Mit ihrem Gemeinschaftsprojekt Grindhouse schufen Quentin Tarantino und Robert Rodriguez nicht nur eine gelungene Hommage an das Exploitation-Kino der 1970er Jahre, sie haben das damalige Schmuddelkino auch für eine neue Publikumsgeneration wiederbelebt. In „Shadow: Dead Riot“ versucht Regisseur Derek Wan, der zuvor als Kameramann für Tsui Hark und den Jet-Li-Actioner „Fist Of Legend“ tätig war, nun gleich zwei Genres des Grindhouse-Kinos miteinander zu vereinen: den Frauengefängnisfilm im Stile von Ilsa – The Wicked Warden und den bereits seit einigen Jahren wieder Hochkonjunktur habenden Zombie-Splatter - wobei er die fertige Mixtur auch noch mit einigen zusätzlichen Kung-Fu-Einlagen abschmeckt.
In seiner Zelle ritzt sich der Massenmörder Shadow („Candyman“ Tony Todd, Final Destination) wenige Minuten vor seiner Hinrichtung rituell die Haut auf. Die Exekution soll seinen grausamen Taten endlich ein Ende setzen – doch schon während Shadow die Giftspritze verabreicht wird, kommt es zu einem ersten Zwischenfall. Ein blutiger Gefängnisaufstand bricht los, der nur mit Waffengewalt wieder beendet werden kann. Die Gefängnisleitung vertuscht den Vorfall und verbuddelt die Leichen aller Umgekommenen im Hof des Zuchthauses. Zwanzig Jahre später wird die Einrichtung in ein experimentelles Frauengefängnis umgewandelt, in dem unter Leitung der Aufseherin Danvers (Nina Hodoruk) alternative Resozialisierungsmethoden erprobt werden sollen. Doch mit der Ankunft der neuen Insassin Solitaire (Carla Greene) setzt sich eine Kette von Ereignissen in Gang, die schon bald dazu führt, dass sich Untote, angeführt vom wiederauferstandenen Shadow, durch metzelnd durch die Korridore ziehen…
Nach der stimmigen Einführung (Shadows Hinrichtung und dem folgenden Aufstand) lässt sich „Shadow: Dead Riot“ leicht in zwei Hälften einteilen: Zunächst orientiert sich Wan stark am Frauengefängnisfilm – mit allem, was dazu gehört: ein lüsterner Stationsarzt, der seine Patientinnen genauer untersucht, als diesen das lieb ist, eine lesbische Aufseherin namens Elsa Thorne (eine Anspielung auf „Ilsa“-Darstellerin Dyanne Thorne), eine herrische Insassin, die sich sofort mit der neuen Gefangenen anlegt, und – auch durch die ausgedehnten Gruppenduschszenen bedingt – viel nackte Haut. Dass sich trotz dieser klassischen Elemente schnell gepflegte Langweile einstellt, liegt daran, dass in diesem Teil des Films für den Fortgang der Handlung kaum etwas getan wird. Die üblichen B-Movie-Schwächen – grottige Dialoge, billige Musik, Kulissen und Kostüme – verstärken diesen Eindruck noch. Nur die gelegentlichen, ordentlich choreografierten Martial-Arts-Kampfszenen zwischen den Insassinnen lockern das Geschehen ein wenig auf – hier zahlt sich aus, dass Regisseur Wan bereits Erfahrung auf diesem Gebiet sammeln konnte.
In der zweiten Dreiviertelstunde wandelt sich „Shadow: Dead Riot“ dann zu einem ultrabrutalen Zombie-Splatter: Die Untoten überfallen das Gefängnis und schon bald platzen Köpfe, Gliedmaßen werden abgerissen und das Blut fließt in Strömen. Erfreulicherweise konzentriert sich der Film auch hier vor allem auf Martial-Arts-Kämpfe, die deutlich gelungener inszeniert sind als die uninspirierten Schießereien. Koordiniert wurden die Kämpfe übrigens von Tony Leung Siu Hung, der für diesen Job unter anderem auch schon bei dem unter Genrefans sehr beliebten Jackie-Chan-Film „Twin Dragons“ zuständig war. Die völlig überzogenen Gore-Effekte leiden zwar ein wenig unter den schwächelnden CGI-Tricks (darunter auch animierte Körper-Innenansichten), dafür punktet der Film aber mit einigen irren Einfällen wie etwa einem Zombiebaby oder einem abgerissenen, nur noch lose zusammenhängenden Arm, der als Nunchaku eingesetzt wird.
Bei den Schauspielern sticht einem natürlich zuerst Tony Todd ins Auge, der aber offensichtlich nur wegen seines Bekanntheitsgrades an die Spitze der Besetzungsliste gesetzt wurde. Seine Rolle ist insgesamt eher klein ausgefallen. Zudem verbringt der Kult-Darsteller einen Großteil seiner Leinwandzeit unter einer lächerlichen Dreadlock-Perücke. Eine ordentliche Vorstellung liefert er dennoch ab, auch wenn seine Präsenz lange nicht an seine charismatische Darbietung als „Candyman“ heranreicht. Auch die eigentliche Hauptdarstellerin, Carla Green, muss schauspielerisch kaum etwas leisten, kommt in ihren zahlreichen Kampfszenen aber zumindest glaubwürdig rüber. Über die sonstigen Darsteller – unter anderem ist Softcore-Sternchen Misty Mundae (Sick Girl, The Rage) in einer Nebenrolle zu sehen – breitet man lieber den Mantel des Schweigens. Aber wer erwartet in einem reinen Trash-Streifen auch schon große Schauspielleistungen? Im Gegenteil: Die bisweilen unterirdischen Darbietungen steigern im Zusammenspiel mit der amateurhaften deutschen Synchronisation den Unterhaltungswert des Trash-Spektakels – wenn auch unfreiwillig – sogar noch.
Fazit: Aufgrund des spaßigen Gemetzels in der zweiten Filmhälfte und einigen gelungenen Genre-Zitaten sollten zumindest Trash-Fans über den Gang in die Videothek ihres Vertrauens nachdenken - in Deutschland erscheint der Film komplett ungeschnitten! Alle anderen werden „Shadow: Dead Riot“ wegen seines billigen Looks und der sehr langatmigen Exposition allerdings kaum bis zum Ende durchstehen. Und an die selbstironische Klasse eines Planet Terror (der auf der DVD-Hülle noch als großes Vorbild angegeben wird, obwohl er erst nach „Shadow: Dead Riot“ entstanden ist) reicht Derek Wans Genre-Mix sowieso bei Weitem nicht heran.