Pärchen im Mittelpunkt, das den Ereignissen auf den übernatürlichen Grund gehen will. Abgesehen davon, dass die Einrichtung nun japanisch-schlicht ausfällt und die Protagonisten noch ein Stück panischer sind als ihre US-Pendants, hält sich die Eigenständigkeit ansonsten in eng abgesteckten Grenzen. Dennoch fallen die Hauptakteure, Koichi und seine Schwester Haruka, alles in allem recht sympathisch aus, was für den Gruselfaktor von nicht unerheblicher Bedeutung ist. Wäre einem das Schicksal der Geschwister egal, würde nicht annähernd so viel Spannung aufkommen. Dass dies in diesem Fall wunderbar funktioniert, liegt in erster Linie an den überzeugenden Leistungen der authentischen Darsteller.

    Der subtile Psychohorror entfaltet sich erneut, weil Regisseur Toshikazu Nagae es versteht, eine ständige Atmosphäre der Bedrohung aufrecht zu erhalten. Die Angst, wann und in welcher Form der nächste Spuk das Haus und seine Bewohner heimsucht, ist allgegenwärtig. Was in den amerikanischen Vorgängern funktioniert hat, funktioniert auch im japanischen Aufguss. Ein wenig seltsam mutet es dennoch an, wenn sich japanische Produktionen wie diese so untertänig an die Regeln eines amerikanischen Franchise halten, das sich selbst so offen bei den Großmeistern des stillen und subtil aufgebauten Horrors made in Japan bedient. Ohne die Klassiker des J-Horrors wie „Ringu", „Der Fluch" oder „Cure - Kyua" wäre die Reihe gewiss nicht denkbar gewesen. Auf Umwegen plagiiert sich das japanische Horrorkino hier also selbst. Ein Mindestmaß an Eigenständigkeit oder zumindest der fromme Versuch, auch nur einen Zentimeter vom bekannten Schema abzuweichen, wäre eine nette Geste gewesen. Schließlich gilt auch bei Fortsetzungen, dass es keinen größeren Verrat gibt, als blinde Gefolgschaft.

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