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    Submarino
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Submarino
    Von Christoph Petersen

    Auch wenn er nicht explizit als Regisseur genannt wird, weil das Dogma-Manifest keinen Abspann zulässt, hat Thomas Vinterberg mit Das Fest den wohl bedeutendsten dänischen Film nach den Werken des großen Carl Theodor Dreyer („Vampyr - Der Traum des Allan Grey“, „Gertrud“) geschaffen. Doch während Vinterbergs Kollege Lars von Trier, der mit „Idioten“ den zweiten Dogma-Film nach „Das Fest“ ablieferte, in der Folge richtig durchstartete und mit Dancer In The Dark sogar die Goldene Palme in Cannes gewann, wurde es um Thomas Vinterberg zunehmend ruhiger. Sein eisiges Endzeit-Drama It’s All About Love mit Joaquin Phoenix wurde von der Kritik mit gemischten Gefühlen aufgenommen und erlebte mit einem ambitionierten Budget von 11,5 Millionen Euro an den Kinokassen einen Supergau. Auch die Waffen-Fabel Dear Wendy entpuppte sich nicht als das erhoffte satirische Feuerwerk, sondern scheiterte in letzter Konsequenz. Nachdem sein vorangegangener Film „A Man Comes Home“ dann nahezu überhaupt keine internationale Aufmerksamkeit mehr erfuhr, meldet sich Thomas Vinterberg mit „Submarino“ nun auf der Festivalbühne zurück. Allerdings wird es für das unterkühlte Unterschichten-Drama kaum für mehr als eine Randnotiz im diesjährigen Berlinale-Wettbewerb reichen.

    Der Grundschüler Nick (Sebastian Bull Sarning) und sein kleiner Bruder (Mads Broe) sind total überfordert. Sie müssen nicht nur mit den Ausfällen der ständig besoffenen Mutter (Mei Oulund Ipsen) klarkommen, sondern sich auch noch um ihr Baby-Geschwisterchen kümmern. Es kommt, wie es kommen muss. Den Kindern fällt eine Flasche Wermut in die Hände und während sie im Wohnzimmer ihren Rausch ausschlafen, verendet nebenan das Baby. Etwa zwanzig Jahre später lebt Nick (Jakob Cedergren) in einem Heim für Alkoholiker und hat Gelegenheitssex mit seiner Nachbarin Sofie (Patricia Schumann). Zu wahrer Nähe ist er nicht fähig. Sein einziger Freund ist Ivan (Morten Rose), der aufgrund seiner Korpulenz noch nie Sex hatte und deshalb Frauen stalkt. Nicks kleiner Bruder (Peter Plaugborg) versucht unterdessen, seinem Sohn Martin (Gustav Fischer Kjærulff) ein guter alleinerziehender Vater zu sein - doch seine Heroinsucht hält ihn immer wieder davon ab...

    „Submarino“ beginnt als Hartz-4-Schocker: Als die Mutter in der Küche zusammenbricht und auf den Boden uriniert, manipuliert Nick kurzerhand den Toaster und verpasst der Mutter einen genitalen Stromschlag, der sich gewaschen hat. Da kiffen und saufen die Jungs, bis sich das blau angelaufene Baby im Nebenzimmer endgültig nicht mehr regt. Das mag man für amüsant, platt, populistisch oder sogar abstoßend halten - aber zumindest passiert hier noch etwas. Sind Nick und sein kleiner Bruder nämlich erst einmal erwachsen, wird es schnell langweilig. Statt eine Geschichte zu erzählen - so bekommt man das Gefühl - geht es Thomas Vinterberg allein darum, sein Moral-Konzept durchzuexerzieren. „Submarino“ geht die Intensität anderer Unterschichten-Horrorshows wie Trainspotting und vor allem Ex Drummer aber leider vollkommen ab.

    Und auch die Moral an sich, dass es aus den Niederungen der Gesellschaft einfach kein Entkommen gibt, egal wie viel guten Willen man auch beweist, entpuppt sich nicht gerade als spannungsfördernd. Schließlich weiß das Publikum so bei jedem Hoffnungsschimmer sofort, dass die Protagonisten sowieso gleich von einem noch härteren Schlag in die Fresse erneut niedergestreckt werden. Währen Jakob Cedergren (Dänische Delikatessen, Dark Horse) als beziehungsunfähiger Nick beim Zuschauer zumindest ein wenig Emotionalität provoziert, bleibt Peter Plaugborg (Tage des Zorns) als süchtiger Alleinerzieher total blass - was allerdings auch an seinem überschminkten Gesicht liegen könnte, dessen Fahlheit eher an einen Vampir als an einen Junkie gemahnt.

    Fazit: Thomas Vinterberg transportiert seine Moral vom Apfel, der nicht weit vom Stamm fällt, egal wie sehr er sich auch anstrengt, über die Geschichten zweier Brüder, die es so oder ganz ähnlich schon etliche Male zu sehen gab. Weil das emotionale Band zu den Protagonisten zudem brüchig bleibt, ist diese unterkühlte Unterschichten-Fabel vor allem eines: ziemlich öde.

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