Manchmal sollte man Helden einfach ruhen lassen. "Der letzte Kreuzzug" bildete mit dem Ritt in den Sonnenuntergang einen perfekten Abschluss für die "Indiana Jones"- Reihe und auch wenn man "Das Königreich des Kristallschädels" für sehr vieles kritisieren kann, so wirkte sein Ende doch ehrenhaft gegenüber Fords Figur und bescherte ihm doch ein Happy-End. Schon bei Ankündigung des fünften Teils fragte ich mich, ob wir diesen Teil, nach dem ohnehin schon mäßigen vierten Teil, überhaupt brauchen. Aber Disneys dicke Dollarzeichen in den Augen führten schließlich doch dazu, dass auch diese Reihe wieder ausgeschlachtet wird, mit dem "nötigen" modernen Anstrich. Leider unterbietet der Film dabei nicht nur meine Erwartungen, sondern ist nochmal schwächer als Teil Vier.
Kurz zur Handlung: Ende des zweiten Weltkriegs. In einem Zug stellt Indy, gemeinsam mit seinem Freund Basil Shaw ein Artefakt sicher, welches im gemeinen Mund als "Rad des Schicksals" bekannt ist. Ende der sechziger kehren alte Feinde wieder zurück, angeführt vom Nazidoktor Jürgen Voller. Dieser möchte das Rad finden um damit die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren und die Nazis doch noch zum Sieg zu führen. Indy muss ein letztes (?) Mal zurückkehren um gemeinsam mit seiner Patentocher Helena ihnen zuvor zu kommen.
Zunächst das Positive: Der Beginn des Filmes fühlt sich stark nach Indiana Jones an und ist deutlich das beste am Film. Auch wenn ich mich am Anfang etwas an die verjüngte Version von Ford gewöhnen musste, so versprühen die Burgen und Kämpfe im Zug, gepaart mit reichlich Situationshumor noch ein Gefühl, welches man noch am besten mit den ersten Teilen vergleichen kann. Thomas Kretschmann als Nazi ist dabei herrlich Böse, während auch Toby Jones als Basil gut passt. Auch wenn viel mit CGI gearbeitet wird und manche Stellen schon sehr unlogisch sind, selbst für Indy Verhältnisse, so macht der Beginn noch Spaß. Auch das Artefakt, die Antikythera" ist als Gegenstand, welcher gefunden werden muss, nicht uninteressant. Ähnlich wie der Kristallschädel aus Teil Vier, wird sie erst zum Problem durch die Auflösung im Finale.
Erster großer Kritikpunkt ist für mich das Handwerk. Der Film unterscheidet sich kaum von anderen modernen Blockbustern. Man spürt fast keine Handschrift, obwohl James Mangold eigentlich ein fähiger Regisseur ist, so kann er hier nicht überzeugen. Alles wirkt wie eine große Auftragsarbeit, mit jede Menge CGI und kaum nennenswerten Kameraeinstellungen. Wo Spielberg noch starke Dynamik in die Gespräche bringt, wird hier nur noch mit Schuss/Gegenschuss gearbeitet. Auch wie Indy inszeniert wird, mit seinem ikonischen Schatten, gepaart mit der Musik funktioniert in allen anderen Teilen besser. Selbst "Königreich des Kristallschädels" funktionierte hier besser.
Zweites Problem ist die Aktion. Während jeder Film eine gute Aktionszene aufweisen konnte (die Verfolgung der Lade in Teil 1, der Kampf auf der Brücke in Teil 2, die Bootsfahrt oder der Panzer in Teil 3 oder die Lagerhalle in Teil 4), so ist hier kaum Aktion, die begeistert, da sie auch nur aus dem Computer kommt. Gerade "Indiana Jones" stand aber immer für gute Aktion. Was zum nächsten Problem führt: Fords Alter.
