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    Starbuck
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Starbuck
    Von Tim Slagman

    Mainstream-Kino aus Kanada - wie könnte das aussehen? Sicher nicht wie die intellektuellen, verträumten Arbeiten von Atom Egoyan („Das süße Jenseits"), aber auch nicht wie „Titanic" oder „Avatar", denn James Cameron, bekanntermaßen auch ein Kanadier, dreht eindeutig Hollywood-Filme. Ken Scott trifft es mit seiner Komödie „Starbuck" dagegen recht gut, indem er uns ein Feelgood-Movie mit gelegentlichen frechen Irritationen präsentiert, die im Nachbarland USA wohl manchen Zuschauer verschreckt hätten. Nach flottem, originellem und einfallsreichem Beginn fällt es dem Filmemacher im weiteren Verlauf allerdings zunehmend schwer, seinem Thema gerecht zu werden.

    David Wozniak (Patrick Huard) schlägt sich in Montreal als schwarzes Schaf einer Fleischerfamilie mehr schlecht als recht durchs Leben. Tote Tiere von einem Ort zum anderen zu karren ist nicht die einzige Aufgabe, an der der sympathische, leicht ablenkbare Hallodri ab und an scheitert: Aufgrund seiner Schulden sitzt ihm eine Gangsterbande im Nacken und von seinen Hanfplantagen darf seine Freundin Valérie (Julie Le Breton) nichts erfahren, arbeitet sie doch ausgerechnet bei der Polizei. Kein Wunder, dass ihr Davids Lebenswandel als zu unstet erscheint und sie ihm den Laufpass gibt. Doch es kommt noch schlimmer: Eines Tages steht ein Anwalt in Davids Wohnung und eröffnet ihm, dass ein früherer Nebenjob sein Leben nun gewaltig komplizieren wird. Denn von den 533 Kindern, die dem ehemaligen Samenspender David alias „Starbuck" ihre Existenz verdanken, ziehen nun immerhin 142 vor Gericht und wollen ihren Erzeuger zwingen, seine Identität preiszugeben...

    Ken Scotts Film beginnt mit Rückblenden, die den jungen Starbuck bei der Arbeit zeigen. Pornografische Detail gibt es zwar nichts, doch auch so bleiben keine Fragen offen: Mit dem Geräusch klatschender Haut haben noch nicht allzu viele Kinofilme begonnen. Aber von diesem derben Auftakt sollte man sich nicht täuschen lassen: „Starbuck" ist ein recht witziger, wenn auch überraschungsarmer Familienfilm. Nur dass die Familie ein klein wenig größer ist als üblich – denn natürlich schlägt David den Rat seines besten Kumpels (Antoine Bertrand) aus, der als Rechtsanwalt und Familienvater sozusagen ein Experte auf allen notwendigen Gebieten ist, und öffnet den Umschlag mit den Akten seiner Kinder. Ein Fußballprofi ist dabei, dem David von der Tribüne aus zujubelt. Ein erfolgloser Schauspieler, für den er während eines wichtigen Vorsprechens den Posten hinter dem Tresen in einem Café übernimmt. Und ein Junge, der im Behindertenheim lebt und dem David als erstem die Wahrheit erzählt.

    Die episodenhafte Struktur, in der Ken Scott zahlreiche Konstellationen durchspielt, sorgt für Kurzweil und Abwechslung, allerdings kommen die mit Ausnahme des Titelhelden ständig wechselnden Figuren dabei etwas kurz. Das spiegelt zwar auf durchaus angemessene Weise die Unmöglichkeit wider, Hunderten von Kindern ein Vater zu sein, aber spätestens als David seine Tochter Julie (Sarah-Jeanne Labrosse) quasi über Nacht von ihrer Drogensucht befreit, wird diese Häppchendramaturgie fragwürdig. Zudem ist Starbucks Spitzname „El Masturbator" bald das einzige, das noch auf den klebrigen Ursprung der Geschichte verweist, die immer mehr in harmonisch-harmlosen Bahnen verläuft. Doch ein wenig frankokanadische Leichtigkeit und eine Grundehrlichkeit bleiben erhalten. Dies ist vor allem Hauptdarsteller Patrick Huard („Good Cop Bad Cop") zu verdanken, der das Schnoddrige, Verunsicherte seiner Figur genauso überzeugend verkörpert, wie die Liebe, die er für seine zahlreichen Nachkommen entwickelt. Vaterschaft will erarbeitet sein, da helfen weder die Genetik noch eine Sammelklage. Das mag banal sein, aber wahr ist es trotzdem.

    Fazit: Ken Scott hat mit „Starbuck" einen ebenso leichten wie leichtverdaulichen Film über das Vaterwerden gedreht, der weniger Ecken und Kanten hat als es zunächst scheint.

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