Raus aus den Klatschblättern, rauf auf die Kinoleinwand: Über das Immer-mal-wieder-Paar Drew Barrymore und Justin Long wird seit dem ersten Techtelmechtel 2008 im Dickicht der Society-Blogger mit Vorliebe spekuliert. Nun sind die beiden gemeinsam in Nanette Bursteins – vom deutschen Verleih extrem einfallslos betitelter - romantischer Komödie „Verrückt nach dir" zu sehen. Die Real-Life-Lover spielen ein Paar, das tapfer der Entfernung zwischen amerikanischer Ost- und Westküste trotzt. Doch selbst wenn eine Fernbeziehung anderen Regeln als eine 08/15-Liebelei folgt, vertraut „Verrückt nach dir" doch auf so ziemlich dasselbe Handlungsgerüst wie jede andere Hollywood-Komödie auch. Dafür kommt der Humor aber gleich ein paar Ecken frecher als üblich daher, was der ausgelutschten Rom-Com-Dramaturgie eine angenehm erfrischende Note verleiht.
Obwohl er seine letzte Beziehung erst vor wenigen Stunden in den Sand gesetzt hat, landet Musik-Produzent Garrett (Justin Long) mit der schlagfertigen Journalismus-Praktikantin Erin (Drew Barrymore) nach einer Runde Spielautomaten-Zocken in der Kiste. Es entwickelt sich eine leidenschaftliche Affäre, deren Ende allerdings von Anfang an in Stein gemeißelt scheint. In sechs Wochen wird Erins Praktikum zu Ende sein und sie aus New York an die Westküste nach San Francisco zurückkehren. Doch ganz so einfach lässt sich die gemeinsame Zeit dann doch nicht Auslöschen und entgegen aller Vorsätze versucht sich das Paar an einer Fernbeziehung. Dass eine solche Liebe über schlappe 4.700 Kilometer Entfernung nicht einfach werden wird, ist beiden klar. Aber damit, dass der Zeitunterschied so sehr schlaucht und der Telefonsex so sehr abtörnt, hätten sie nun auch wieder nicht gerechnet...
„Verrückt nach dir" könnte eine der wenigen romantischen Komödien sein, die bei Männern besser ankommt als bei Frauen. Schließlich sind weder Erin noch Garrett typisches Rom-Com-Personal, sondern ließen sich stattdessen am besten als Kumpeltypen einordnen. Das erste Kennenlernen am 80er-Jahre-Spieleautomat, danach ein paar Bier gekippt und „Top Gun" finden auch beide super. Der Welt begegnen sie mit trockener Ironie und derben Flüchen, typisch New Yorker eben, auch wenn Erin eigentlich aus San Francisco stammt. Wer sich in der Kneipe neben sie setzt, hat bestimmt eine gute Zeit. Hier wird nicht gleich von der großen Liebe fabuliert, sondern sich auch mal damit begnügt, die nächsten sechs Wochen einfach gemeinsam Spaß zu haben. Das ist sympathisch und zur Abwechslung gar nicht kitschig.
Doch Hollywood wäre nicht Hollywood, wenn es dabei bleiben würde. Natürlich geht es nach Erins Rückkehr in die Heimat dann plötzlich doch wieder um die eine wahre Liebe, die sich gegen alle Widerstände durchsetzt. Doch da hat man sich mit den Charakteren längst angefreundet und drückt ihnen weiter die Daumen. Zudem wehren Drew Barrymore („Mitten ins Herz", „Er steht einfach nicht auf Dich") und Justin Long („Stirb langsam 4.0", „Drag me to Hell") die drohende Kitsch-Gefahr mit ihrem überraschend bodenständigen Spiel, wobei das Duo jede Menge Hilfe von den zum Teil urkomischen Nebendarstellern erhält, die den Film immer wieder kurzzeitig zu übernehmen scheinen.
„It's Always Sunny in Philadelphia"-Star Charlie Day gibt als Dan, der Garretts Dates stets durch die zu dünne Wand hindurch mit anhört, um dann passend zur Situation die richtige Musik (vornehmlich aus dem „Top Gun"-Soundtrack) aufzulegen, den wohl lustigsten Leinwand-Mitbewohner seit Rhys Ifans in „Notting Hill". Und Ex-„Eine schrecklich nette Familie"-Dumpfbacke Christina Applegate („Super süß und super sexy") scheut als Erins penible Schwester Corinne, die beim Sex mit ihrem Loser-Ehemann Phil (Jim Gaffigan) nur beim Dry Humping (in Klamotten, ohne tatsächlichen Verkehr) kommt, auch vor der einen oder anderen deftigeren Zote nicht zurück. Zumindest ist ihr Blick, wenn ihre Tochter von just dem Tisch isst, auf dem sie Erin und Garrett in der Nacht zuvor beim Liebesspiel erwischt hat, schlichtweg unbezahlbar.
Fazit: „Verrückt nach dir" ist im Kern eine typische Romantik-Komödie à la Hollywood, deren Schema F von mit gesunder Schamlosigkeit vorgebrachten Pointen aber soweit aufgebrochen wird, dass der Film trotz allem frech-charmante Unterhaltung bietet.