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    Werner - Eiskalt!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    1,0
    schlecht
    Werner - Eiskalt!
    Von Christian Horn

    Mit dem schnell zum Kultfilm avancierten „Werner - Beinhart!" landeten Produzent Bernd Eichinger, Regisseur Michael Schaack und Comiczeichner Brösel 1990 einen großen kommerziellen und erzählerischen Erfolg. Der anarchische und mit viel norddeutscher Selbstironie versehene Fäkalhumor der Zeichentrickepisoden ließ das frappierend Stümperhafte der Realfilm-Einschübe mit ihrer hanebüchenen Story leicht verschmerzen und lockte 4,9 Millionen Zuschauer in die deutschen Kinos. Die Fortsetzungen „Werner - Das muss kesseln", „Werner - Volles Rooäää!!!" und „Werner - Gekotzt wird später!" konnten den Charme des Originals nicht ansatzweise erreichen; sie dokumentierten einen stetigen qualitativen Verfall. Acht Jahre nach dem vierten Teil kommt jetzt mit „Werner – Eiskalt!" der fünfte Kinoauftritt des Installateurlehrlings ins Kino. Doch auch dieses Mal liegt der Kultfaktor von „Werner – Beinhart!" in weiter Ferne. Ganz im Gegenteil markiert der fünfte, von Gernot Roll („Männersache") inszenierte Kinoauftritt der Wernersens einen neuen Reihentiefpunkt.

    Erstmals seit „Werner – Beinhart!" wechselt die Erzählung wieder zwischen Realfilmaufnahmen und Zeichentrickepisoden. Die Realfilmstory handelt von Brösel (Rötger Feldmann) selbst, der gerne den 13. „Werner"-Band veröffentlichen würde, von seinem Verleger jedoch kein grünes Licht erhält. Frustriert flieht Brösel nach Korsika, um bei einem Flachköpper (ein Kopfsprung in knietiefes Wasser) neue Lebenskraft zu schöpfen. Doch der Comiczeichner springt unglücklich auf einen Stein, scheint tot zu sein und wird im Leichenschauhaus auf Eis gelegt – vom norddeutschen Knöllerup brechen seine Kumpels auf, um den vermeintlichen Leichnam in die Heimat zu karren. Dazwischen rekapitulieren die Zeichentricksequenzen die Geschichte der lebenslangen Rennrivalität zwischen Werner und Holgi, beginnend beim ersten Schlagabtausch im Kinderwagen bis zum Duell Porsche gegen Red-Porsche-Killer auf dem Flugplatz Hartenholm, das 1988 im Rahmen eines Festivals tatsächlich stattgefunden hat.

    Dass die Realfilmhandlung aussieht wie das hinterletzte Amateurfilmchen und auch inhaltlich nichts hergibt, ist kaum verwunderlich und gewissermaßen ein Muss. Rötger Feldmann und die anderen Darsteller ziehen alle Register des schlechten Schauspiels, die Kameraarbeit und Lichtsetzung erinnert an Urlaubsvideos und der dramaturgische Ablauf stammt eindeutig vom Reißbrett. Mit Filmen wie „Ballermann 6" oder „Die Superbullen" hat Regisseur Gernot Roll immer wieder seinen Hang zum Trash bewiesen, der bei „Werner – Eiskalt!" nun neue Blüten treibt. Schade, dass dem Stückwerk jeglicher Witz abgeht und die gesamte Rahmenhandlung um Brösels tödlichen Flachköpper nicht nur langweilig, sondern schlichtweg peinlich ist. Sei es drum, schließlich ist Werner der eigentliche Star – doch auch hier liegt einiges im Argen.

    Wie im Originalfilm reihen die Filmemacher Episoden aneinander, die allesamt mehr oder minder um Werners Rivalität mit Holgi kreisen: Einmal erfindet Werner den berühmten „Bremskraftverstärker", ein anderes Mal endet ein Polizeifest im absoluten Chaos und so weiter. Als Überleitung zwischen den Real- und Trickfilmanteilen dienen in aller Regel Erzählungen der damals Beteiligten, die meistens von der Brösel-Trauerberichterstattung im Fernsehen abgeleitet sind. Die Berichterstattung über Brösels Tod auf Korsika dient als Aufhänger für eine Reise durch das Werner-Universum, bei der neben Werner auch Andi, Eckat und Meister Röhrich, die depperten Polizisten Bruno und Helmut sowie zahlreiche weitere Figuren aus den bisherigen Verfilmungen auftauchen. Das Wiedersehen mit den Wernersens wirkt aber dermaßen bemüht und seelenlos, dass die Freude darüber komplett ausbleibt.

    Hier und da ragt erkennbarer Witz aus dem Einerlei heraus, unterm Strich ist „Werner – Eiskalt!" aber nichts weiter als eine dümmliche und ermüdende Anhäufung der Stereotypen und Standardsituationen aus den „Werner"-Comics. Komische Szenen wie das legendäre Fußballspiel auf dem Gemüsemarkt oder der Rohrbruch bei Frau Hansen bleiben völlig aus. Mit der erneuten Einbeziehung von Realaufnahmen hält freilich auch die Selbstbezüglichkeit im großen Stil Einzug. Die autobiografische Komponente aus den Comics findet naturgemäß im Auftritt von Brösel Widerhall und kulminiert in einem Streifzug durch die eigene Geschichte: Hier liegen die alten „Werner"-Bände, dort inspiriert das Kinoplakat zu „Werner – Gekotzt wird später!" die Reise nach Korsika und beim Finale schlagen Videoaufnahmen des Rennens auf dem Flugplatz Hartenholm eine Brücke in die reale Welt.

    Daneben gibt es Seitenhiebe auf Mangas und andere Comicfiguren, die jedoch immer so trivial ausfallen, dass die Comic-Selbstreferenzialität zum Selbstzweck verkommt. Der infantile Klamauk, der hohe Trashfaktor und die freche Anarchie des Originalfilms erstarren in „Werner – Eiskalt!" zur hohlen Form. Vermutlich macht der fünfte „Werner"-Film nicht einmal mit ordentlich Bölkstoff im Blut Spaß, denn Gernot Roll und seine Drehbuchautoren haben hier ein Werk zusammengeschustert, das den Charme der Achtzigerjahre-Comics kaum auch nur streift. In diesem Sinne: Es ist gerade so, als hätten die Verantwortlichen ihr Publikum mit der Nase an das Auspuffrohr des Red-Porsche-Killer geschweißt, sich in den Tank entleert, am Gashahn gezogen und dafür Eintritt verlangt.

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