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    Ninja Assassin
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Ninja Assassin
    Von Christoph Petersen

    Die Geschwister Wachowski (Bound) haben sich bereits mit ihrem Megaerfolg Matrix als bedingungslose Asia-Fans geoutet, schließlich standen für die drahtigen Kung-Fu-Einlagen und das legendäre Bullet-Time-Verfahren fernöstliche Genrefilme Pate. Und auch ihr geflopptes Nachfolgeprojekt Speed Racer basiert auf einer japanischen Anime-Serie. Nun folgt mit „Ninja Assassin“ ein waschechter Martial-Arts-Streifen, den die Brüder erneut für ihren früheren Assistenten und V wie Vendetta-Regisseur James McTeigue in den Filmstudios in Potsdam-Babelsberg produzierten. Das Ergebnis fällt zwiespältig aus. Auf der einen Seite besitzen die extrem stilisierten Fight-Sequenzen einen nicht abzusprechenden Unterhaltungswert, ansonsten ist der Film aber dermaßen dämlich, dass es für eine durchschnittliche Bewertung eben doch nicht mehr reicht.

    Es gibt neun geheime Ninja-Clans, die seit Jahrhunderten weltweit operierende Auftragskiller ausbilden. Der Preis für ein Menschenleben ist dabei stets konstant geblieben: 50 Pfund Gold. Auch Raizo (Rain) hat die erbarmungslose Assassinen-Schmiede durchlaufen, ist dann aber ausgestiegen und kämpft nun gegen seine eigenen Leute. In Berlin stößt die Europol-Agentin Mika Coretti (Naomie Harris) unterdessen bei Recherchen auf verräterische Transaktionen, die auf die tatsächliche Existenz der Killer-Clans hindeuten. Ihr Chef Ryan Maslow (Ben Miles) glaubt ihr zwar zunächst kein Wort, muss sich dann aber doch ihrer stichhaltigen Argumentation geschlagen geben. Je näher das Duo den Ninjas kommt, desto mehr müssen die Ermittler um ihr Leben fürchten…

    Also eines lässt sich schon mal mit Sicherheit festhalten. Bei den knüppelharten Kämpfen wurde nicht, wie es bei so vielen anderen Hollywood-Produktionen Usus ist, mit einem Auge ständig auf die FSK-Freigabe geschielt. Dass „Ninja Assassin“ nur eine FSK-18-Freigabe bekommen konnte, ist bereits nach der Eröffnungssequenz überdeutlich. Das Treffen einiger Möchtegern-Yakuza endet in einem Splatterfest sondergleichen – inklusive abgetrennter Gliedmaßen und gespaltener Schädel. Sowieso spritzt das CGI-Blut in solchen Mengen, wie man es nur selten gesehen hat. Und damit wären wir auch gleich beim eigentlichen Problem der durchaus tempo- und abwechslungsreich inszenierten Action-Einlagen.

    Die erfahrenen Stunt-Choreographen Chad Stahelski (300, John Rambo, Stirb langsam 4.0) und Dave Leitch (Underworld: Evolution, Das Bourne Ultimatum, X-Men Origins: Wolverine) hatten einige der besten Stuntleute des Planeten an ihrer Seite, um mit deren Hilfe handfeste Fights ganz ohne Seiltricks oder anderen unnötigen Schnickschnack auf die Beine zu stellen. Doch dieser bodenständigen Handkanten-Action steht der maßlose Einsatz von CGI (neben dem Blut sind auch Ninjasterne und andere Waffen animiert) gegenüber, mit dem McTeigue die Szenen zusätzlich aufpeppt. Für sich haben diese Effekte auch ihren Reiz. Doch aus dem Zusammenspiel aus echter Kampfkunst und überhöhten Animationen ergibt sich schlussendlich nichts Halbes und nichts Ganzes.

    Die Story wird gerade dafür, dass sie eigentlich gar keine Rolle spielt, viel zu umständlich und ausführlich erzählt. Die Ermittlungen von Mika und Ryan erreichen nicht mal „Tatort“-Niveau und nehmen trotzdem einen Großteil der Handlung für sich ein. Auch die viel zu langen Rückblenden, in denen Raizos Ausbildungszeit bebildert wird, umfassen nur die üblichen Ninja-Klischees und hätten sich damit auch in zwei, drei knackigen Minuten zusammenfassen lassen. Dass die Handlung – aufgrund des Drehs im Babelsberger Studio – in Berlin verortet ist, hat zumindest einige amüsante Momente speziell für ein deutsches Publikum zur Folge. Mit einem Schnitt von einer Blutfontäne auf ein in Ketchup ertränktes Würstchen stellt sich „Ninja Assassin“ im zwischen Berlin und Hamburg tobenden Curry-Wurst-Streit eindeutig auf die Seite der Bundeshauptstadt. Und wenn das aus dem Hut gezauberte „Internationale Einsatzkommando“ in den typischen blauen Berliner Polizeiwagen am Einsatzort vorfährt, weiß man endgültig nicht mehr, ob man lachen oder weinen soll.

    Pop-Sänger Rain (I’m A Cyborg, But That’s Ok) ist in seiner Heimat Korea ein Megastar. 2006 wurde er vom Time Magazine sogar zu den „100 Most Influential People Who Shaped Our World“ gezählt. Nach seinem ebenfalls von den Wachowskis protegierten US-Schauspieldebüt in „Speed Racer“ verkörpert er in „Ninja Assassin“ nun seine erste westliche Hauptrolle – mit wechselhaftem Resultat: Er hat vorab dermaßen hart trainiert, dass er mit seinem gestählten Waschbrettbauch und seinen frisch erworbenen Martial-Arts-Fähigkeiten glatt als Ninja durchgeht, allerdings legt er sich im Verlauf des Film zwar immer mehr und immer weiter klaffende Wunden zu, aber leider keinen zweiten Gesichtsausdruck zu. Als ähnliche schauspielerische Totalausfälle erweisen sich auch Naomie Harris (28 Days Later, Pirates Of The Caribbean: Fluch der Karibik 2) und Ben Miles (Mord im Netz, Eine Hochzeit zu dritt), wobei man den beiden zu Gute halten muss, dass bei den angestrengten Dialogen wohl auch mancher Oscarpreisträger arg ins Straucheln gekommen wäre.

    Fazit: „Ninja Assassin“ ist eine ultrabrutale, über weite Strecken überzeugend choreographierte Martial-Arts-Klopperei, deren hanebüchene, künstlich in die Länge gezogene Story die Ninja-Action immer wieder unnötig ausbremst.

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