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    Die Fee
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Die Fee
    Von Katharina Granzin

    Oft fühlt man sich im neuen Film des Trios Fiona Gordon, Dominique Abel und Bruno Romy an das Kino von Aki Kaurismäki („Der Mann ohne Vergangenheit") erinnert, was nicht nur an Le Havre liegt. Die nordfranzösische Hafenstadt war bereits Schauplatz und Namensgeberin des bisher letzten Spielfilms des finnischen Kultregisseurs, dort wurde nun auch „Die Fee" gedreht. Doch die Parallelen zwischen den beiden Filmen gehen weit über diese Gemeinsamkeit hinaus: Sowohl die sorgfältige Farbdramaturgie von „Die Fee", als auch der liebevolle Gestus, mit dem Menschen, Dinge und Räume ins Bild gesetzt werden, sowie unzählige Einzelheiten erinnern an Kaurismäki und „Le Havre". Das könnte aber auch einfach daran liegen, dass das ausdrucksvolle Gesicht von Fiona Gordon, Darstellerin der „Fee", unglaublich jenem von Kaurismäkis Lieblingsschauspielerin Kati Outinen ähnelt. Aber auch ganz abgesehen davon ist „Die Fee" ein verrückter kleiner Film von entzückender Absurdität, der irgendwo im weiten Feld zwischen Komödie und Drama beheimatet ist und so recht in kein gängiges Genre passt.

    Eines Abends betritt Fiona (Fiona Gordon), ohne Schuhe und Gepäck, das Hotel, in dem Dom (Dominique Abel) arbeitet. Sie sei eine Fee, teilt sie dem erstaunten Nachtportier mit, der eigentlich gerade in Ruhe sein Sandwich essen wollte. Drei Wünsche hat er frei, teil die Fee ihm mit – von denen einer gleich für die Rettung vor einem Erstickungsanfall draufgeht. Die beiden anderen: Ein Motorroller (bei seinem Fahrrad geht immer die Kette ab) und kostenlos Benzin bis ans Lebensende. Gesagt getan: Am nächsten Morgen erwacht er auf dem Boden vor dem Hoteltresen neben einem blauen Roller. Dass Fiona gar keine Fee ist, sondern kreative Mittel und Wege kennt, um an die Dinge zu kommen, die sie gerade braucht, stellt sich bald genug heraus. Auch, dass sie eigentlich gerade in der Psychiatrie wohnt. Dom aber findet Mittel und Wege, die Geliebte zu befreien, die in der Zwischenzeit rasend schnell hochschwanger geworden ist und alsbald ein schon ziemlich großes Baby zur Welt bringt.

    Fiona Gordon und Dominique Abel sind beide gelernte Clowns. Wie auch schon in ihren bisherigen Filmen (zuletzt „Rumba") ist ihre Ausdrucksform vor allem die Pantomime, Worte sind da meist unnötig – und so gab es im Drehbuch dem Vernehmen nach auch nur insgesamt eine Seite Dialog. Und so ist die Art von Film, die das kreative Dreiergespann Gordon/Abel/Romy hier vorführt, dann auch von ganz eigenem Reiz. Kleinste Alltagssituationen werden so unerschrocken ins Komisch-Absurde gewendet, dass sich über die eigentliche Handlung gleichsam ein Netz aus Miniatursketchen legt, dazu ziehen sich zahlreiche Running Gags durch den Film, unter anderem einer in dem – ganz wörtlich – gerannt wird. Trotz dieser Aufmerksamkeit für das komische Detail fällt der Film als Gesamtwerk nicht auseinander und die Verliebtheit der beiden Hauptfiguren wird trotz aller Albernheiten sogar von einem zauberhaften Flair umweht. Der Liebesakt wird dabei lediglich in einer bildlichen Metapher als poetischer Unterwassertanz dargestellt – komplett mit Algenröckchen und swingenden Quallen: Um auf diese absurde Szene zu kommen, muss man wohl wirklich auf die Clownsschule gegangen sein.

    Fazit: Ein zauberhaft absurder Film, in dem es keine Verrückten gibt, sondern Feen: Clowneske Choreographien, köstliche Running Gags und die Geschichte einer ungewöhnlichen Familiengründung verbinden sich hier zu einem im besten Sinne eigenartigen Gesamtkunstwerk – und die Liebe ist ein lustiger Unterwassertanz.

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