Wenn man über Kampfsportfilme redet, fallen sofort Namen wie Rocky, Wie ein wilder Stier, The Wrestler oder The Fighter – allesamt sehr gute Filme. Ein Name, den man aber so gut wie nie hört ist Warrior. Ein Film, der im Jahr 2011 einfach untergegangen ist. Während The Fighter bei den Oscars nur so überhäuft wurde von Nominierungen, ging Warrior, ein Jahr später, so gut wie leer aus. Nur eine Nominierung für Nick Nolte als bester Nebendarsteller wurde dem Film zuteil.
Aber zuerst der Grund, warum ich darüber so verwundert bin. Warrior ist ein Familiendrama über zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht leben könnten. Tommy (Tom Hardy) ist ein Kriegsveteran, der von seinen Erlebnissen im Krieg geplagt, irgendwie nicht mehr in die „normale“ Welt passen will. Sein Bruder Brendan (Joel Edgerton), der die Familie für seine jetzige Frau verlassen hat, führt ein glückliches Familienleben mit zwei Töchtern. Wären da nicht die finanziellen Probleme und die drohende Aussicht, das Haus zu verlieren. Und dann ist da noch der Vater der beiden, trockener Alkoholiker, dessen Söhne und Frau ihn wegen seiner Gewaltausbrüche und seines Alkoholproblems verlassen hat und nun seinen zurückgekehrten Sohn Tommy trainieren soll. Allerdings ohne dabei das Privatleben miteinzubringen, das macht ihm Tommy gleich klar. Es geht nur ums Training.
Und nun geschieht es, dass beide Brüder, Brendan weil er das Geld braucht und auch Tommy, dessen Gründe anfangs noch nicht klar sind, beide mit Vergangenheit im Kamsportbereich bei dem wichtigsten Mixed-Martial-Arts-Turnier der Welt unabhängig voneinander mitmachen, dem Sparta-Turnier, mit 5 Millionen US-Dollar Preisgeld. Dabei nimmt sich der Film bis zum Beginn des Turnierviel Zeit, um zuerst die Charaktere einzuführen. Deren Beweggründe zu erklären und auch die Situation, in der sie sich befinden, dem Zuschauer näher zu bringen. Der Film konzentriert sich dabei aber weniger, wie zum Beispiel in Rocky auf da Training der beiden. Das wird nur kurz angeschnitten. Die Brüder treffen sich bis dahin nie. Das erste Mal treffen sie sich während des Turniers beim Spaziergang am Strand. Dort will sich Brendan mit seinem Bruder versöhnen, dieser weist ihn jedoch zurück. Und so kämpfen sich die beide ins Finale, in dem, wie hätte es auch anders sein sollen, die beiden aufeinandertreffen. Und dieser letzte Kampf lässt dann all die Emotionen los, die sich über den gesamten Film aufgestaut haben. Der verbitterte Tommy, der, wie sich herausstellt, ein Deserteur ist und das Preisgeld der Frau seines gefallenen Kameraden schenken will, und auf der anderen Seite Brendan, der um seine Existenz und die seiner Familie kämpft. Und so liefert der Film einen Endkampf, den ich so noch nicht erlebt habe. Man wünscht keinem die Niederlage, will dass beide gewinnen. Es gibt keinen klaren Favoriten.
Dabei spielt der Film auch gekonnt mit den Gefühlen des Zuschauers. Man weiß im Laufe des Kampfes nicht mehr so recht, zu wem man nun halten soll. Es sind diese Momente, die Seiten der Charaktere aufzeigen, die man nicht erwartet hatte, die den Film ausmachen. Da wäre der sonst so liebenswürdige und nette Brendan, der seinen Vater auf der Straße stehen lässt, als dieser in nach Jahren besuchen will. Und wenn Brendan seiner Tochter auf die Frage, wer denn dieser Mann sei, mit „Ach, ein netter alter Mann“ antwortet, kann man nicht anders als Mitleid mit dem „netten alten Mann“ zu haben. In diesen Momenten, wenn sich die Figuren Auge in Auge gegenüber stehen, zeigt der Film seine größte Stärke. Denn man kann eigentlich immer beide Parteien verstehen, niemandem seine Handlungen wirklich übel nehmen. Alles bleibt nachvollziehbar für den Zuschauer und macht es diesem umso schwieriger sich für jemanden zu entscheiden, jemanden zu bevorzugen.
Und all dies führt für mich zu der Frage: Warum ist der Film dann eigentlich unter all den anderen untergegangen? Das fängt wahrscheinlich schon beim Namen an. Der und auch Werbeplakat lassen den Film wie ein typisches Kampf-B-Movie wirken. Hinzu kommt, dass die Schauspieler Joel Edgerton und Tom Hardy aber auch der Regisseur Gavin O’Connor zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht so bekannt waren. Und so kommt es, dass ein so guter Film wie Warrior, der sich meiner Meinung nach auch nicht vor Filmen, wie Rocky zu verstecken braucht, so gut wie keinerlei Beachtung findet.
Unterm Strich ist Warrior eines der emotionalsten Kampfsportdramen der Geschichte, mit herausragenden Schauspielern, brutalen Kämpfen, auf den jedoch nicht der Fokus liegt, die aber dennoch sehr spannend inszeniert sind, auch wenn man sich schon denken kann, wer im Finale steht, und einem Ende, das einem sicherlich in Erinnerung bleiben wird.