"Blonde" ist kein Film über Marilyn Monroe, sondern eine Fiktion über den Menschen hinter der Kunstfigur, Norma Jeane Baker, basierend auf der Romanvorlage von Joyce Carol Oates, die eben auch keine Ansprüche auf historische Authentizität erhebt. Das muss man nicht mögen, kann man aber durchaus tolerieren, wenn das Ergebnis überzeugt. Tarantino schreibt schließlich in "Inglorious Basterds" und "Once upon a time in Hollywood" auch sehr kunstvoll und überzeugend Geschichte um.
Andrew Dominik beginnt sein Drama in der Kindheit von Norma Jean und überzeugt mit einer bildgewaltigen Inszenierung, die einem schlicht den Boden unter den Füßen wegzieht. Den nachfolgenden Zeitsprung fand ich indes persönlich wenig gelungen. Nichts desto trotz gelingt es, die Zerrissenheit der Protagonistin und ihre Distanz zur Kult-Ikone gut herauszuarbeiten, was insbesondere dem großartigen Schauspiel von Ana de Armas geschuldet ist. Immer wieder streut Dominik sehr gekonnt Szenen von erhabener Schönheit ein, wie die stilisierte Verschmelzung der Körper während der Dreiecksbeziehung mit den Söhnen der Filmlegenden Charlie Chaplin und Edward G. Robinson; wechselt das Filmformat oder zwischen Farbe und Schwarz/Weiß. Leider entstehen bei einer Gesamtspielzeit von knapp 3 Stunden doch einige Längen, die dem Epos etwas die Intensität nehmen.
Zusammenfassend ist das aber Meckern auf hohem Niveau, "Blonde" ist überaus gelungen und dementsprechend sehenswert.