Captain Richard Phillips packt seine Sachen, checkt zum letzten Mal seine Route, verlässt gemeinsam mit seiner Frau Andrea den sicheren Hafen seines Zuhauses und macht sich auf den Weg zur Arbeit. Während der Autofahrt bekommt man einen Einblick in die Familienprobleme, mit denen selbst ein Captain Tag für Tag kämpfen muss. Gegen das was ihm jedoch bevorsteht ist das nichts.
Der Action-Thriller ,,Captain Phillips‘‘ handelt von einer wahren Begebenheit, die sich im Jahre 2009 zugetragen hat. Der Drehbuchautor Billy Ray, der auch ,,Die Tribute von Panem- The Hunger Games‘‘ zu Papier brachte, hat auch hier Spitzenleistung abgegeben. Doch die eigentliche Vorlage für den Film hat der Captain himself, Richard Phillips, geboten mit seinem Buch ,, A Captain‘s Duty‘‘, das die Ereignisse aus seiner Sicht schildert. Ein Alltagsmensch sieht sich nun einer Gefahr ausgesetzt, die er nicht verhindern kann. Hilflos muss er beobachten, wie die Piraten sein Schiff kapern und die lausigen Sicherheitsmaßnahmen nichts daran ändern können. Die Verzweiflung steht Phillips, gespielt von Oscarpreisträger Tom Hanks, ins Gesicht geschrieben. Der Schauspieler erfüllt die Erwartung der Zuschauer und beeindruckt wieder mit seiner zuverlässigen Leidenschaft für die Schauspielerei.
Die Somali-Piraten stürmen auf das Führerdeck, schreien und bedrohen die verängstigten Mitarbeiter und den Captain, als wären sie gerade aus der Irrenanstalt ausgebrochen. Das erschreckende Äußere der Somalier lässt sie noch unheimlicher erscheinen. Dünn bis auf die Knochen und sehr ärmlich bekleidet mischen sie eine Welt auf, die sicher zu sein schien und stellen alles auf den Kopf. Die Tatsache, dass die Piraten von Laien verkörpert werden, mag man gar nicht glauben.
Der spannende Streifen lässt auch den skeptischsten Zuschauer mitfiebern, als Captain Phillips sich als Geisel opfert, um seine Mitarbeiter zu schützen. Mitten im Nichts und auf offener See ist Captain Phillips allein mit seinen Geiselnehmern in einem kleinen stickigen Rettungsboot gefangen. Greengrass schafft es eine unmittelbare Nähe zu den Antagonisten herzustellen. Die Darstellung ihrer Probleme erweckt Verständnis und Mitgefühl. ,,We all have chefs.‘‘, gesteht Muse, der Anführer der vierköpfigen Piratenbande. An der somalischen Küste erwartet ihr Chef viel Geld oder mindestens eine Geisel als Lieferung und über diese Bedingung ist nicht zu verhandeln. Die Somalier sind nicht nur die klassischen Verbrecher, sie sind auch Menschen wie der Captain.
Nach all den Strapazen und einem gescheiterten Fluchtversuch, wird der Captain letztendlich befreit und die psychische Last, der er ausgesetzt war, fällt von ihm mit einen Mal herab. Phillips steht unter Schock und bricht zusammen- ein Gefühlsausbruch, der emotionaler nicht sein könnte. Verwirrt und neben der Spur, lässt er sich untersuchen.
Paul Greengrass beweist auch mit diesem Film, dass er sich, nach Kinoerfolgen wie ,,Die Bourne Verschwörung‘‘ und ,,Das Bourne Ultimatum‘‘, nicht auf seinen Erfolg verlässt und sich auf die faule Haut legt. Er ist ein erfahrener Filmemacher, der viel Wert auf authentische Eindrücke legt und deshalb den Großteil der Szenen auf hoher See dreht. Eine Geschichte nach wahrer Begebenheit zu verfilmen und diese Story glänzen zu lassen, erscheint nicht jedem Regisseur die einfachste Sache der Welt zu sein, Greengrass aber setzte das gekonnt um. Ein elektrisierender Thriller mit Drama-Charakter, den jeder Kinoliebhaber gesehen haben muss.