Einer aktuellen Studie zufolge sind die USA in den Top 10 der besten Universitäten der Welt mit sieben Ausbildungsstätten vertreten. Hollywood zufolge jedoch ist das schwer vorstellbar: In den Augen der Traumfabrik tummeln sich auf einem US-Campus vor allem promiskutive Mädchen, partywütige Schönlinge und psychopathische Außenseiter – also Menschen, die alles andere als Bildung im jungen Kopf haben. Christian E. Christiansen bestätigt das schräge College-Bild mit seinem Thriller „The Roommate" und schickt seine reizende Hauptdarstellerin Minka Kelly in die Fänge ihrer ebenso attraktiven aber psychisch labilen Mitbewohnerin Leighton Meester. Ein flacher Spannungsbogen, eine uninspirierte Regie und ein unspektakuläres Drehbuch lassen den Teenie-Thriller dabei schnell im unteren Mittelmaß versumpfen.
Gerade frisch aus der Kleinstadt Des Moines, Iowa, in Los Angeles angekommen, will sich die junge Sara (Minka Kelly) möglichst schnell einleben. Nach der ersten Party wird sie nachts in ihrem Wohnheimzimmer von ihrer neuen Mitbewohnerin Rebecca (Leighton Meester) überrascht. Bereits nach wenigen Tagen sind die beiden dicke Freundinnen. Rebecca scheint keine anderen Beziehungen und kein gutes Verhältnis zu ihren Eltern zu haben – so wird Sara zu ihrem einzigen Lebensinhalt. Als die weitere Bekanntschaften auf dem Campus macht, sogar alleine auf Partys geht und auch noch einen Jungen (Cam Gigandet) anschleppt, rastet die eifersüchtige Rebecca aus: Sie bedroht Saras Mode-Professor (Billy Zane) und hält das Partygirl Tracy (Alyson Michalka) von ihrer Zimmergenossin fern. Erst bekommt Sara wenig von all dem mit, bald jedoch muss sie bitter erfahren, welche Dunkelheit in Rebecca schlummert...
Rebecca ist psychisch labil, grenzenlos vereinnahmend und überaus gefährlich. Was sich dem Zuschauer bereits nach wenigen Minuten eröffnet, fällt der naiven Sara erst viel zu spät auf. Trotz der mysteriösen Zufälle und Unglücke, die sich um sie herum ereignen, scheint sie nichts zu bemerken. Debüt-Drehbuchautor Sonny Mallhi bemüht sich merklich darum, seine Figuren möglichst lange im Dunkeln tappen zu lassen, um so Spannung aufzubauen. Eine beängstigende Atmosphäre, wie sie der sehr ähnlich konzipierte Film „Weiblich, ledig, jung sucht..." von Barbet Schroeder erzeugt, wird damit jedoch zu keinem Zeitpunkt erreicht. Die Hintergründe von Rebeccas psychischen Problemen, die nur von Medikamenten unter Kontrolle gehalten werden, bleiben auf der Strecke. Wie ist es zu diesem beängstigenden Zustand gekommen? Eine Charakterstudie sieht anders aus.
Entsprechend oberflächlich hangelt sich der dänische Regisseur Christian E. Christiansen durch die dünne Geschichte. Nach einer flotten Einführungsphase, die von Look und Soundrack her an TV-Teenie-Serien wie „One Tree Hill" erinnert, wird die hippe Inszenierung mit der Einführung Rebeccas etwas gedrosselt. Observationsszenen, in denen sie ihre Opfer aus einer verblüffend weiten Entfernung mit stählernem Blick begutachtet, wechseln sich mit ihren ausgefeilten Attacken ab. Je enger ihre Freundschaft zu Sara wird, desto härter werden die von Eifersucht und Verlustängsten getriebenen Angriffe. In diesen Momenten kann „The Roommate" am ehesten punkten. Indem er die Gewalt nicht direkt zeigt, entwickelt Christiansen damit die wenigen spannenden Passagen des Films.
Dass Leighton Meester dabei selten überzeugt, ist ihr nur bedingt zum Vorwurf zu machen – ihre Figur ist so oberflächlich angelegt, dass sich die aufstrebende Schauspielerin kaum beweisen kann. Minka Kelly taugt als Protagonistin, hat allerdings auch keine sonderlich schwere Aufgabe zu bewältigen, da ihr als Opfer ohnehin Sympathien sicher sind. Cam Gigandet, der bislang eher als schniecker „Twilight"-Vampir und harter Macker („The Fighters", „O.C., California (The O.C.)") denn als vielversprechender Jungdarsteller aufgefallen ist, wird als Saras Beschützer seinem Teenie-Appeal entsprechend eingesetzt: verführerisch lächelnd und angenehm schweigsam. Unterm Strich bleibt „The Roommate" damit Thriller-Stangenware ohne Alleinstellungsmerkmal. Ob Leighton Meester das Zeug zur eiskalten Psychopathin hat, dürfte derweil immerhin unter Fans des „Gossip Girl" für Diskussionsstoff sorgen.