Als die Verwechslungskomödie „Big Mama's Haus" zur Jahrtausendwende in den Kinos startete, glaubte wohl kaum jemand ernsthaft an eine Fortsetzung. Doch die seichte Klamotte erwies sich als Kassenschlager. Also wurde, wie sollte es auch anders sein, grünes Licht für eine Fortsetzung gegeben. Sechs Jahre später wiederholte sich der moderate Erfolg. Und so kommt es, dass Hauptdarsteller Martin Lawrence („Bad Boys") nun bereits zum dritten Mal in den Fett-Anzug steigt. Warum allerdings wieder fünf Jahre ins Land gehen mussten, ehe der dritte Teil der Reihe abgedreht war, ist anhand des Ideenmangels von John Whitesells „Big Mamas Haus – Die doppelte Portion" kaum nachvollziehbar.
FBI-Agent Malcolm Turner (Martin Lawrence) hat Familiensorgen. Ehe Stiefsohn Trent (Brandon T. Jackson) seine Rapstar-Ambitionen verwirklichen kann, wird er Zeuge des Mordes an einem Mafia-Informanten durch Gangsterboss Chirkoff (Tony Curran). Um den verängstigten Burschen in Sicherheit zu bringen, schlüpft Malcolm erneut in die Rolle der resoluten Südstaaten-Matriarchin Hattie Mae „Big Momma" Pierce, während Trent als Großnichte Charmaine herhalten muss. Derart getarnt spürt der Agent einem belastenden USB-Stick hinterher, der Chirkoff für immer hinter Gitter bringen könnte. Möchtegerne-Macho Trent alias Charmaine verschießt sich unterdessen in seine attraktive Mitschülerin Haley (Jessica Lucas). Und auch Malcolm muss sich schwergewichtiger Verehrer erwehren. Denn zum Beuteschema von Hausmeister Kurtis Kool (Faizon Love) gehören bevorzugt ältere Rubensdamen...
„Big Mamas Haus – Die doppelte Portion" ist ein Reboot, der ein jüngeres Publikum für die Serie begeistern soll. In diesem Sinne dient Charmaine als Aufhänger, um so ziemlich jeden Gag der ersten beiden Teile noch einmal durchzuexerzieren. Fans der Serie dürfen sich durchaus auf Brandon T. Jackson („Tropic Thunder") als neuen Hauptdarsteller freuen. Dieser hat die Rolle des vorwitzigen Trent aus den Vorgängern von Jascha Washington geerbt, welcher nicht länger bereitstand. Aus dem kleinen Naseweis ist ein verwöhnter Jugendlicher geworden, der seinen Stiefvater zu einem geheimen Undercover-Einsatz verfolgt, um den Erziehungsberechtigten zur Unterzeichnung eines Tournee-Vertrags zu nötigen. In seiner neuen Rolle muss sich Hormontank Trent mit seiner femininen Seite auseinandersetzen. Doch statt den Möchtegern-Gangstertypus darüber zu dekonstruieren, nutzt Regisseur John Whitesell diesen Aspekt doch nur wieder als Vorwand für Unmengen flacher Witzchen.
Der Entwurf des Autoren-Duos Matthew Fogel und Don Rhymer zählt zu den ärgsten Blödsinnigkeiten, die im Kinofrühjahr 2011 über die Leinwande flimmern. Die Kriminalgeschichte ist hanebüchen und denkfaul zusammengeschustert. Zunächst tauchen die beiden Protagonisten nur unter, weil es einen Spitzel im FBI zu geben scheint, der Malcolms Kronzeugen Canetti (Max Casella) an die Mafia verraten hat. Dumm nur, dass dieses Handlungselement schlichtweg fallengelassen und die undichte Stelle nie identifiziert wird. Und so plätschert „Big Mama's Haus – Die doppelte Portion" über 107 Minuten lauwarm vor sich hin. Wenn gleich zu Beginn die Übergabe des USB-Sticks scheitert und Trent zum Mordzeugen wird, fällt Malcolm dazu nichts Besseres ein, als sich wieder in Fummel und hochhackige Schuhe zu schmeißen – schon mit der Prämisse scheitert der Film.
Überhaupt wirft Malcolms hingebungsvolle Bereitschaft, einmal mehr als Kommissar in Drag zu ermitteln, ein merkwürdiges Licht auf die Figur. Zumal er auch nachdem seine Tarnung aufgeflogen ist nicht daran denkt, eine neue Identität anzunehmen, sondern lieber im liebgewonnenen Fett-Anzug verharrt. „Big Mama's Haus – Die doppelte Portion" ist Dienst nach Vorschrift. Regie und Cast unternehmen bloß das Allernötigste, um die Zeit zwischen Titelsequenz und Abspann - der als fingiertes Rap-Video bezeichnenderweise der beste Gag des Films ist - nicht schal werden zu lassen. „Big Mama's Haus – Die doppelte Portion" ist blankpolierte und ideenarme Familienunterhaltung, von der sich ganz sicher niemand auf den Sittenschlips getreten fühlen wird.