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    The Man with the Iron Fists
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Man with the Iron Fists
    Von Robert Cherkowski

    Dass der legendäre Wu-Tang Clan und vor allem sein Mastermind RZA ein Faible für die Welt des Kung-Fu-Films hat ist bekannt. Schon der Bandname ist an einen Film der berühmten Shaw-Brothers angelehnt, der Clan hat vielfältige Soundschnipsel aus Martial-Arts-Filmen gesampelt und einige Musikvideos inszenierte RZA selbst im Kung-Fu-Stil. Seiner Leidenschaft für die asiatische Kampfkunst folgte der auch unabhängig vom Wu-Tang Clan und stilisierte sich zum Martial-Arts-Rapper, sei es als Soundtrack-Komponist für verwandte Seelen wie Quentin Tarantino („Kill Bill") oder in einer kleinen Rolle in Jim Jarmuschs „Ghost Dog". So war es nur eine Frage der Zeit, bis RZA dank der Hilfe einflussreicher Freunde auch einen Spielfilm inszenieren konnte. Natürlich ist sein Regiedebüt „The Man with the Iron Fists" eine Hommage an die großen Klassiker des Martial-Arts-Kinos, aber das Ergebnis ist nicht der Instant-Kultfilm, den sich RZA und seine Fangemeinde erhofft haben: Ein unterhaltsames und sehr blutiges Kung-Fu-Spektakel ist „Man with the Iron Fists" aber in jedem Fall.

    Das Leben in Jungle Village war nie einfach. Seit ewigen Zeiten liefern sich die führenden Warlords der verfeindeten Gangs „Lions" und „Wolves" erbitterte Kämpfe. Der größte Profiteur dieser Auseinandersetzung ist der Schmied (RZA), der beide Seiten mit Waffen versorgt. Als der „Lions"-Anführer Golden Lion (Kuan Tai-Chen) von seinem einstigen Gefolgsmann, dem kaltblütigen Silver Lion (Byron Mann) ermordet wird, der nebenbei noch das Gold des Gouverneurs raubt, ist endgültig der Teufel los. Golden Lions Sohn Zen Yi (Rick Yune) versucht, die Macht über den Klan zurückzugewinnen und Frieden zu schließen, doch Silver Lion hat längst ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt, das der im wahrsten Sinne des Wortes „stählerne" Killer Brass Body (Dave Bautista) gern kassieren würde. Auch der britische Lebemann Jack Knife (Russell Crowe) mischt kräftig im Machtpoker um die Kontrolle über Jungle Village und das Gold des Gouverneurs mit, auch wenn er seine Zeit lieber mit den Damen der Puffmutter Madame Blossom (Lucy Liu) im Edelbordell „Pink Blossom" verbringt. Es kommt zu einem Showdown, bei dem kräftig die Späne fliegen und die Vorherrschaft über Stadt und Gold endgültig geklärt wird.

    Fürs Drehbuch holte sich RZA Horror-Spezialist Eli Roth („Hostel") ins Boot, präsentiert wird sein Film von Quentin Tarantino, was zwar nicht automatisch für Qualität bürgt, aber von Anfang an klarmacht, dass man es hier mit Kino aus der Zitate-Küche zu tun hat. Dementsprechend wild und manchmal auch willkürlich mischen RZA und Roth Versatzstücke zusammen: Von den Shaw-Brothers („Die 36 Kammern der Shaolin"), über Shaolin-, Western- und Trash-Filme, bis zur Hip-Hop-Musik findet sich alles, was in den vergangenen Jahrzehnten in der Popkultur beliebt war. Aber nicht nur die Referenzen und Zitate nehmen zuweilen überhand. Neben den Lions und ihren zahlreichen Fehden, dem groß eingeführten Gemini-Killer-Pärchen (Andrew Lin, Grace Huang), das vom mysteriösen Giftmörder Poison Dagger (Daniel Wu) schnell gemeuchelt wird, dem Schmied samt seiner schicksalhaften Hintergrundgeschichte, dem Rachefeldzug Zen Yis, Madame Blossoms Bordellbelegschaft und „Gladiator" Russell Crowe als undurchsichtige Langnase Jack Knife mit eigener Agenda werden derart viele Subplots und schräge Vögel aufeinandergetürmt, dass man oft die Übersicht verliert.

