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    Die Reise zur geheimnisvollen Insel
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Die Reise zur geheimnisvollen Insel
    Von Fabian Speitkamp

    Der französische Autor Jules Verne war einer der berühmtesten Pioniere der Science-Fiction-Literatur des 19. Jahrhunderts. Mit ihren exotischen Schauplätzen und phantastischen Einfällen haben sich seine Bücher auch schon früh als beliebte Filmvorlagen erwiesen - so etwa für den legendären Stummfilm-Magier Georges Méliès, der durch Martin Scorseses „Hugo Cabret" gerade wieder in aller Munde ist. Bis heute unvergessen sind aber auch und vor allem die 50er-Jahre-Klassiker „20.000 Meilen unter dem Meer" mit Kirk Douglas und James Mason, „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" sowie „In 80 Tagen um die Welt", der sogar mit dem Oscar als Bester Film des Jahres ausgezeichnet wurde. Alle diese beliebten Stoffe sind inzwischen schon mehrfach verfilmt worden und so diente Jules Vernes gleichnamiges Buch 2008 auch als Ausgangspunkt für das 3D-Kinoabenteuer „Reise zum Mittelpunkt der Erde". Diese freie Adaption und Fortführung des Romans wurde zum Kassenerfolg, und so sehen wir ihren jungen Protagonisten Sean Anderson nun wieder. Anstatt isländischer Höhlen gilt es für ihn in „Die Reise zur geheimnisvollen Insel" Atlantis zu erforschen, Jules Vernes Werk dient ihm dabei im wahrsten Sinne des Wortes als Reiseführer. Das erneut in 3D gefilmte Familienabenteuer von Regisseur Brad Peyton erweist sich als ein visuell gelungener und durchaus kurzweiliger, aber erzählerisch dürftiger Trip in phantastische Welten.

    Sean Anderson (Josh Hutcherson) hat die Reise zum Mittelpunkt der Erde gut überstanden. Der mittlerweile 17-Jährige verbringt viel Zeit damit, einen Notruf seines verschollenen Großvaters Hank (Michael Caine) zu dechiffrieren. Als Seans Stiefvater und Ex-Soldat Hank (Dwayne Johnson) die Botschaft entschlüsselt, machen sich die beiden auf den Weg zu den in der Nachricht enthaltenen Koordinaten im Südsee-Inselstaat Palau. Vor Ort erhalten sie Unterstützung vom trotteligen Helikopterpiloten Gabato (Luis Guzman) und dessen selbstbewusster Tochter Kailani (Vanessa Hudgens). Kurz bevor sie das angesteuerte Ziel erreicht, gerät die kleine Gruppe in einen Sturm und der Hubschrauber stürzt ab. Als sie wieder zu sich kommen, befinden sich die vier am Strand einer geheimnisvollen Insel. Bald finden sie Hank, der ihnen bestätigt, dass sie tatsächlich das von Jules Verne beschriebene Eiland gefunden haben. Aber der kleinen Gruppe bleibt nicht viel Zeit, die winzigen Elefanten, die Berge aus Gold und die Überreste von Atlantis zu bestaunen, denn die Insel wird innerhalb weniger Tage wieder im Meer versinken. Sean und seine Freunde müssen schnellstmöglich fliehen...

    Nach dem Erfolg von „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" bleiben die Produzenten dem Muster des Vorgängers treu. Diesmal machen sie die Jules-Verne-Erzählung von der geheimnisvollen Insel zum Sprungbrett für die Erzählung, dazu kommt eine Prise von Jonathan Swifts „Gullivers Reisen" und ein Hauch von Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel". Dabei sind sie gegenüber den Klassikern nicht allzu respektvoll - wer sich hier selbst „Vernianer" nennt, hat keine Skrupel kurzerhand Seiten aus den angeblich so geliebten Büchern zu reißen... Dem älter gewordenen Josh Hutcherson („Die Tribute von Panem - Tödliche Spiele") wird bei all dem nun nicht mehr Brendan Fraser („Die Mumie") an die Seite gestellt, sondern der womöglich noch populärere Dwayne Johnson („Fast & Furious Five"), aber der Aufbau der Handlung bleibt gleich. So fällt letztlich auch der Wechsel auf dem Regiestuhl kaum auf: Brad Peyton („Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr") lässt die Schauwerte zu ihrem Recht kommen und überlässt den Effektspezialisten, den Designern und seinen Stars weitgehend das Feld. Der schwungvoll agierende Johnson erweist sich dabei als hervorragende Wahl. Mit einem großen Augenzwinkern spielt er den besten 3D-Gag des Films aus, wenn er sich von Sean mit Beeren bewerfen und die Früchte durch Bewegung der Brustmuskeln von sich abprallen lässt, was seiner Meinung nach die beste Methode sei, Frauen zu beeindrucken.

    Die Beeren-Nummer allein zeigt schon, dass es hier eher albern als ernsthaft zugeht. Vor allem die Auftritte von Luis Guzman („Traffic") - es sei nur das Stichwort „Vogelscheiße" genannt - sind auf ein kindliches Publikum zugeschnitten, das sich über Fäkalienwitze und allerlei Stolpereien königlich amüsieren mag. In diesem Umfeld fällt die Zeichnung der familiären Konflikte sowie der unvermeidlichen Romanze zwischen Sean und Kailani arg schematisch aus. Der einleitende Auftritt von Josh Hutcherson als jugendlicher Rebell, der sich auf seinem Motorrad eine wüste Verfolgungsjagd mit der Polizei liefert, gibt zunächst einen zweifelhaften Ton vor. In der Anfangsviertelstunde erscheint der Jungstar als pampig-unsympathischer böser Bube, der seinem netten Stiefvater unverständlicherweise das Leben schwer macht. Als die beiden sich nach diesen Startschwierigkeiten zusammenraufen, wird der Erzählton herzlicher und auf der Insel geht es dann abgesehen vom gutgelaunten Geplänkel zwischen Dwayne Johnson und Michael Caine („Hannah und ihre Schwestern", „The Dark Knight Rises") geradezu harmonisch zu.

    Harmonie ist auch dringend von Nöten, denn die Abenteuer erfordern Teamwork. Dabei stellt „High School Musical"-Star Vanessa Hudgens ihre Tomb-Raider-Qualitäten unter Beweis, während Muskelpaket Dwayne Johnson schwere Hindernisse aus dem Weg räumt und sich mit einem überdimensionalen Zitteraal auseinandersetzen muss. Die Abenteuer zu Land, zu Wasser und in der Luft fordern die Kleingruppe während des ganzen Films, der in diesen Actionszenen klar seine Stärken hat. Die Gefahren sind tempo- und ideenreich in Szene gesetzt, besonders eindrucksvoll ist ein rasanter Ritt auf Riesenwespen, und auch die Manöver in Kapitän Nemos U-Boot in einer toll gestalteten Unterwasserwelt sind hervorragend gelungen. Hier kommt auch das 3D prächtig zur Geltung und erweist sich als Erfindung, die auch Jules Verne fasziniert hätte.

    Fazit: „Die Reise zur geheimnisvollen Insel" ist ein mal alberner, mal phantasievoller Action-Trip, dessen Bilder mehr Profil haben als seine Figuren und seine Handlung: weitgehend kurzweilige Unterhaltung ohne große Halbwertzeit.

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