Mayakalender hin oder her, die Welt ist 2012 nicht untergegangen… und damit ist nun offenbar genau der richtige Zeitpunkt, um erleichtert durchzuatmen und die Apokalypse genüsslich durch den Kakao zu ziehen. Anders ist es zumindest kaum zu erklären, warum 2013 gleich drei Weltuntergangs-Komödien um die Gunst des Publikums konkurrieren: In den USA ist noch vor den groß beworbenen „Das ist das Ende“ und „The World’s End“ erst einmal Paul Middleditchs „Rapture-Palooza“ in einigen wenigen Kinos angelaufen. Nun würde man meinen, eine für vergleichsweise kleines Geld gedrehte Independent-Produktion könnte viel radikaler zur Sache gehen als die Konkurrenz aus dem Studiosystem. Aber Pustekuchen: Während der Sony-Film „Das ist das Ende“ von und mit Seth Rogen von Kritikern als eine der scharmlos-lustigsten Komödien seit langem gefeiert wird, entpuppt sich „Rapture-Palooza“ als in den falschen Momenten handzahme Religions-Satire, bei der den Machern schon nach einer Viertelstunde vollends die Ideen ausgegangen sind.
Schuld sind Musiker, Schwule, schwule Musiker und natürlich Hollywood… der Tag des Jüngsten Gerichts steht vor der Tür und während die braven Gläubigen in den Himmel fahren, stehen dem Rest der Menschheit harte Zeiten bevor: Der ständige Blutregen ist nicht nur total unhygienisch, er stellt auch die Autoscheibenwischer vor eine unlösbare Aufgabe – und weil ein Meteoritenschauer ihren Sandwichstand zerstört hat, müssen Lindsay (Anna Kendrick) und ihr Freund Ben (John Francis Daley) notgedrungen bei der Leibgarde von Satan (Craig Robinson) anheuern. Das Problem: Der Antichrist ist so scharf auf Lindsay, dass er ihr ein Ultimatum stellt – entweder sie opfert ihm ihre Jungfräulichkeit oder er tötet alle ihre Freunde. Die Lösung: der dauerrasenmähende Zombie (Thomas Lennon) von nebenan…
„Rapture-Palooza“-Autor Chris Matheson („Bill & Ted’s verrückte Reise durch die Zeit”) nimmt die Bibeltexte zum Jüngsten Gericht wörtlich… und das hat eine Zeitlang durchaus seinen Reiz: Die Nicht-in-den-Himmel-Gefahrenen und Lindsays Mama (war zwar im Himmel, wurde aber wieder rausgeschmissen) gehen mehr oder weniger normal ihrem Alltag nach, während brennende Kometen, sadistische Heuschrecken und blutiger Regen kaum mehr als eine Unannehmlichkeit darstellen. Aber nach 15 bis 20 Minuten ist dieses Szenario durchgekaut - und mit der eigentlichen Handlung des Films setzen dann auch die Probleme ein: Nicht nur ist der Heist-Plot (mittels kompliziertem Plan bei Satan einschleichen und ihn für 1.000 Jahre einsperren) kein bisschen spannend, auch weichen die religionskritischen Spitzen schnell platten Zoten, die eher zum Fremdschämen als zum Mitlachen animieren.
Vor allem Anna Kendrick kann einem hier echt leidtun, selbst wenn sie aktuell auf einer Erfolgswelle schwimmt und ihr diese Rolle sicherlich niemand aufgezwungen hat. Aber wie dem auch sei, nach der Oscar-Nominierung für „Up in the Air“ und ihrem tollen Part in dem Überraschungshit „Pitch Perfect“ muss sie sich nun von Craig Robinson als Satan anhören, dass sie sich doch bitte nicht nur ihren Busch trimmen, sondern bitte auch noch ihre Arschloch bleichen solle – dann würde er beim ersten Mal auch auf Analsex verzichten. Das ist zotiger Möchtegern-Schockhumor, wie ihn Kult-Komikerin Sarah Silverman schon vor zehn Jahren in ihren Programmen konsequenter und doppelbödiger auf die Spitze getrieben hat und der heutzutage allenfalls noch Prä-Pubertierenden ein verschämtes Kichern entlockt. Da kann dann selbst „Hangover“-Szenendieb Ken Jeong als Gott höchstpersönlich nichts mehr retten…
Fazit: „Rapture-Palooza“ hätte als Kurzfilm oder Webserie durchaus funktionieren können, aber als Langfilm geht der Komödie viel zu schnell die Puste aus. Wer Bock auf profane Apokalypsen hat, sollte in diesem Jahr also besser mit „Das ist das Ende“ und „The World’s End“ vorliebnehmen.