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    Sunshine Barry und die Discowürmer
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Sunshine Barry und die Discowürmer
    Von Andreas Staben

    In den meisten der ausgeklügelten Werke der Pixar-Animationskünstler gelingt sie scheinbar mühelos: die oft beschworene Unterhaltung für die ganze Familie. In Filmen wie Die Monster AG und Ratatouille kommen Groß und Klein tatsächlich gleichermaßen auf ihre Kosten. Liebenswerte Figuren und eine leicht verständliche Handlung, an denen die Kinder ihre Freude haben können, werden mit cleveren Details und Anspielungen für die Erwachsenen kombiniert. Auch in die Welt der Insekten, der Ameisen und Grashüpfer haben uns die Pioniere des computeranimierten Kinos mit Das große Krabbeln schon erfolgreich entführt. An dieses Vorbild erinnert die dänisch-deutsche Co-Produktion „Sunshine Barry und die Discowürmer“ ein wenig, schließlich dreht sich in dem von Thomas Borch Nielsen inszenierten Animationsabenteuer alles um Würmer und Käfer. Dass die mit ungleich bescheideneren Mitteln ausgestattete europäische Produktion sich technisch nicht auf der Höhe der Hollywood-Konkurrenz befindet, ist wenig überraschend, aber der Spagat zwischen Kinderkino und Unterhaltung für Ältere gelingt Nielsen und seinen Mitstreitern auch rein erzählerisch nicht.

    Der Regenwurm Barry (deutsche Stimme: Ben) wird von den Käfern und anderen Insekten als rückgratloser Kriecher gehänselt. In der Gartenwelt sind die Würmer ganz unten in der Hierarchie und so kann Barry höchstens auf eine Karriere im mittleren Management der Kompostwirtschaft hoffen, so wie es sich seine Mutter (Andrea Hörnke-Trieß) für ihn wünscht. Als Barry eine alte Schallplatte mit den Disco-Hits von 1977 entdeckt, träumt er von einem Auftritt bei einer TV-Show, bei der es 10.000 Dollar für die beste musikalische Darbietung zu gewinnen gibt. Mit seinem fetten Kumpel Tito (Dirk Bach), dem Heavy-Metal-Fan Jimmy (Kai Taschner), der resoluten Kompost-Managerin Donna (Hella von Sinnen) und seinem Schwarm Gloria (Sarah Tkotsch) tut er sich zu einer Band zusammen. Aber Würmer sind im Fernsehen gänzlich unerwünscht und als dann auch noch der schmalzige Schlagerstar Tony Dean (Roberto Blanco) intrigiert, droht Barrys Traum endgültig zu platzen...

    Die in „Sunshine Barry und die Discowürmer“ variierten Handlungsmuster sind allesamt bekannt. Da geht es um den Außenseiter, der sich nach Anerkennung sehnt (gleich zu Beginn erbeutet Barry auf akrobatische Weise eine Beere, um die anderen Tiere zu beeindrucken, die ihn aber dennoch fies abblitzen lassen), einen Traum, an den es zu glauben gilt, Freundschaft und Solidarität. Natürlich gehören dem Träumer Barry die Sympathien angesichts der Aussicht, jahrzehntelang in einer an Orwell und Kafka erinnernden Arbeitswelt schuften zu sollen. Aber dass sich das absurde Kastensystem in der Welt des Kleingetiers am Ende sogar indirekt bestätigt findet, indem die Würmer-Minderheit unter sich bleibt, nimmt der Toleranz- und Emanzipationsbotschaft jede Überzeugungskraft.

    Während Kinder bei den ordentlichen Action-Sequenzen mitfiebern können - wobei die Gefangennahme der Würmer als Angelköder für Kleinere ein wenig zu furchteinflößend sein könnte -, dürfen sich Erwachsene über einige recht witzige Anspielungen freuen: So heißt eine der Bands „Kastelruther Kakerlaken“ und der angesagte Club ist das „Schlammloch 54“. Auch die immer wieder angedeuteten homoerotischen Fantasien des Heavy-Metal-Gitarristen werden über die Köpfe der Kinder hinweggehen. Mit der prominent eingesetzten Discomusik der Siebziger, die hier in mittelmäßigen Coverversionen erklingt, werden zudem vor allem die nostalgischen Gefühle der älteren Generation angesprochen - von „I Will Survive“ bis zu den Village People sind einige Standard-Evergreens dabei. Mitreißend sind die musikalischen Darbietungen allerdings nur äußerst selten.

    Es ist für jede mögliche Zielgruppe etwas dabei in diesem Film, aber niemand wird durchgängig bei der Stange gehalten. Die 3D-Animation besitzt zu wenig Detailreichtum und Plastizität, selten gibt es so gelungene Einzelheiten wie beim Schlagerkäfer Tony Dean, der mit seinem blitzenden Goldzahn schon optisch eine Schleimspur hinterlässt. Dazu bietet die selbstironische Synchronisation durch Roberto Blanco die ideale akustische Ergänzung. Eine wirklich komische Figur und der enthusiastische Einsatz von Herbert Feuerstein als Barrys Vater sind aber etwas wenig für 79 Minuten Familienunterhaltung.

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