Respekt: Gleich mit seinem ersten Kinofilm hat der britische Regisseur Ben Palmer Kassenrekorde in seinem Heimatland gebrochen. Seine Teenie-Komödie „Sex on the Beach" spielte am Startwochenende umgerechnet rund 15 Millionen Euro ein, mehr als jede einheimische Komödie zuvor und hielt sich vier Wochen lang an der Spitze der Charts – vom Thron gestürzt wurde damit übrigens „Bridget Jones - Am Rande des Wahnsinns". Dabei ist seine Geschichte um vier Jungs, die sich auf einem rauschenden Partyurlaub auf Kreta die Hörner abstoßen wollen, inhaltlich ganz und gar nicht rekordverdächtig. Viel zu konventionell und vorhersehbar verläuft die Handlung, viel zu platt sind die meisten der Gags und viel zu nah ist der Film an offensichtlichen Vorbildern wie „American Pie", ohne wirklich dessen Originalität und, jawohl, dessen Ernsthaftigkeit zu erreichen.
So sieht bei Palmer die Karikatur des britischen Kleinstadtlebens aus: Neil (Blake Harrison) jobbt an der Fischtheke im Supermarkt und lässt den Kunden um Punkt sechs Uhr den halbvollen Becher Krabbensalat auf dem Tresen stehen, um seiner Freundin vor versammeltem Laden die Zunge in den Hals zu stecken. Der introvertiert-intellektuelle Will (Simon Bird) leidet unter der Eitelkeit seines Vaters (Anthony Head) und dessen Liebeleien mit Schönheiten in Wills Alter. Und während Jay (James Buckley) sich den Cybersex per Webcam mit Taucherbrille und Schinken in der Hand aufpeppen muss, gehen Simons (Joe Thomas) Sorgen etwas tiefer: Seine Flamme Carli (Emily Head) gibt ihm den Laufpass. Und so willigt er ein, mit seinen Kumpels den Schulabschluss weit weg im schönen Kreta zu feiern. Doch die Erwartungen des spätpubertierenden Quartetts werden schon am ersten Abend enttäuscht: Das Hotel ist eine Absteige mit nur drei Schlafplätzen im Zimmer, die versprochene In-Bar gähnend leer und mit den Damen will es auch nicht so recht klappen – jedenfalls nicht mit denen unter 50. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt: Vier zufällig im selben Club gestrandete Mädchen haben angeblich Karten für eine sagenumwobene Bootsparty. Und dann taucht plötzlich Carli auf...
Die Struktur der Handlung erschließt sich schon nach den ersten Szenen – schließlich ist es nicht nur im Kino so, dass die uncoolsten Männer die protzigsten Sprüche reißen und dass sich gerade solche Heranwachsende für unwiderstehlich halten, bei denen der absolute sexuelle Notstand herrscht. Ganz ohne Zweifel, dieser Urlaub muss für die selbsternannte „Pussy Patrol" in die, pardon, Hose gehen. Und dass auf dem Weg dorthin jede Menge gesoffen, gekotzt und gekackt wird, überrascht dabei so wenig wie praktisch jede Handlungswendung und jeder zotige Gag. Doch bei der peinlichen Entlarvung der Großmäuler macht Ben Palmer nicht halt. Dies verwundert nicht, hat er die Figuren doch bereits über zahlreiche Folgen der TV-Comedy „The Inbetweeners" (so auch der Originaltitel des Films) begleitet, deren Popularität ein Gutteil zum Erfolg der Adaption beigetragen hat.
Irgendwann scheint Palmer und seinen Autoren Iain Morris und Damon Beesley aufgegangen zu sein, dass die Protagonisten über weite Strecken des Films nichts, aber auch gar nichts Sympathisches an sich haben und es an der Zeit ist, diesen Volltrotteln, Jammerlappen, Arroganzlingen und Sexisten ein wenig Würde zu verleihen. Und das bedeutet für die Filmemacher, aus diesen Karikaturen die lediglich ein bisschen weniger schablonenhaften Protagonisten einer romantischen Komödie zu machen – einer romantischen Komödie mit Witzen unter der Gürtellinie und einem zum Ende hin seltsam aufgesetzten pädagogischen Anspruch. So werden aus „Pussies" dank der vier Miturlauberinnen urplötzlich Damen, die es zu respektieren gilt.
„Sex on the Beach" ist, dies sei fairerweise erwähnt, ab der Hälfte des Films durchaus temporeich in Szene gesetzt und wartet mit einigen hübschen Postkartenbildern der griechischen Ferieninsel auf. Und richtig stark ist er sogar da, wo ein paar herrlich fiese, schräge Charaktere einen zaghaften Schuss britischen Humors in den filmischen Cocktail mischen – allen voran der missmutige Rektor der Schule, der seine Schützlinge bei der Abschlussrede mit jeder Menge Frechheit und Pöbeleien in die Selbständigkeit entlässt. Doch auch die erstaunlich konsequent durchgehaltene Methode, nahenden Pathos durch ein abruptes Abrechen der schwelgerischen Musik, einen irren Spruch oder notfalls eine Dosis Fäkalhumor zu entschärfen, kann den Film letztlich nicht aus der Bedeutungslosigkeit im Genre-Kontext retten.
Fazit: Mit „Sex on the Beach" fügt Ben Palmer dem komödiantischen Subgenre „Jungs mit Hormonüberschuss" wenig Neues hinzu. Zu selten blitzt ein etwas abgründiger, schräger Humor auf, originelle dramaturgische Einfälle sind nicht zu verzeichnen. Auch dann, als der Film seine Figuren endlich ernst zu nehmen beginnt, lässt er kein Klischee aus.