Im Kino haben Superhelden und (Halb-)Götter gerade wieder einmal Hochkonjunktur. Sie trotzen dem „Zorn der Titanen" oder kämpfen als Comic-Dreamteam „The Avengers" gegen den drohenden Weltuntergang. Zeitgleich zu den effektvoll aufgemotzten Muskelspielen der Marvelheroen um Iron Man, den Hulk und Co. läuft gewissermaßen als Kontrastprogramm Scott Hicks‘ romantisches Liebesdrama „The Lucky One – Für immer der Deine" in den deutschen Kinos an. Und natürlich hat die gefühlsbetonte Schmonzette grundsätzlich wenig mit dem bombastischen Action-Spektakel gemeinsam. Aber auch in der Nicholas-Sparks-Verfilmung gibt es einen veritablen Helden. Hier handelt es sich um einen tapferen Marine mit Kriegstrauma, der unbeirrt seinem Schicksal folgt, wenig spricht, aber stets das Richtige tut. So erlöst er eine einsame Frau und damit auch sich selbst von den Lasten der Vergangenheit. Wie stets bei Sparks geht es um schicksalhafte Fügungen und um die große Liebe, das alles wird in exquisite Bilder gesetzt und vor allem vom „Helden" Zac Efron engagiert gespielt. Die dramatischen Konflikte allerdings wirken zu einem großen Teil allzu gezwungen, bleiben wenig nachvollziehbar und sind damit nur selten berührend.
Der junge Marine Logan Thibault (Zac Efron) absolviert bereits seinen dritten mehrmonatigen Kampfeinsatz im Irak. Nach einem verheerenden Gefecht findet er in der Wüste das Foto einer blonden Frau. Er behält das Bild als Glücksbringer und glaubt bald, dass es ihm das Leben gerettet hat. Nach seiner Rückkehr in die Heimat leidet der Soldat unter den traumatischen Kriegserinnerungen, trifft bei der Familie seiner Schwester (Courtney J. Clark) allerdings auf wenig Verständnis. Außerdem geht ihm die Frau auf dem Foto nicht aus dem Kopf. Also macht er sich mit seinem treuen Hund Zeus auf die Suche nach der Blondine. Er findet sie nach wochenlangem Fußmarsch schließlich in einer Kleinstadt in Louisiana. Sie heißt Beth (Taylor Schilling) und betreibt mit ihrer Großmutter Ellen (Blythe Danner) eine Hundeschule. Während die Langgesuchte den Fremden etwas irritierend findet, gibt Ellen ihm einen Job im Familienbetrieb. Auch mit Beths Sohn Ben (Riley Thomas Stewart) freundet sich Logan bald an. Dessen Vater Keith (Jay R. Ferguson), der Sheriff des Ortes, sieht das allerdings gar nicht gerne und reagiert extrem eifersüchtig, als sich seine Ex-Frau und Logan schließlich auch näherkommen. Und noch weiß niemand, wie es den Einzelgänger nach Louisiana verschlagen hat...
Hundeflüsterer, Frauenversteher und einfühlsamer bester Kumpel für das Kind: Zac Efrons („High School Musical", „17 Again") Logan ist zu gut, um wahr zu sein. Und es wäre ein grobes Missverständnis, dieser Figur mit den Maßstäben des Realismus und des Alltäglichen beikommen zu wollen. In der Inszenierung von Scott Hicks („Shine", „Schnee, der auf Zedern fällt") bekommt Logan bisweilen sogar einen fast mythischen Charakter. Immer wieder tritt er wie ein Schutzengel aus dem Bildhintergrund hervor und greift helfend ein, wenn Beth oder Ben Beistand brauchen. Er ist der gute Geist mit dem tröstenden Wort und dem unendlichen Einfühlungsvermögen, dazu ist er stets höflich und auch noch handwerklich begabt. Was klingen mag wie eine deutlich zu perfekte Ausgabe von Schwiegermutters Liebling, wird durch Zac Efron lebendig und sympathisch. Er nimmt seine Rolle sichtbar ernst und verleiht dem Dreamboy so innere Überzeugung und Bodenhaftung – nach Art eines klassischen Filmstars ist er der Wirklichkeit so einerseits sichtbar entrückt und lässt uns andererseits an die Illusion glauben.
