Regisseur Chris Hartwill ist bisher nur mit der Inszenierung von zwei Episoden der Serie „Numb3rs" in Erscheinung getreten. Für seinen ersten Spielfilm bleibt er der Welt der Wahrscheinlichkeiten und Berechnungen treu, denn der Mystery-Thriller „Ghost Machine" erinnert nicht nur dramaturgisch an ein – allerdings wenig originelles – Computerspiel, sondern er dreht sich ganz konkret um ein aus dem Ruder laufendes militärisches Simulationsprogramm. Die Drehbuchautoren Malachi Smyth und Sven Hughes gewinnen dem Thema der virtuellen Realität allerdings kaum Originelles ab, vielmehr vermengen sie ganz unterschiedliche Elemente und Ansätze: Plötzlich schleicht sich ein todbringender weiblicher Geist in die Simulation, dazu gibt es eine Prise 9/11-Paranoia und ein paar Militärklischees, einen Schuss Shooterfeeling für die Gamerfraktion und ein wenig Cyber-Erotik für pubertierende Jungs. Die Erfolgsformel hat Hartwill damit nicht gefunden, zusammen ergibt das einen seichten Direct-to-DVD-Film, der weder im Action- noch im Grusel- oder Spannungsbereich viel zu bieten hat.
Tom (Sean Faris) ist Techniker beim britischen Militär und dort für ein hochmodernes Simulationsprogramm zuständig, mit dem die Soldaten einer Spezialeinheit auf ihre Einsätze im Kriegsgebiet vorbereitet werden. Zusammen mit seinem Freund Vic (Luke Ford) „leiht" sich der ehrgeizige Tom die unglaublich realistische Kriegssimulation einfach einmal übers Wochenende aus, um einen launigen Männerabend mit Bier, Gras und dem außergewöhnlichen Ego-Shooter zu verbringen. Als äußerst praktisch erweist sich dabei, dass der Ex-Militär Iain (Sam Corry) die Aufsicht über ein verlassenes Gefängnis hat, das sich nicht nur als Treffpunkt für die Viererrunde eignet, sondern auch gleich in das Programm eingescannt und somit als Shooter-Location der besonderen Art genutzt werden kann. Doch schon bald zeigt sich ein unbekannter strudelartiger Schatten auf Toms Übersichtsbildschirm und die vorher noch begeistert in der Simulation um den Highscore kämpfenden Freunde bekommen es mit einem rachsüchtigen Geist zu tun...
Eine Computersimulation, die der Realität so nahe kommt, dass man sich in ihr verlieren kann und die schließlich auch noch ungeahnte Auswirkungen auf die wirkliche Welt nach sich zieht, ist nicht gerade eine neue Idee und auch sonst fällt es Regisseur Chris Hartwill äußerst schwer, seinem Spielfilmdebüt ein eigenes Flair zu geben. Storytechnisch dürfen keine Überraschungen erwartet werden und auch die Charaktere bleiben durchweg blass. Während Sean Faris ( „The Fighters") höchstens dadurch auffällt, dass er dem Tom Cruise der 90er Jahre überaus ähnlich sieht, leisten Luke Ford („Die Mumie - Das Grabmal des Drachenkaisers") als Vic und Rachael Taylor („Transformers") als dessen tougher Schwarm Jess aber zumindest noch recht ordentliche Arbeit.
Zu Beginn fehlt es dem Film schlicht an Tempo, danach verstricken sich Hartwill und seine Autoren mehr und mehr in Ungereimtheiten, so dass der provisorische Schlusstwist schließlich weder logisch noch sonderlich verblüffend daherkommt. Der nach Rache dürstende weibliche Geist kann bei seinen ersten Auftritten wenigstens noch für etwas Gruselstimmung sorgen. Doch trotz der düsteren Schatten, die der Cybergeist nach sich zieht und der todbringenden Eisenkette in seiner Hand, verflüchtigt sich die unheimliche Aura viel zu schnell. So hält sich die Spannung fast über die gesamte Filmlänge in sehr engen Grenzen.
Das heruntergekommene Gefängnis ist eine nette, düstere Location und auch wenn die CGI-Effekte nicht sonderlich beeindruckend gelungen und zudem klar als solche zu erkennen sind, werden sie für eine Produktion mit beschränkten monetären Mitteln zumindest passabel eingesetzt. Das künstliche Erscheinungsbild, das die Computereffekte dem Film verleihen, passt zudem gut zu seiner Virtual-Reality-Thematik, ohne dass dieses Zusammenlaufen allerdings reflektiert würde.
Fazit: „Ghost Machine" ist ein Virtual-Reality-Mystery-Thriller, der sich schnell und schmerzlos konsumieren lässt, aber absolut nichts Besonderes oder gar Erinnerungswürdiges an sich hat. Virtuelle Poltergeister rasseln eben doch noch nicht so angsteinflößend mit ihren Ketten wie ihre etablierten Offline-Kollegen.