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    Sea Rex 3D: Reise in die Zeit der Dinosaurier
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Sea Rex 3D: Reise in die Zeit der Dinosaurier
    Von Nicolas Zimmermann

    Über Landdinosaurier gibt es gefühlt unzählige Dokumentationen. Das Regie-Duo Pascal Vuong und Ronan Chapalain hat in „Sea Rex 3D" nun die viel älteren Meeresrepitilien für das 3D-Kino animiert. Eltern und ihre Kinder können auf sich schöne Effekte und Animationen in Realfilmhintergründen einstellen. Streckenweise hetzt der extra für diesen Film von den Toten auferstandene Paläontologie-Begründer Georges Cuvier (1769-1832) zu zügig durch die Lektionen, dann wieder wird sein informativer Off-Text durch die imposanten Bilder zur Nebensache degradiert. „Sea Rex 3D" ist allerdings auch weniger als seriöse Dokumentation ausgelegt, sondern vielmehr als Abenteuerunterhaltungsprogramm. Als Problem erweist sich in diesem Sinne aber die kurze Spieldauer von nur 40 Minuten – gerade, wenn das Publikum so richtig (und sprichwörtlich) eingetaucht ist, wird es bereits wieder ans Tageslicht zurückbefördert. Fünf Jahre Arbeit in vier Studios und in der Natur mit selbst entwickelten Kameravorrichtungen stecken hinter „Sea Rex 3D" – da hätte mindestens eine abendfüllende Zeitreise drin sein müssen.

    Für ihre Unterrichtsstunde ziehen Vuong und Chapalain alle Register: ein Reliefbild zum Einstieg, nachgespielte Szenen mit dem jungen Cuvier, Interviews mit führenden Wissenschaftlern und eine Führung von Cuviers Geist (Richard Rider) durch ein Unterwassermuseum, der die wissbegierige Julie (Chloe Hollings) für eine solch einmalige Begegnung noch lange nicht begeistert genug folgt. Wenn der Wissenschaftler und seine Schülerin nicht gerade durch das Museum stapfen oder prähistorische Haie mit Ursauriern zanken, blitzen Diagramme und ikonische Darstellungen im Stile der Interfaces aus „Star Trek" über die Leinwand. Nicht zuletzt lässt der Aufbau des Films die zur Orientierung nötige Klarheit vermissen. Ziellos springt das Regie-Duo zwischen seinen Bausteinen hin und her, mal angekündigt von Cuvier, mal vom dokumentarischen Erzähler.

    Wenn der Film doch nicht so kurz wäre! So bleibt wenig Raum für den Infotainment-Aspekt, für Wissenswertes und Überraschendes. Außerdem verschenken Vuong und Chapalain weite Passagen ihrer 3D-Animationen an Trivialitäten. Abermals muss hier in Animationen und Monologen der wissenschaftlichen Elite ausgiebig betont werden, wie unheimlich groß die Dinosaurier waren. Ein Größenvergleich jagt den nächsten. Immerhin aber ist die Erweiterung in die dritte Dimension ausgesprochen gut gelungen. Geschmeidig fährt die Kamera an langen Hälsen hoch, gleitet hinter Flugsauriern her – wie auch immer die es in einem Film namens „Sea Rex" geschafft haben – und versteckt sich in einem bezahnten Schlund. Um die 20 Reptilien schwimmen und fliegen durch das Bild, aber um mehr als ein halbes Dutzend davon genauer kennen zu lernen, fehlt leider wieder die Zeit..

    Auf die Schauspieler hätten Vuong und Chapalain besser verzichtet. Julie dient als Platzhalter für wissbegierige Schüler und stiehlt wertvolle Minuten, während Richard Rider als kostümierter Geist von Georges Cuvier einer Reenactment-Doku der Öffentlich-Rechtlichen entflohen zu sein scheint. Auch die restlichen Schauspieler – die Wissenschaftsexperten ließen sich vor der Kamera von Laiendarstellern vertreten – wirken unbeholfen, wenn sie mit ihren Händen Diagrammtafeln in der Luft herumschieben oder neben ihnen im Museum Saurier-Skelette zum Leben erwachen. Entgegen dem Werbeversprechen bleibt die Begegnung mit Wissenschaftlern also aus. Mussten hier Schauspieler eingesetzt werden, weil die Wissenschaftler, die als Berater zur Seite standen, sich nicht mit dem Film identifizieren konnten?

    „Sea Rex 3D" ist eine Augenweide, die aufwändige Rekonstruktion der Urtiere in technisch einwandfreiem 3D ist die große Stärke des Films. Die Schauspiel-Einlagen hingegen sollten besser weggeblinzelt werden – übrig bleiben rund eine halbe Stunde Technikdemo und Urzeit-Abenteuer. Für eine Bio-Unterrichtsexkursion taugt „Sea Rex 3D" allemal, für einen guten Dokumentar- geschweige denn Kinofilm hat Vuongs und Chapalains zerfahrener Dino-Kurs, zumal bei einem derart enormen Arbeitsaufwand hinter der Kamera, einfach viel zu wenig zu bieten.

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