Harrison Ford hat zwar immer noch den Charme und den Humor, aber er ist nun mal 80 Jahre alt, weshalb die Dynamik in den Aktionszenen einfach nicht mehr möglich ist und zum Teil sogar albern wirkt, wenn er junge, körperlich überlegene Gegner in die Schranken weißt. Auch in den Gesprächen fehlt daher die Dynamik, da er fast nur im Sitzen dreht. Die Idee Ford im Film auch "altern" zu lassen und es zum Thema zu machen, finde ich absolut in Ordnung, jedoch schöpft man es falsch aus, setzt den Schwerpunkt doch falsch oder macht sich über ihn lustig.
Ein Problem findet sich auch in den Schurken des Films. Mads Mikkelsen macht seine Sache noch mit am Besten und ist für mich ein Lichtblick im Film. Auch wenn man ihn als Charakter kaum kennenlernt, so ist er doch ein besser Schurke als Spalko in Teil 4. Seine Präsenz stimmt, ist dabei aber nie körperlich überlegen oder unfehlbar. Ihm geht es einzig um das Rad. Dabei spielt auch immer viel Unsicherheit mit. Das Problem sind seine Handlanger. Während Indy gegen Armeen von Nazis, Kali oder Sowjets antrat, so muss er hier einzig gegen fünf Schläger ran. Boyd Holbrook ist dabei dermaßen austauschbar, dass man die Figur auch ganz hätte streichen können. Durch die geringe Zahl wirkte es nie wie eine echte Bedrohung. Vor allem da die Schurken auch ständig, vom Drehbuch, sehr inkompetent dargestellt werden. Auf der Flucht verhalten sie sich inkonsequent, lassen Figuren ständig am Leben, auf Grund des Plot-Armors und und und.
Das letzte große Problem sind die anderen Figuren. Sallah hätte man sich schenken können, für die Handlung macht er nichts relevantes. Antonio Banderas Auftritt ist dermaßen klein und unbedeutend, dass man es schon als Frechheit sehen kann, dass er so groß auf dem Poster ist. Schwierig wird es mit den beiden Begleitern von Indy. Teddy, ein Straßendieb, ist zwar ein Kind, aber intelligenter als die Erwachsenen um ihn herum. Er kann Dinge im Hand umdrehen, besiegt Feinde, die drei Mal so groß sind und lernt schwimmen, durch gut zureden. Die ganze Figur ist nervig und wird nur vom Plot-Armor gerettet. Noch schlimmer wird es bei Helena Shaw. Sie ist stark, unabhängig und schön, wie sie von sich selbst behauptet. Dabei ist sie eigentlich extrem zickig, lässt Indy ständig im Stich, macht sich über sein Alter lustig und findet jede unangemessene Situation lustig. Sie ist in allem besser wie Indy, stets cleverer und hat auch in den Konflikten immer die Hose an. Sie hat schlicht keine Fehler und gehört leider zu den schlimmsten Figuren, die ich die letzten Jahre im Kino ertragen musste. Es wäre an sich eine schöne Sache, starke Frauen einzuführen, aber leider ist Disney hier wieder ihren klassischen Weg gegangen, ohne ihren Damen Dreidimensionalität zu geben, schwächen oder eine Entwicklung. Deshalb unterscheidet sich die Figur dann doch von wundervollen Größen wie Ellen Ripley, Furiosa, die Braut oder Prinzessin Leia. Die Entwicklung ist extrem schade, da ich mir durchaus mehr solcher Figuren wünsche, aber es einfach vollkommen falsch umgesetzt wird, weshalb Fans sauer sind und letztlich auch das Werk leidet.
Ein letzter großer Kritikpunkt ist das Ende. Dieses ist wieder ähnlich kontrovers wie schon in Teil 4. Aber mehr will ich dazu nicht sagen, außer dass ich es schon im Trailer vorhergesehen habe.
Kurz: Indy 5 ist eine reine Enttäuschung. Ein herzloses Handwerk, paart sich mit langweiliger Aktion, jeder Menge Logiklücken und gähnender Leere, die sich im CGI verliert. Dabei ist Ford Highlight und Lowlight, während die Nebenfiguren eine einzige Qual sind, allen voran Helena Shaw. Ein Film der der Figur und der Reihe nicht gerecht wird, schlechter ist als Teil 4 und wirkt wie ein weiterer Figur auf dem Rücken einer bekannten Figur Kapital zu schlagen.