Zac Efrons Logan ist auch dramaturgisch der Dreh- und Angelpunkt des Films. Seine Ankunft im verschlafenen Städtchen Camden bringt die Handlung in Gang und alles, was passiert, hat mit ihm zu tun. So dienen Beths Trauer um ihren Bruder und ihre schwierige Familiensituation nur als wenig überzeugender Vorwand für ihr Zögern, sich auf Logan einzulassen. Das wiederum nutzt Hicks für die genüssliche Inszenierung schmachtender Blicke Taylor Schillings („Atlas wirft die Welt ab", „Mercy") auf die Verheißung von Glück, Liebe und Freiheit in Gestalt von Zac Efron – wenn sie beim Abwasch aus dem Küchenfenster den attraktiven Fremden im Hof bewundert und wenn sie nach dem ersten Kuss mit einem hinreißend hingerissenen Augenaufschlag den Wunsch nach mehr signalisiert, dann ist das so etwas wie ein keusches Vorspiel. Die folgenden neckisch verspielten Bilderreigen, die in überirdisch schönes Louisiana-Licht getaucht sind und von unverfänglichem Schmusepop untermalt werden, erzählen nicht ernsthaft etwas über Liebe und Leidenschaft. Vielmehr befindet sich die Hollywood-Projektionsmaschinerie hier auf Hochtouren und angesichts der so unverblümt bedienten Romantik-Klischees mag man Regisseur Hicks durchaus ein augenzwinkernd-entlarvendes „Ich weiß, was ich tue" zubilligen.
Die Liebe zwischen Logan und Beth (natürlich fehlt auch eine überaus geschmackvolle und garantiert familienfreundliche Sexszene nicht) entwickelt nie den ganz großen Sog, statt zu einem Kloß im Hals reicht es beim geneigten Publikum eher zu einem gelegentlichen freundlich-wohligen Seufzen. Das liegt auch an den auffälligen erzählerischen Schwächen, die sich am stärksten in der Figur des Keith zeigen. Der latent gewalttätige Polizist erweist sich als ausgewachsener Bösewicht und droht Beth wiederholt damit, ihr den gemeinsamen Sohn wegzunehmen, bloß weil er es kann: Er befindet sich auf einem absolut undifferenzierten Südstaaten-Macho-Machttrip. In solcher Überspitzung lässt sich der Konflikt allerdings kaum ernstnehmen, hier werden enorme erzählerische Möglichkeiten zugunsten einer unangenehm bequemen Lösung verschenkt. So sind letztlich alle für Nicolas-Sparks-Filme typischen Motive versammelt, aber „The Lucky One" kommt nicht an die reife Ernsthaftigkeit von „Message in a Bottle", den stilvollen Schwung von „Wie ein einziger Tag" oder die thematische Prägnanz von „Nur mit Dir" heran.
Neben dem Nachweis von Zac Efrons Starqualitäten hat „The Lucky One" aber noch eine weitere große Stärke und das sind die Szenen zwischen Logan und dem achtjährigen Ben. Sie mögen ähnlich kalkuliert angelegt sein wie die rabaukenhaften Auftritte von Jay R. Ferguson („Mad Men") als Keith, im Zusammenspiel von Zac Efron und Riley Thomas Stewart („Der Biber") liegt aber eine Ungezwungenheit und damit eine Wahrhaftigkeit, die dem Film sonst oft fehlt. Wenn sich die beiden zunächst gegenseitig beim Musizieren belauschen und der Junge schließlich soviel Zutrauen fasst, dass er zu einem gemeinsamen Auftritt beim Gottesdienst bereit ist, dann ist das einer der seltenen Momente für echte Gefühle und Scott Hicks erweist sich einmal mehr als besonders einfühlsamer Regisseur im Umgang mit Kinderdarstellern – erinnert sei nur an die tollen Auftritte von Anton Yelchin und Mika Boorem in „Hearts in Atlantis" sowie von Abigail Breslin in „Rezept zum Verlieben".
Fazit: „The Lucky One" ist ein wunderschön fotografierter romantischer Bilderbogen mit einem charismatischen Hauptdarsteller. Den ganz großen Gefühlen, die bei einer Nicholas-Sparks-Verfilmung förmlich in der Luft liegen, stehen allerdings erhebliche erzählerische Mängel und eine allzu offensichtliche Formelhaftigkeit entgegen.