Warrior. Meine Erinnerung an diesen Film ist so frisch, ich kann sagen, ich habe ihn vor gut fünf Minuten zuende gesehen und muss in eigener Sache gestehen, dass die Filmstarts-Kritik mich sehr enttäuscht hat. Warrior ist der bessere "Fighter". Während man in Fighter mit den Figuren hadert und die nervtötenden Frauen der nervtötenden Familie einen aus dem Film zu nerven versuchen, hat man in Warrior ausschließlich sympathische Charaktere, bei dessen Darstellung jeder einzelne Schauspieler überzeugt.
Und nicht nur die Darstellung der Dramatik überzeugt. Handwerklich ist der Film grandios. Gerade die Kampfszenen machen dem Namen des Filmes alle Ehre. Jeder Kampf hat seine eigenen Tricks und Kniffe, sehen wahnsinnig gut insziniert aus, dass man Joel Edgerton und Tom Hardy die Figuren echter Kämpfer wirklich abnimmt.
Doch besonders die Szenen mit Nick Nolte bringen einen jedes Mal den Tränen nah, wenn er fragt, ob sein Sohn keinen Platz in seinem Herzen trägt, um ihm, dem versoffenen Vater, der die Familie spaltete, zu verzeihen. Man sieht Nick Nolte jeder Sekunde lang an, wie unglaublich tief er verletzt ist, sich hasst für das, was er seiner Familie antat und wie gern er es wieder gut machen möchte, sich Mühe gibt und verzweifelt. So sehr ihn seine Söhne machen, man schließt ihn ab der ersten Sekunde in sein Herz und will, dass man ihm vergibt.
Vergebung ist in diesem Film ein sehr großes Wort. Es wiegt so viel. Der wortkarge Tommy, Tom Hardy, ist seit seiner Jugend ein gebrochener Mann, sturrköpfig, ein Kind. Selbst jetzt noch, verzeiht seinem Vater nicht, seinem Bruder nicht, dass sie ihn verlassen haben. Wie man auch mit ihm redet, was man auch versucht, um zu ihm durchzudringen, er blockiert. Seine Familie ist längst nicht mehr seine Familie. Sein einziger Bruder ist mit ihm im Irak-Krieg gefallen, ein Freund, der mit ihm dort gekämpft hat und für die er heute das Preisgeld gewinnen wollte. Er verschwendet keinen einzigen Gedanken an sich selbst.
Mr. C, Joal Edgerton, der Physiklehrer, der früher einmal Kämpfer war muss für seine Familie, seine Frau, seine Kinder, sorgen und bestreitet die Kämpfe mit dem großen Preisgeld am Ende, damit sie ihr Haus nicht verkaufen müssen. Er ist die Sympathischste Figur in diesem Film, man kämpft mit ihm mit, weil alles für ihn unschaffbar aussieht, er übermächtigen Gegnern gegenübersteht und jedes Mal alles geben muss. Man will am liebsten mit in den Ring steigen und ihm unter die Arme greifen, so sehr fiebert man mit ihm mit.
Fazit: Es gibt keinen Moment in diesem Film, der einem langweilig erscheint. Viele Male ist man zu Tränen gerührt, fiebert mit den Charakteren mit. Man fragt sich, wohin das alles führt und zu wem man letztendlich halten sollte. Und als alle Last sich in den letzten Sekunden des Filmes entläd, kann man endlich wieder tief durchatmen.