Was passierte eigentlich mit Hollywoods teeniemordenden Fieslingen, nachdem sie ihre Schandtaten vollbracht haben? Klar, einige werden nach einem letzten Aufbäumen vom Held des Films getötet, andere aber in ein psychiatrisches Hochsicherheitskrankenhaus eingeliefert, so dass ihre Mitmenschen zumindest bis zur nächsten Fortsetzung in Ruhe schlafen können. Doch was spielt sich hinter den schwedischen Gardinen genau ab? Gehen sich die Psychopathen gegenseitig an die Gurgel? Kämpfen sie um den Titel des bösesten Bösewichts? Oder erzählen sie friedfertig in Sitzkreisen von ihren verachtenswerten Taten? Pat Higgins greift in seinem missglückten Slasher „Killer Killer“ diese äußerst interessante Fragestellung auf und erzählt von einem dieser Hochsicherheitstrakte. Eines Morgens stehen dort alle Türen offen, die Wachen sind verschwunden und das Gebäude selbst wird von dichtem Nebel umgeben. Um das Geschehen noch etwas aufzuheizen, wird ein weiterer Fiesling losgelassen: Helle (Danielle Laws) ist eine aufreizende Blondine, die zunächst als klassisches Frischfleisch-Opfer auftritt. Doch sobald die Killer ihr zu nahe treten, beweist sie, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat: Mit scharfen Messern übt sie bittere Rache für die zahllosen Opfer der Horrorfilmgeschichte…
Auf dem Papier klingt diese Grundidee noch vielversprechend. Jason, Freddie, Michael und Leatherface zusammengepfercht in einem abgedunkelten Gefängnistrakt. Nach und nach fallen die Kultcharaktere dem geheimnisvollen blonden Racheengel zum Opfer. Innerhalb der Mördergruppe brodeln die Emotionen hoch, man vermutet einen Verräter – und dann ein finaler Kampf zwischen Serienmörder und vermeintlichem Opfer. Ach, mit den richtigen Lizenzen in der Hinterhand hätte man mit diesem Konzept ein wahres Horrorfest inklusive kreativer Tötungsszenarien veranstalten können. Leider Gottes konnte der Low-Budget-Filmemacher Pat Higgins („Hellbride“, „TrashHouse“) aber auf keine einzige Lizenz zurückgreifen. Die psychisch-gestörten Killer sind lediglich nichtssagende Gesichter, die nie das Diabolisch-Verrückte eines Captain Spauldings oder das Intelligent-Kaltschnäuzige eines Hannibal Lecters ausstrahlen. Zu allem Unglück schafft es das von Higgins verfasste Drehbuch zudem nicht, den Figuren etwas Furchteinflößendes zu verleihen. In den Dialogen tauchen zwar die abartigen Taten auf, für die sie in die Heilanstalt geworfen wurden. Abgesehen von diesen Hintergrundinformationen erscheinen sie aber eher wie gewöhnliche Gefangene, die bereits einen langen Weg der Läuterung hinter sich haben. Einzig ein in den Kellerkatakomben eingesperrter Häftling wird als Überbösewicht hochstilisiert – aber selbst dessen Auftreten ist nach der Flucht aus dem Keller handzahm und ohne Biss.
Äußerst negativ wirkt sich zudem die Redseligkeit der Mörder auf die Atmosphäre aus. Stets sitzen sie in einem Räumchen zusammen und unterhalten sich über die mysteriösen Ereignisse. Ziel der Dialoge ist wohl eine „tiefere“ Charakterisierung der agierenden Figuren – dummerweise sind die Plaudereien aber zum weit überwiegenden Teil irrelevant, uninteressant und im Hinblick auf die sowieso nur spärlich gesäte Spannung eine ärgerliche Bremse. Wirklich überzeugen kann „Killer Killer“ daher nur in der Eröffnungsszene. Eine blonde Babysitterin läuft durch ein verlassenes Wohnhaus, guckt kurz in das Zimmer der schlafenden Kinder und steigt sodann in die Dusche. Unentdeckt folgt ihr ein maskierter Killer, der nun bereits erwartungsvoll im Badezimmer steht. Doch er hat die Rechnung ohne die Wehrhaftigkeit der Blondine gemacht. Kurzerhand zückt sie zwei scharfe Messer. Der eigentliche Angreifer wird zum Opfer und segnet das Zeitliche. Auch wenn dieser Sequenz das geringe Budget deutlich anzumerken ist, funktioniert sie. Die Kamera- und Schnittarbeit ist gelungen, die klassischen Genrezutaten werden geboten und selbst das schnelle Wegschneiden nach der blutigen Messerattacke ist als Paukenschlag für eine Eröffnungsszene gut geeignet.
