Detlef D! Soost ist sich offenbar für nichts zu schade. Der Tänzer und Choreograph, der als cholerisches Jurymitglied der Casting-Show „Popstars“ bekannt wurde, arbeitet mit Paramount zusammen, um den Tanzfilm-Spoof „Dance Flick“ zu bewerben – und nebenbei seine Tanzclubs zu promoten. „D!’s Danceclub“ wird mit Postern und Flyern zugepflastert und Tanztrainer sollen ihren Schülern ein paar „Dance Flick“-Choreographien beibringen, was angesichts der lächerlichen Verrenkungen im Film nicht mehr als zehn Minuten in Anspruch nehmen dürfte. Weder auf humoristischer und schon gar nicht auf tänzerischer oder musikalischer Ebene überzeugt „Dance Flick“. Die Wayans Brothers haben einen der lieblosesten Spoofs aller Zeiten heruntergekurbelt, bei dem man sich selbst kleinste Lacher nur abringen kann, wenn man mindestens 20 andere ähnlich schlechte Tanzfilme der Kategorie Step Up aus dem Effeff runterbeten kann.
Während Megan (Shoshanna Bush, Fired Up) bei der berühmten Juilliard School vortanzt, verunglückt ihre Mutter bei einem Autounfall tödlich. Die Halbwaise gibt nach diesem traumatischen Erlebnis ihren Traum vom Tanzen auf und zieht zu ihrem chaotischen Vater in die Stadt. Dort schreibt sie sich an der Musical High ein und freundet sich mit Charity (Essence Atkins) und deren Bruder Thomas (Damon Wayans Jr.) an, die neben ihrer Ausbildung auch noch in einer Street-Dance-Gang tanzen. Thomas bewegt Megan dazu, wieder mit dem Tanzen anzufangen, und die beiden stellen eine ultimative Crew zusammen, um bei einem Tanzwettbewerb 5.000 Dollar abzustauben...
Die Story von „Save The Last Dance“ aufs Korn zu nehmen, ist an sich keine schlechte Idee. Schließlich ist bereits das Original mit Julia Stiles an mehr als nur einer Stelle unfreiwillig komisch. Der Wayans-Klan schöpft dieses Potential jedoch nicht im Geringsten aus. Der Fäkalhumor hält sich zwar abgesehen von den ersten Minuten in Grenzen, doch das macht den Rest der schalen Gagflut nicht unbedingt erträglicher. Um einen unterhaltsamen Spoof zu fabrizieren, muss man das Genre gut kennen und lieben, wie es etwa beim Wayans-Erfolg Scary Movie der Fall war. „Dance Flick“ wird Liebhaber des Tanzgenres allerdings kaum in die Kinosäle locken, da es eindeutig nicht um das geht, was diese Klientel vornehmlich interessiert, nämlich Musik und Tanz. Auch Fans der Wayans werden sich mangels Tanzfilmwissen wohl tödlich langweilen, es sei denn, sie haben mindestens Dreamgirls, High School Musical, Little Miss Sunshine, „Flashdance“, „Save The Last Dance“, Hairspray, Step Up, Twilight, Stomp The Yard, You Got Served, Black Snake Moan und Fame gesehen.
Einige geschmacklose Pseudogags lassen einen da beinahe erleichtert auflachen, um der gähnenden Langeweile zumindest für den Bruchteil einer Sekunde zu entfliehen: Aus Jennifer Hudsons oscarprämiertem Filmmoment in „Dreamgirls“, in dem sie Jamie Foxx flehentlich befiehlt „You’re Gonna Love Me“, zimmert der Wayans-Klan eine Fress-Hymne des adipösen Gangsterboss Sugarbear (Corey Holcomb): „You’re Gonna Feed Me“. Und aus dem fröhlichsten Moment aus „Fame“, in dem dutzende Teenager auf der Straße zum Titelsong tanzen, wird das Coming Out der Zac-Efron-Karikatur Jack (Brennan Hillard): „Remember, I’m gay! Gay!“ Doch der kurze Lacher bleibt einem in der Kehle stecken, wenn unter anderem Ray Charles bis zur Boshaftigkeit respektlos niedergemacht wird.
Von schauspielerischen Leistungen mag man angesichts der miserablen Darsteller erst gar nicht sprechen: Shoshanna Bush zieht zwar fast so fleißig Grimassen wie Jim Carrey, ist dabei aber konsequent unlustig. Und die entweder ebenso übertriebenen oder gänzlich versteinerten Mienen des restlichen Ensembles erreichen ein ähnliches Nicht-Niveau. Ein besonderes Schmankerl hält die deutsche Fassung für das Publikum bereit: Dethlef D! Soost darf den Breakdancer Truck synchronisieren, vermutlich weil sein typisches „Pow! Pow! Pow!“-Tanzgeschrei so wunderbar zur Philosophie von „Dance Flick“ passt, in dem auch Fausthiebe und Fußtritte bei Tanzszenen für Lacher sorgen sollen.
Fazit: Die Handvoll Momente, in denen „Dance Flick“ lustig ist, sind die Parade von Stereotypen, Gemein- und Dummheiten, die der Zuschauer auf dem Weg dorthin durchleiden müsste, einfach nicht wert. Wer die einschlägigen Tanzfilme nicht in- und auswendig kennt, wird eh nicht viel zu Lachen haben. Und auch Tanzfilmliebhaber sollten sich aufgrund der schlechten Choreographien ihr Geld für ein Kinoticket ebenso sparen. Der deutsche Untertitel macht es überdeutlich: „Dance Flick – Der allerletzte Tanzfilm“ ist in der Tat das Allerletzte.