Einige Jahre ist es nun her, dass die ursprünglichen Charaktere der "American Pie" – Filme sich zusammengefunden haben. Und man kommt trotz Widerwillen einiger unweigerlich zu dem Fazit: Diese Filme haben einen bestimmeten Teil der bereits auch etwas gealterten Jugend geprägt: Nun forcieren die Drehbuchautoren Hurwitz und Schlossberg, die schon mit ihrer anarchischen Komödientriologie "Harold & Kumar" Jugend & Co die Welt zu Lachen gebracht haben, ihre Mannen zum nostalgischen Klassentreffen. Und das funktioniert die erste Hälfte auch sehr gut, vor allem Schlüsselcharackter Stiffler vermag natürlich wieder einige Lacher auf seiner Seite zu verbuchen, bis die Komödie im zweiten Teil in ein allzu konventionelles und ärgerlich geradegebügeltes Ende hineindriftet.
Die "American Pie" – Filme betraten 1999 ein eher unübliches Genre, vergleichbare Filme wie "Ungeküsst" oder "Eis am Stiel" gingen dabei eher pragmatisch, aber nicht so derbe pubertierend zum Zuge. Der Film und seine fortsetzende Reihe wurden promt zum Erfolg und zu Kultfilmen unter Heranwachsenden. Nun sind alle etwas älter, das Publikum, die Schauspieler und neue Regisseure sind auch am Werk. Dennoch weiß der alte Cast und die neuen Machern zu Beginn mächtig aufzutrumpfen, die derben Scherze wirken trotz des fortgeschrittenen Alters, das man aber auch nahezu keinem Schauspieler ansieht, ungewohnt frisch. Wie Jim & Co immer wieder in die Fallen wie aus vergangenen Tagen geraten, ist amüsant anzuschauen. Wie auch in den Vorgängerfilmen geht es wieder gewohnt freizügig zu Gange, mit Zugaben der männlichen Riege auch unter der Gürtellinie.
In Amerika hat man sich aufgrund der vielen Vorgänger auf den Titel "Reunion" geeinigt, Deutschland protzt hingegen mit "Teil 4: Das Klassentreffen". Der wirkliche 4. Teil und seine Nachfolger hatten auch nicht mehr viel mit den 3. Klassikern zu tun, es wurde, wie in der Filmbranche üblich, noch nötiges Geld aus dem Kultpotential gezogen. Dieser Absicht kann sich der Film aufgrund seiner Überflüssigkeit und dann sehr unzufriedenstellenden Endszenen auch nicht erwehren. Nach einigen Streitereien finden die Charaktere dann alle wieder zueinander und zwar nur in den Kombinationen, die auch wirklich passen: Der mit ihr, sie mit ihm usw. Das hat alles wenig Überraschung und noch weniger Witz parat. Die Ironie, die nun auflockernd wirken soll, wirkt in den Szenen der 2. Hälfte absolut gestellt und infantil, dass es das Publikum und wohl auch Fans ernsthaft ärgert.
Fazit: Der Sprung ins Erwachsenwerden ist den ehemaligen Schülern von "American Pie" nicht gelungen, sollte er aber auch nicht. Trotzdem ist das Endprodukt seltsam unausgegoren und nur selten richtig witzig und das von Hurwitz und Schlossberg, die doch eigentlich wissen, wie man Anarchie und Satire bis zum Ende wirkungsvoll durchbringt. Bleiben sie doch bitte bei "Harold und Kumar" und bleiben die Studios und Produzenten doch bitte, bitte, bitte bei ihrem Versprechen, den letzten Teil in ihre Kinos gebracht zu haben. Ein Klassiker sollte in Frieden ruhen.