Über ein Dutzend Theaterstücke kann der preisgekrönte Autor David E. Talbert vorweisen. Zehn davon hat er zudem selbst (als Produzent, Autor, Regisseur) für den „Direct-to-Video“-Markt filmisch umgesetzt, mit „A Woman like that“ und „First Sunday“ schafften es zwei weitere Filme von ihm sogar auf US-amerikanische Leinwände. Für seinen neuesten Film, der nun auch in die deutschen Kinos kommt, verfilmte er einen seiner zwei Romane: „Baggage Claim“ von 2003. Das Ergebnis, „Liebe im Gepäck“, umschreibt das vermeintliche Multitalent mit vollmundigen Worten: „Dies ist ein Film, der jedermann erfreuen wird, ungeachtet der ethnischen Herkunft. Die Besetzung spricht ein breites Publikum an, die Geschichte ist universell. Es handelt sich um eine klassische romantische Komödie mit einer rein zufällig größtenteils afro-amerikanischen Besetzung.“ Diese Beschreibung, die - rein zufällig! - auf jeden seiner Filme zutreffen dürfte, ist allerdings ausgiebig geschönt.
Montana Moore (Paula Patton) ist eine Flugbegleiterin, die mit beiden Beinen im Leben steht, doch auf Drängen ihrer Mutter (Jenifer Lewis) will sie auf der bevorstehenden Hochzeit ihrer jüngsten Schwester nicht mehr als einzige Unverheiratete der Familie herausstechen. Gemeinsam mit ihren besten Freunden und Arbeitskollegen, Gail (Jill Scott) und Sam (Adam Brody), kommt sie auf den wahnwitzigen Plan, in den nächsten 30 Tagen ihre 30.000 angesammelten Vielflieger-Meilen dazu zu nutzen, um - rein zufällig und etwas illegal - auf Flügen all ihren Ex-Freunden wieder zu begegnen. Dabei will sie herausfinden, ob einer von ihnen einen geeigneten Ehemann abgeben würde. Auch ihr Nachbar und Freund aus Schulzeiten, William (Derek Luke), glücklich liiert und deshalb außerhalb des Beuteschemas, unterstützt sie dabei...
Nach und nach werden so also die Männer abgeklappert: Der erste (sozusagen „ursprüngliche“) Kandidat, Graham (Boris Kodjoe), hat zwar eine Yacht, aber verheimlicht eine schwangere Frau, der zweite hat inzwischen eine erfolgreiche Musikerkarriere begonnen (Tremaine Neverson alias „Trey Songz“), dann folgen u. a. ein aufstrebender Politiker (Taye Diggs) und ein Hotelbesitzer (Djimon Hounsou). Dass all diese Herren nicht nur attraktiv, gebildet und gutsituiert, sondern auch wohlhabend sind, ist für die uncharakteristisch Heiratswütige eigentlich sekundär, aber gegenüber ihrer bisher fünfmal verheirateten Mutter mit einem besonders „guten Fang“ auftrumpfen zu können, wäre schon eine gewisse Genugtuung.
Dass neben luxuriösen Apartments und wertvollem Geschmeide aber auch die Chemie stimmen muss, zeigt sich bevorzugt anhand ihres unerreichbaren besten Freundes und Nachbarn William, der sich nicht etwa dadurch disqualifiziert, dass er sich „nur“ als besserer Taxifahrer selbstständig machte, sondern weil er eine Freundin hat. Dass Montana jene - diesmal tatsächlich rein zufällig - auf einem Flug in männlicher Begleitung trifft, wo sie doch angeblich gerade die kranke Großmutter besucht, deutet schon etwas früh die Entwicklung der Geschichte an. Aber auch das winzige Detail, dass William mit Nachnamen „Wright“ heißt und damit aufgrund des unausgesprochenen Anfangsbuchstaben also ein veritabler „Mr. Right“ ist, spricht Bände.
Das größte Problem von „Liebe im Gepäck“ ist aber nicht die bei fast jeder Romanze vorhersehbare Geschichte, die (wie es die Genreregeln gebieten) einfach mit dem richtigen Mann enden muss, sondern der mangelnde Humor dieser vermeintlichen Komödie. Abgesehen von Montanas Repertoire-Freunden, der witzig pummeligen Gail und dem obligatorisch schwulen Sam sowie der reichlich übertrieben die Vorzüge der Heirat (weniger des Ehelebens) herausstellenden Mutter, erschöpft sich das Witzpotenzial in ziemlich ausgelutschten Situationen (Verstecken auf Feuertreppen und in Abfallbehältern), ehe dann immer wieder Lebensweisheiten wie aus dem Poesiealbum ins Drehbuch eingestreut werden und überdeutliche Romantik-Klischees bemüht werden (Sonnenaufgang und ein Diamanten-Halsband).
Interessant wird es nur, wenn mal aus den üblichen Schemata ausgebrochen wird, Montana auf dem typisch amerikanischen „Rehearsal Dinner“ ihrer Schwester diese den eigenen Ehewunsch überdenken lässt oder das unvermeidliche Schäferstündchen mit William sich nicht über Kerzenschein und Rosenblätter entwickelt, sondern als spontan wirkende „lange Nacht der Freundschaft“ inszeniert wird, bei der man nach und nach eine gewisse Textilfreiheit entwickelt. Doch auch wenn zwischenzeitlich auch mal rassenpolitische Fragen angerissen werden (Ned Beatty als Sponsor des Kongressanwärters spricht aus, was man politisch korrekt eigentlich unter den Tisch fallen lassen möchte: „He black!“) und erwähnt wird, dass man heutzutage als Frau nicht mehr über einen Ehemann definiert werden muss, im Grunde dominiert immer der Pfad der auf ein festes Zielpublikum, das in einer eskapistischen Traumwelt voller Reichtum, großartiger Jobs und wunderschöner Menschen leben möchte, zugeschnittenen Romantikkomödie.
Fazit: Eine etwas müde Romantikkomödie, die unübersehbar auf ein Spartenpublikum zugeschnitten ist, eigentlich gerade dadurch interessant sein könnte, am Ende aber immerzu universell uninteressant bleibt.