Während der Superhelden-Showdown „Batman vs. Superman“ gerade um ein ganzes Jahr nach hinten verschoben wurde und erst 2016 in die Kinos kommt, tritt nun in „The LEGO Movie“ nicht nur die versammelte Justice League um Superman, Batman, Wonder Woman und Green Lantern auf, auch Gandalf, Dumbledore und die Ninja Turtles sind mit von der Partie. Das Animations-Abenteuer der „21 Jump Street“-Regisseure Phil Lord und Chris Miller ist das ultimative Meta-Erlebnis, ein einziger feuchter Traum für Filmfans und zudem auch für jüngere Kinogänger ohne Vorkenntnisse absolut kurzweilig. Mit den verschiedenförmigen Plastikklötzchen des dänischen Weltkonzerns lässt sich so ziemlich alles bauen – und von dieser kreativen Freiheit haben sich offensichtlich auch die Filmemacher inspirieren lassen, als sie von einhörnigen Katzen über Western- und Ritterwelten bis zu einem Cameo-Auftritt von Han Solo mit seinem Millennium Falken wirklich alles zusammengeschmissen haben, was das ausgedehnte Lego-Universum hergibt. Das Ergebnis ist ein grandios-unterhaltsames Chaos, das einfach nur Spaß macht.
Der gutmütige Emmet (Stimme: Chris Pratt) dachte immer, er sei ein LEGO-Bauarbeiter wie jeder andere. Aber dann tritt eines Tages plötzlich die abenteuerlustige Wyldstyle (Elizabeth Banks) auf den Plan und eröffnet ihm, dass er laut einer Prophezeiung des Mystikers Vitruvius (Morgan Freeman) auserwählt sei, den finsteren Plan des skrupellosen Lord Business (Will Ferrell) und seines Handlangers Bad Cop/Good Cop (Liam Neeson) zu durchkreuzen: Diese wollen nämlich alle LEGO-Steine fest miteinander verkleben, um so eine vermeintlich perfekte Welt zu erschaffen – in Zukunft soll alle Kreativität verhindert werden. Obwohl sich Emmet ziemlich sicher ist, dass seine Begleiterin den Falschen erwischt haben muss, lässt er sich trotzdem auf das halsbrecherische Wagnis ein – und zwar nicht nur, um die Welt zu retten, sondern auch, weil er sich in Wyldstyle verknallt hat. Dummerweise hat die allerdings schon einen festen Freund, der nicht so leicht auszustechen ist: Batman (Will Arnett)…
Nachdem Phil Lord und Chris Miller schon mit ihrem im positiven Sinne verrückten Debüt „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ einen Pfad abseits des Animations-Mainstreams eingeschlagen haben, scheinen die „The LEGO Movie“-Regisseure nun endgültig keine kreativen Schranken mehr zu kennen: Nachdem die Warner-Bros.-Anwälte ihnen empfohlen haben, möglichst wenige Figuren aus anderen Filmreihen zu verwenden, weil das nur Probleme bringt, bedeutete das für das Duo offenbar: Jetzt erst recht! Wenn Kinder mit LEGO spielen, wird schließlich auch keine Rücksicht auf Franchise-Grenzen genommen und Han Solo im Feuerwehrwagen kurzerhand neben einem Ninja Turtle platziert. Diesem Alles-ist-möglich-Geist wird der Film in jeder Szene gerecht, wobei die Macher lustvoll Schauplätze und Genres (vom Science-Fiction-Schurkenstück über bonbonbunte Superhelden-Action bis zum abenteuerlichen Fantasy-Epos) wechseln – und das in einem Tempo wie man es sonst nur aus den maximal zwanzigminütigen Animationsepisoden im Spätprogramm von Comedy Central kennt. Lord und Miller halten dies mit nicht nachlassender Energie über eineinhalb Stunden Spielfilmlänge durch und bescheren uns dabei jede Menge geniale Einfälle wie etwa die urkomischen Streitereien zwischen Superman und Green Lantern.
Die fast anarchische Freude am kreativen Chaos spiegelt sich auch in der Story wider: Nachdem Emmet zu Beginn noch eine Anleitung dafür verwendet, wie man als LEGO-Figur seinen Tag „richtig“ verbringt, muss er von Wyldstyle und ihren Gefährten möglichst schnell lernen, dass man auch ohne gedruckte Instruktion und nur mit seiner eigenen Kreativität aus den Steinen um sich herum neue Dinge erschaffen kann. Aber bevor es soweit ist, hat Emmet genau wie jede andere LEGO-Figur dieselbe Lieblings-TV-Serie („Wo ist meine Hose?“) und denselben Lieblings-Song, der den von Lord Business eingeführten LEGO-Korpsgeist zugleich auf den Punkt bringt und wunderbar persifliert: „Everything is Awesome! Everything is cool when you are part of a team!” Aber Achtung: Die Regisseure haben uns im Interview gestanden, dass das Lied Teil eines teuflischen Plans ist, die Weltherrschaft zu übernehmen – und nachdem wir den fies-genialen Ohrwurm nun schon seit der Pressevorführung vor drei Monaten einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommen, sind wir langsam geneigt, dieser zunächst als Ironie gedeuteten Warnung doch noch zu glauben.
Der Look des Films (3D lohnt sich, ist aber kein Muss) erinnert ein wenig an neuere Stop-Motion-Filme wie „ParaNorman“ oder an die 8-Bit-Sequenzen aus „Ralph reicht’s“. Das Ziel der Regisseure war es dabei, der Heimvideo-Optik von LEGO-Fan-Filmen auf YouTube nachzueifern – nur eben mit einem sehr viel größeren Budget: Stoppt man den Film an einer beliebigen Stelle, lässt sich das Standbild tatsächlich immer aus LEGO-Steinen nachbauen (obwohl man dafür eine MENGE Klötzchen bräuchte, erscheint uns die von Chris Pratt im FILMSTARTS-Interview geschätzte Zahl von fünf Trillionen im Film verwendeten LEGO-Steinen doch ein wenig übertrieben). Wir würden darauf wetten, dass sich die Marketing-Abteilung von LEGO zu Beginn des Projekts einen ganz anderen, sehr viel deutlicher auf ein kindliches Publikum ausgelegten Film gewünscht hätte. Aber am Ende hätten sich die Dänen gar keine bessere Werbung als „The LEGO Movie“ wünschen können, denn sowohl mit dem Look als auch mit der Haltung, die ihn prägt, setzt der Film der von LEGO-Steinen befeuerten Kreativität ein würdiges Denkmal.
Fazit: Völlig abgefahren und super unterhaltsam – da freut man sich direkt auf das Duplo-Prequel!