Studium mit Auszeichnung bestanden, zahlreiche Praktika und Auslandsaufenthalte absolviert und dennoch keine Chance auf eine lukrative Erwerbstätigkeit – das ist „Die 1000 Euro-Generation", wie sie der italienische Schriftsteller Antonio Incorvaia in seinem gleichnamigen Buch beschreibt. In der Verfilmung erzählt Regisseur Massimo Venier jedoch nicht nur von den Problemen bei der Berufswahl, die sich vor dem Hintergrund der Eurokrise für viele Südeuropäer noch einmal enorm intensiviert haben, sondern lässt seinen Protagonisten Matteo (Alessandro Tiberi) außerdem noch in ein brenzliges Beziehungsdreieck schlittern. Den Großteil des Films über beschreitet Venier dabei die ausgelatschtesten Pfade romantischer Unterhaltung: Statt die komplexen Zusammenhänge zwischen Liebes- und Karriereleben zu ergründen, wird weitgehend unreflektiert auf stereotype (Erzähl-)Muster zurückgegriffen. So dienen etwa die Frauenfiguren hier zu kaum mehr als zur Versinnbildlichung bestimmter Lebensentwürfe und sind damit bloße Vehikel männlicher Krisenbewältigung.
Matteo hat zwar einen Doktortitel in Mathematik, aus Mangel an Alternativen arbeitet er dann aber doch bloß in der Marketingabteilung eines Telekommunikationsunternehmens. Weder kann er seinen Job ausstehen, noch verdient er damit genügend Geld zur Sicherung seines Lebensunterhalts. Auch in der Wohngemeinschaft mit Kumpel Francesco (Francesco Mandelli) fehlt es an allen Ecken und Enden. Dann treten plötzlich zwei Frauen in sein Leben. Mitbewohnerin Beatrice (Valentina Lodovini) ist ebenso mittellos und gestrandet wie er selbst. Arbeitskollegin Angelica (Carolina Crescentini) indes könnte ihm den Weg zur finanziellen Sicherheit ebnen. Matteo muss sich zwischen den Frauen und damit zwischen zwei Lebensentwürfen entscheiden...
Dass man sich mit dem Geplagten so leicht identifizieren kann, ist dem ausgesprochen sympathischen Auftritt des Hauptdarstellers Alessandro Tiberi („To Rome with Love") zu verdanken – auch, wenn sein amouröser Taumel zwischen finanzieller Sicherheit und Überlebenskünstler-Romantik hochgradig konstruiert wirkt. Die Dramatik, die Matteos Lebenslage von Regisseur Venier beigemessen wird, dürfte allerdings in seiner italienischen Heimat ungleich intensiver erlebt werden – anders als hierzulande sind die Euro-Krise und die damit verbundenen wirtschaftlichen Überlebensängste dort längst in den Alltag breiter Bevölkerungsschichten vorgedrungen. Bloß, was nützt das schöne Konstrukt, wenn damit nichts Substantielles zum Krisenthema ausgesagt wird?
Die Auflösung des vorgeblichen romantischen Dilemmas ist so vorhersehbar politisch korrekt, dass Matteos Entscheidungsfindung darüber zur harten Geduldsprobe wird. Immerhin: Humorvoll aufgeführt wird dieses kleine Lehrstück über innere Werte allemal. Und das insbesondere in einer Szene, in der Francesco seine Liebeswirren in all ihrer Eindimensionalität zusammenfasst und damit auch eine Art Meta-Kommentar über die Filmhandlung abzugeben scheint. Dieser sanft-ironische Moment kann jedoch nicht darüber hinwegtrösten, dass „Die 1000 Euro-Generation" phasenweise wie eine merkwürdige Eurokrisen-Durchhalteparole wirkt. Mit den richtigen Liebesentscheidungen wird sich demnach auch das wirtschaftliche Schicksal wenden? Wohl kaum!
Fazit: In „Die 1000 Euro-Generation" schickt Massimo Venier sympathische Figuren durch milde unterhaltsame Liebeswirren. Ein inhaltlich befriedigender Film ist ihm dabei nicht gelungen, stattdessen gibt es bloß Glückskeksweisheiten zur Krisenthematik.