Danach entfaltet sich - trotz ehemaliger Nervenheilanstalt als ansprechende Kulisse - aber zu keinem Zeitpunkt eine nennenswerte Spannungskurve. Das Hauptproblem ist dabei die Tageszeit, zu der „Killer Killer“ spielt. Die Gefangenen wachen in den Morgenstunden auf und erforschen daraufhin die verlassene Anstalt. Trotz fehlenden Stroms und dicker Nebelschwaden, die das Gebäude umgeben, sind die Räume zumeist gut ausgeleuchtet. Ein optischer Aspekt, der einer nervenzerreißenden Atmosphäre abträglich ist. Eine klischeehafte nächtliche Umgebung hätte dem Spannungsgrad sicherlich besser getan. Ein weiterer Negativfaktor ist die mangelhafte Charakterausarbeitung. Die Killer sind ein bunter Haufen gesichtsloser Opfer, für die man sich nie wirklich interessiert. Aber auch der blonde Racheengel kann nicht die Sympathien des Zuschauers gewinnen. Zu blitzartig sind zunächst ihre blutigen Auftritt. Erst während einer tödlichen Operation, die wohl an Hostel und andere Folterfilme der vergangenen Jahre erinnern soll, darf sie mal länger vor der Kamera agieren. Hierbei erweist sich Danielle Laws einerseits als grauenhaft überagierende Darstellerin. Andererseits muss man auch erkennen, dass sie zwar eine dämonische Rächerin verkörpern soll, die Ausstattung mit verfremdenden Kontaktlinsen und Kajalschminke aber allein nicht ausreicht, um eine derartige Figur zu personifizieren.
Wahrscheinlich hätte „Killer Killer“ nur noch durch eine ordentliche Portion Gore vor dem Schlaftabletten-Dasein errettet werden können. Doch leider versagt Higgins Werk auch in dieser Hinsicht. Schlachtvieh ist in der Nervenheilanstalt zwar ausreichend vorhanden, das Vorgehen der Blondine aber keineswegs kreativ oder unter einem „künstlerischen Aspekt“ sehenswert. Mit schnellen Schnitten taucht die männermordende Bestie auf, wetzt kurz die Messer und in der nächsten Szene sieht man bereits das verblutende Opfer. Selbst in den Achtzigern hätten diese Tötungsszenarien keinen Teenie mehr schockiert. Sollte es dann aber doch einmal härter zugehen, wird mit Schnitten und Kamerawinkeln die direkte Sicht auf das Geschehen verhindert. Sicherlich hätte sich „Killer Killer“ nicht gleich zu einer Schlachtorgie à la Hostel 2 entwickeln müssen. Higgins visuelle Tricks, das Gore-Geschehen zu kaschieren und damit die Kosten für Make-Up-Effekte gering zu halten, sind aber derart stümperhaft, dass man nie der Illusion des bluttriefenden Treibens erliegt. Dass man selbst mit einem geringen Budget auf diesem Gebiet hervorragende Arbeit leisten kann, haben Peter Jackson im Splatter- (Bad Taste) und Robert Rodriguez im Action-Genre (El Mariachi) immerhin bereits vor gut zwanzig Jahren bewiesen.
Unter dem Strich ist so leider festzustellen, dass eine gute Idee allein noch lange kein Garant für einen sehenswerten Film ist. Zwar konnte Pat Higgins für die männlichen Psychopathen einige Darsteller engagieren, die nicht gänzlich talentfrei sind, und in einigen wenigen Szenen sein inszenatorisches Gespür ausspielen. Das interessante Konzept überzeugt aber dennoch zu keinem Zeitpunkt als atmosphärischer Slasherstreifen – für eine Trashgranate hingegen ist die jeglicher Komik und Selbstironie entbehrende Inszenierung viel zu ernsthaft. So verbleibt schließlich trotz guter Ansätze nur ein sterbenslangweiliger und höhepunktloser Rohrkrepierer, dessen Idee vielleicht mal von einem größeren Studio aufgegriffen wird. Mit einem anständigen Budget und den richtigen Movie Maniacs wäre hier sicherlich ein großer Horrorspaß im Bereich des Möglichen.
"Killer Killer" läuft am 01. August 2008 in der Midnight -Movie-Reihe der Kinos der UCI Kinowelt und kommt voraussichtlich am 05. August 2008 in die Videotheken.