    Ob man den geradezu frenetischen Erzählrhythmus eher anstrengend oder unterhaltsam findet, ist Ansichtssache. Jedenfalls bleibt RZA bei den vielen Wendungen und Verweisen wenig Zeit für die Figurenentwicklung – auch darin ist er letztlich den meisten Genre-Vorbildern treu. So chargieren die asiatischen Schauspieler in oft gebrochenem English munter drauf los, reißen Sprüche und hauen auf den Putz, bleiben aufgrund der dramaturgischen Hektik jedoch nur Schemen und Pappkameraden. Etwas mehr Raum bekommt dagegen Russell Crowe. Mit sichtlichem Spaß gibt er einen grell überzeichneten Derwisch, dessen wahre Ziele lange im Dunkeln bleiben. Während RZA als schweigsamer Schmied zwar über ein gewisses Charisma, aber nur über eine beschränkte mimische Bandbreite verfügt, liefert Lucy Liu eine weitere Variation ihrer Performance aus „Kill Bill" ab.

    Auch wenn der Ton in „Man with the Iron Fists" ausgesprochen heiter ist, zündet beileibe nicht jeder Gag. Beizeiten wirken die gewalttätigen oder amourösen Zoten auch eher verklemmt, was zum einen am vielen CGI-Blut liegt, das eher bizarr als schockierend wirkt, zum anderen an der erstaunlich züchtigen Schilderung des nicht wirklich wilden Bordell-Treibens. Regieneuling RZA wirkt immer wieder gehemmt, als hätte er alle Hände voll damit zu tun, nicht komplett die Übersicht zu verlieren. Gerade bei den Actionszenen, die von Corey Yuen („Transporter"-Reihe) choreographiert wurden, beeinträchtigt er den Rausch an Bewegung, Wucht und Akrobatik oft durch allzu hektische Schnitte. Arg willkürlich wirken dabei die unterschiedlichen „Superkräfte" der Helden, die kommen und gehen wie es gerade ins Konzept passt. Wenn Jack Knife, Zen Yi und der Schmied im Finale zum letzten Gefecht schreiten und an mehreren Fronten kämpfen, fällt die Orientierung schwer.

    An die Klassiker des Martial-Arts-Films oder die brillanten Kampfszenen von „Kill Bill" kommt RZA nicht heran, aber immer wieder gelingen ihm visuell betörende Momente wie eine Szene, in der ein ganzer Reigen von geschwungenen Blutfontänen das Bild mit roten Schleiern rahmt oder der bildstarke Endfight zwischen dem Schmied und Wrestling-Star Dave Bautista als schier unbesiegbarer Superkiller, der ein wenig an die Glanztaten Stephen Chows („Kung Fu Hustle") erinnert. Solche Höhepunkte und die schiere Freude, mit der sich hier durch die Populärkultur zitiert wird, machen „Man with the Iron Fists" trotz mancher Schwächen zu einem unterhaltsamen Schlachtfest. Um wirklich mehr zu sein als kultiger Pop-Trash, fehlt dem Film dann allerdings doch noch Herz und Seele.

    Fazit: Einmal mehr erweist sich RZA als leidenschaftlicher Bewunderer klassischer Kung-Fu-Epen: In seinem Kinoregiedebüt „Man with the Iron Fists" verzettelt er sich zuweilen in unzähligen Handlungssträngen, er hat es aber mit derart vielen Ideen vollgestopft, dass es dennoch für einen blutig-unterhaltsamen Film reicht.

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