Im Zuge seiner flächendeckenden Kinoauswertung im Oktober 2009 feierte der Hype-Film „Paranormal Activity" einen ungeheuren finanziellen Erfolg. Mit nur etwa 15.000 Dollar Budget inszenierte Regie-Neuling Oren Peli einen Horrorfilm mit einfachen, aber sehr effektiven Gruseleffekten, dessen weltweites Einspielergebnis von rund 193 Millionen Dollar der Traum jedes Filmproduzenten ist. Allein schon diese Zahlen machen deutlich, dass ein baldiger Nachfolger nicht ausbleiben konnte. Auf dem Regie-Stuhl nahm dieses Mal Tod Williams („The Door in the Floor") Platz, der den ursprünglich angedachten, aus vertraglichen Gründen ausgefallenen Kevin Greutert („Saw 6", „Saw 3D") ersetzte. Das Budget wurde um ein Vielfaches auf 2,7 Millionen Dollar aufgestockt, ansonsten aber ist „Paranormal Activity 2" seinem Vorgänger ziemlich ähnlich – ohne diesem etwas wesentlich Neues hinzuzufügen, setzt die Fortsetzung auf dasselbe Prinzip. Dennoch ist das Sequel kein lieblos nachgeschmissener Trittbrettfahrer (wie etwa „Blair Witch 2"), sondern ein im besten Sinne solider Horrorfilm, der sich die Vorzüge des ersten Teils geschickt aneignet.
Die Handlung von „Paranormal Activity 2" setzt zwei Monate vor dem ersten Teil ein und spielt im familiären Umgebung der Schwester der im Vorgänger heimgesuchten Katie (Katie Featherston). Kristi Rey (Sprague Grayden), ihr Ehemann Dan (Brian Boland) und dessen Tochter Ali (Molly Ephraim) begrüßen in ihrem schicken Häuschen ein neues Familienmitglied, den frisch geborenen Hunter. Als erstes merkt die mexikanische Haushälterin Martine (Vivis Cortez), dass plötzlich ein böser Geist im Haus umgeht, aber der Rest der Familie nimmt diese Warnungen nicht wirklich ernst. Als eines Tages das komplette Haus verwüstet ist, glauben die Reys an herkömmlichen Vandalismus, und dass sich der automatische Poolreiniger Nacht für Nacht aus dem Wasser springt, führt Dan auf eine falsche Einstellung am Gerät zurück. Doch das ist erst der Anfang und bald glauben zumindest Ali und Kristi an die Anwesenheit eines Dämons...
Inszeniert ist das erneut im pseudo-dokumentarischen Stil nach dem Vorbild von „The Blair Witch Project" und früheren Vorläufern wie etwa „Focus" oder der ersten Hälfte von „Cannibal Holocaust" (deutscher Titel: „Nackt und Zerfleischt"). So experimentiert Familienvater Dan eifrig mit seiner neu erworbenen Full-HD-Kamera, die auch dessen Tochter Kristi gerne zur Hand nimmt – darüber hinaus bringt eine Sicherheitsfirma nach der Verwüstung der Wohnung Security-Kameras im gesamten Haus an: in Küche und Wohnzimmer, in Hunters Kinderzimmer, im Eingangsbereich und auf der Terrasse mit Blick auf den Pool. War es in „Paranormal Activity" nur eine feststehende Kamera im Schlafzimmer, die das nächtliche Treiben des Dämons dokumentierte, sind es nun also gleich fünf Kamerabilder, in denen der Zuschauer nach paranormalen Vorkommnissen suchen kann. Und auch sonst hat der Nachfolger von allem ein wenig mehr zu bieten, wobei in erster Linie die erhöhte Schlagzahl an Schockeffekten auffällt. Eine sich unmerklich bewegende Tür oder Fußspuren im ausgestreuten Mehl reichten Orin Peli in seinem Erfolgsfilm, der erst zum Ende hin mit größeren Schockern auftrumpfte – bei „Paranormal Activity 2" hingegen ist der Dämon von Anfang an aktiver.
Trotzdem ist der Grusel auch in „Paranormal Activity 2" wohl dosiert. Der Zuschauer weiß von Anfang an um die Anwesenheit eines Dämons und so spielt Tod Williams mit der Erwartungshaltung des Publikums. Zu Beginn verrät eine Texteinblendung, dass Micah Sloat, das Opfer aus dem ersten Teil, in 60 Tagen sterben wird. Und spätestens bei Einbruch der ersten Nacht greifen sowieso die Urangst-Mechanismen aus „Paranormal Activity". Regisseur Williams tut im Verlauf des nun folgenden Tag/Nacht-Rhythmus gut daran, die eine oder andere Nacht ohne Vorkommnisse vorüberziehen zu lassen. Die Bilder der im Haus installierten Kameras sorgen nämlich auch dann für Gänsehaut, wenn gerade nichts passiert: Eine krisselige Aufnahme des Pools, ein nächtlicher Blick in die verlassene Küche oder eine grünstichige Aufnahme des kleinen Hunter, der mitten in der Nacht in seinem Bettchen steht – die Aufmerksamkeit ziehen diese Bilder auch ohne paranormale Aktivitäten auf sich. Wenn es dann plötzlich richtig laut poltert oder eine Tür heftig zufliegt, ist der Schreck dann umso größer.
Im Prinzip funktioniert „Paranormal Activity 2" wie sein Vorgänger. Tod Williams legt in allen Bereichen ordentlich nach (so gibt es auch mehr handelnde Personen), übertreibt es aber nicht und hält die Spannung über die gesamte Laufzeit. Vorwerfen könnte man Williams und seinen Drehbuchautoren lediglich, dass sie dem erprobten Prinzip nichts Neues hinzufügen – andererseits ist das auch ein großer Vorteil des Films, denn die von Orin Peli angewandte Inszenierungsweise trägt auch den zweiten Auftritt des Dämons. Da die Einspielergebnisse von „Paranormal Activity 2" an den amerikanischen Kinokassen überraschend gut ausfielen (mit Einnahmen von 41,5 Millionen am Startwochenende legte das Sequel den erfolgreichsten Horrorfilm-Start der Kinogeschichte hin), dürfte ein dritter Teil – möglicherweise in 3D – nicht lange auf sich warten lassen. Falls er ähnlich gut funktioniert wie die Variante von Tod Williams, ist dagegen aber auch gar nichts einzuwenden.