„The Big Year", so auch der Originaltitel des Films, heißt ein inoffizieller Wettbewerb der American Bird Association. Dabei gilt es, in Nordamerika innerhalb eines Jahres so viele verschiedene Vogelarten wie möglich auszumachen. Fotobeweise sind nicht erforderlich. Es zählt sogar, wenn man einen Vogel nur piepen hört. Ehrlichkeit ist Ehrensache unter den passionierten Hobby-Ornithologen, die für ihre Teilnahme am Wettkampf viel Zeit und Geld investieren müssen. Sie scheren sich auch nicht darum, dass dem Sieger keine wertvolle Prämie winkt. Sicher ist dem Top-Birdwatcher nur die Anerkennung von Seinesgleichen. David Frankel („Der Teufel trägt Prada") nimmt in seiner lose auf einem Sachbuch von Mark Obmascik basierenden „Ein Jahr vogelfrei!" nun drei Big-Year-Teilnehmer unter die Lupe. Doch trotz des Star-Aufgebots mit Jack Black („School of Rock"), Steve Martin („Der rosarote Panther") und Owen Wilson („Midnight in Paris") erwies sich die Komödie mit starken dramatischen Untertönen in den USA als Flop. Kaum jemand wollte den renommierten Komikern beim Vogelbeobachten zuschauen. Was insofern kaum verwundert, als der Film weder besonders lustig noch besonders spannend ist. Seine Stärken hat er eher im ernsthaften Bereich.
Nach einem abgebrochenen Studium und einer gescheiterten Ehe will sich der Programmierer Brad Harris (Jack Black) endlich seinen Traum verwirklichen – und steigt trotz knapp bemessener Zeit und finanzieller Mittel beim Rennen um die meisten Vogelbeobachtungen innerhalb eines Jahres ein. Auf einer seiner Touren lernt er Stu Preissler (Steve Martin) kennen. Der erfolgreiche Unternehmer und begeisterte Hobby-Ornithologe verfügt im Gegensatz zu Brad über reichlich Geld und nimmt seine Teilnahme am Big-Year-Wettbewerb zum Anlass, sich zugunsten seiner wahren Leidenschaft langsam aus seinen geschäftlichen Verpflichtungen zu lösen. Das Siegen ist ihm im Grunde gar nicht so wichtig. Für den gerade in einer Midlife-Crisis steckenden Kenny Bostick (Owen Wilson) bedeutet Gewinnen dagegen umso mehr. Diesem Ziel ordnet der zum dritten Mal verheiratete Dachdeckermeister, der mit 732 Sichtungen in einem Jahr auch der aktuelle Rekordhalter ist, alles andere unter. Kein Wunder, dass seiner Vogel-Obsession bereits zwei Ehen zum Opfer gefallen sind. Schnell erblickt Kenny in Brad und Stu, die sich im Laufe der Zeit miteinander anfreunden, seine härtesten Konkurrenten – und versucht, sie mit all seiner Erfahrung auszustechen.
Schon bei der Vorstellung der Birdwatcher ahnt man, worauf die Filmhandlung hinauslaufen wird: Die Jagd nach Pinkfuß-Gans, Blaufuß-Tölpel und Co. ist in erster Linie als Metapher für die Suche nach dem persönlichen Glück zu verstehen. Da bleibt es nicht aus, dass die drei Männer mit den unterschiedlichen persönlichen Hintergründen am Ende ihres Big Years gelernt haben, was im Leben wirklich wichtig ist - vor allem, dass man nicht alles zu verbissen sehen sollte. Doch so sympathisch diese Botschaft im Grunde ist – den Konflikten, mit denen sich Brad, Stu und Kenny auf ihrem Weg zur Selbsterkenntnis konfrontiert sehen, mangelt es an dramatischer Zuspitzung und an Originalität. Brad etwa will seinem Vater Raymond (Brian Dennehy) beweisen, dass er keineswegs ein Taugenichts ist. Möchtegern-Ruheständler Stu macht zu schaffen, dass er in seiner Firma als unersetzlich gilt. Kenny wiederum bekommt wegen seiner Vogel-Besessenheit auch mit seiner dritten Frau Jessica (Rosamund Pike), die sich sehnlichst ein Kind wünscht, Ärger.
Das alles reißt einen ebensowenig vom Hocker wie der Wettstreit der drei Birdwatcher, aus dem Regisseur David Frankel partout keine Spannung ziehen mag. Meist blendet er einfach nur den jeweils aktuellen Stand ihrer Sichtungen ein. So schleppt sich denn das episodische Geschehen über weite Strecken etwas träge dahin. Und das, obwohl der Film an mehr als 100 verschiedenen Schauplätzen zwischen Alaska und Florida gedreht wurde. Immerhin funktioniert das Zusammenspiel der drei Hauptdarsteller, von denen sich keiner in den Vordergrund drängt. Zudem werden ihre latent spleenigen Figuren mit ihrer Begeisterung für Piepmätze aller Art nie der Lächerlichkeit preisgegeben. Dabei böte sich gerade Owen Wilsons arroganter Kenny, der gern den erfahrenen Vogelexperten raushängen lässt und sich all seinen Konkurrenten überlegen fühlt, für jede Menge schadenfreudigen Ulk an. Aber früh wird klargemacht, dass Kennys absoluter Siegeswille nicht unbedingt zu seinem Besten ist und es gehört ihm eher unser Mitgefühl als unser Spott.
Fazit: Wer angesichts der Besetzung eine Schenkelklopf-Komödie erwartet, sieht sich getäuscht. Außer gelegentlicher Situationskomik hat „Ein Jahr vogelfrei!" in Sachen Humor recht wenig zu bieten. Dafür punktet die auch sonst recht schlichte Birdwatcher-Mär mit der sorgfältigen Zeichnung seiner drei Hauptfiguren, abwechslungsreichen Naturschauplätzen und – Vogelnarren aufgepasst! – einem spektakulären Balzflug zweier Weißkopf-Seeadler.