Bei Todd Phillips‘ grandios-chaotischem Junggesellen-Trip „Hangover" wälzten sich Millionen Zuschauer bei kultigen Szenen am Fließband (wir sagen nur: Mike Tyson singt „In the Air Tonight") vor Lachen auf dem Boden des Kinosaals. Der Erfolg war riesig, der Erwartungsdruck an das für 2011 angekündigte Sequel ist groß. Inmitten der Mel-Gibson-Problematik startet mit „Stichtag" ein weiterer Lachmuskelangriff von Phillips. Der Regisseur schickt „Iron Man" Robert Downey Jr. gemeinsam mit Hollywoods liebstem Sidekick Zach Galifianakis auf ein klassisches Road-Trip-Buddy-Abenteuer. Das konstant geniale Gag-Niveau und die komödiantische Originalität von „Hangover" erreicht dieses zwar nicht, aber das hervorragend aufgelegte Hauptdarsteller-Duo und einige grandios-absurde Einfälle sorgen dennoch für eine äußerst vergnügliche Reise.
Peter Highman (Robert Downey Jr.) hat keine Zeit zu verlieren, seine Frau (Michelle Monaghan) erwartet in wenigen Tagen in Los Angeles ihr erstes Kind. Alles kein Problem für den gut organisierten Architekten, der sich momentan noch in Atlanta, also (fast) am anderen Ende der Vereinigten Staaten, aufhält. Bereits vor dem Flughafen stößt Peter jedoch mit dem Möchtegern-Schauspieler Ethan Tremblay (Zach Galifianakis) zusammen. Gepäckstücke werden vertauscht und Peter muss beim Sicherheitscheck einen gefundenen Joint erklären. Doch damit beginnt die Katastrophe erst: Noch bevor das Flugzeug startet, wird der adrette Peter wegen Terrorismus-Verdachts festgehalten und mitsamt seines neuen „Freundes" Ethan auf die No-Fly-List gesetzt! Ohne Gepäck und Brieftasche muss Peter eine alternative Reisemöglichkeit auftun. Der nervtötende Ethan bietet ihm als Wiedergutmachung an, ihn in einem Leihauto nach Kalifornien mitzunehmen. Mit einem schlechten Gefühl steigt Peter ein – eine Entscheidung, die er bereits nach wenigen Meilen schon wieder zutiefst bereut...
Die Stars aus „Sherlock Holmes" und „Hangover" begeben sich auf einen verrückten Road-Trip durch Amerika. Da kann doch eigentlich nicht viel schief gehen! Und das tut es auch nicht! Denn selbst wenn die ganz großen Knaller ausbleiben, bereitet das erwartet gut harmonierende Gespann jede Menge Laune. Todd Phillips kehrt mit dieser Komödie zu seinen Anfängen zurück. 2000 inszenierte er die nicht zimperliche Gross-Out-Comedy „Road Trip" mit Breckin Meyer. Zehn Jahre später und um einige Komödien (darunter „Old School" und „Starsky und Hutch") erfahrener präsentiert er nun „Stichtag". Bei der Entwicklung vom College-Humor zur Blockbuster-Komödie wurde der Regisseur jedoch zum Glück nicht allzu sehr glattgeschliffen. Die eleganten, blau-grauen Bilder von Kameramann Lawrence Sher vermitteln zwar einen polierten Mainstream-Eindruck, der erwachsende Blödsinn, den Phillips inszeniert, ist aber immer noch herrlich unkorrekt und unangepasst.
Zach Galifianakis kann sich momentan vor Angeboten kaum noch retten. Er wird zwar immer wieder für einen ähnlichen, extrem verschrobenen Typus besetzt (zuletzt in „Dinner für Spinner"), doch diese abgedrehten Loser spielt er mit einer einmalig-sympathischen Authentizität. Dass die Drehbuchautoren Alan R. Cohen und Alan Freedland Galifianakis eine Vorliebe für Gras mit auf den Weg geben (Tremblay behauptet, medizinisches Marihuana wegen seines Grünen Stars zu rauchen), ist zudem besonders passend, sorgte der Schauspieler doch erst kürzlich mit dem Anzünden und Rauchen eines Joints live im amerikanischen Fernsehen für Aufsehen. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie ist auch Robert Downey Jr. unterwegs, dessen versnobter Charakter Peter vorgibt, noch nie Drogen genommen zu haben. Im Zusammenspiel mit der öffentlich bekannten Drogenvergangenheit des Superstars ist diese Aussage natürlich gleich doppelt ironisch. Leider bleibt eine erkennbare Wandlung seines unfreundlichen Charakters aus, so dass es nicht ganz einfach fällt, sich mit ihm anzufreunden. Michelle Monaghan als werdende Mutter, die nur wenig Zeit bekommt, um sich zu beweisen, bleibt hingegen ziemlich blass.
Wer eine ähnliche Gag-Dichte wie in „Hangover" erwartet, wird möglicherweise etwas enttäuscht. Die komischen Einfälle kommen in Schüben, sind dann aber meistens verdammt lustig. Der episodenhafte Charakter bietet sich bei einem Road-Trip-Abenteuer zwar an, doch „Stichtag" hangelt sich etwas zu linear von einer Kuriosität zur nächsten. Dass dieses Konzept dennoch aufgeht, liegt auch an den gelungenen Cameo-Auftritten, darunter Jamie Foxx, Juliette Lewis, Danny McBride, Charlie Sheen und Jon Cryer. „Stichtag" setzt nicht nur auf seine Situationskomik und aberwitzige Dialoge, er schlägt mitunter auch sentimentale Töne an. Ethan Tremblay trägt in einer Kaffeedose die Überreste seines Vaters mit sich herum. Seine Trauer über dessen Tod wird besonders deutlich, wenn Downey Jr. den aufstrebenden Schauspieler (und damit auch Galifianakis) um eine darstellerische Kostprobe bittet und dieser daraufhin in (gespielte?) Tränen ausbricht.
Fazit: Todd Phillips liefert mit „Stichtag" eine sehr gelungene Road-Trip-Komödien und verkürzt so die Wartezeit auf „The Hangover 2". Die Geschichte strotzt zwar nicht vor Originalität, das erwartet toll aufspielende Duo Robert Downey Jr. und Zach Galifianakis liefert aber dennoch ausreichend urkomische Momente. Anschnallen und mitlachen!