Zack und Miri drehen einen Porno. Aber nur zum Schein. Denn natürlich ist derartiger Schmuddelkram für eine seit der Lewinsky-Affäre und dem Nipplegate-Skandal traumatisierte Nation völlig unzumutbar. Aber ob die amerikanischen Sittenwächter es gerne hören oder nicht, Menschen schlafen nunmal miteinander. So ist es nur konsequent, dass das Paarungsritual endlich auch in der traditionell prüden romantischen Komödie angemessen gewürdigt wird. Kevin Smiths „Zack And Miri Make A Porno“ ist frech genug, um sich angenehm vom Genre-Einerlei abzuheben. Der eigentlich auf liebevolle Parodien (Jay und Silent Bob schlagen zurück, Dogma) abonnierte Geek-Papst tritt damit nicht nur in die Fußstapfen von Comedy-Guru Judd Apatow, sondern mopst sich gleich auch noch dessen Muse Seth Rogen. Und Smith wäre nicht Smith, wenn er nicht neben all den amourösen Verstrickungen wieder ausgiebig im Fanboy-Ulk schwelgen würde. Die Frage nach Sex im Krieg der Sterne wird dabei ebenso verhandelt wie die Hürden des Amateurfilmens. Bis „Zack And Miri Make A Porno“ auf der Zielgeraden leider ein wenig die Puste ausgeht und die Genre-Konventionen doch noch zuschlagen, gibt es vergnügliche Liebeswirren mit einem gewohnt charmanten Seth Rogen.
Zack (Seth Rogen, Superbad) und dessen Freundin Miri (Elizabeth Banks, Vielleicht, vielleicht auch nicht), mit der er strikt platonischen Umgang pflegt, geht das Geld aus. Kurz bevor ihnen der Saft in der WG abgedreht wird, kommt Zack die zündende Idee, einen Amateurporno zu drehen. Dass mindestens die gesamte Ex-Stufe aus der Highschool voyeuristisch genug für klingelnde Kassen wäre, leuchtet Miri augenblicklich ein. Flugs stellt Zack ein Filmteam samt willigen DarstellerInnen zusammen. Jetzt müssen der frischgebackene und völlig überforderte Produzent Delaney (Craig Robinson, Ananas Express) und seine Crew (etwa Jason Mewes, Clerks II) nur noch einen Plot ausarbeiten, einen Drehort finden und die Hosen runterlassen. Doch dann steht die erste Sexszene zwischen Zack und Miri auf dem Plan. Alles nur für den Film, schwören sich die Beiden. Doch das (Liebes-)Chaos nimmt seinen Lauf...
Anders als bei sonstigem RomComs steht bei „Zack And Miri Make A Porno“ nicht das Suchen und Finden der Liebe im Mittelpunkt, denn gefunden haben sich die Zwei längst. Doch sie sind ebenso verliebt wie konfliktscheu und faul, weshalb eine Störung des gemütlichen Kumpeldaseins durch gefährliche Liebeleien vorerst nicht in Frage kommt. Dank der tollen Chemie zwischen Seth Rogen und Elizabeth Banks macht das Wechselspiel aus Kontaktvermeidung und schüchterner Annäherung durchweg Laune. Nach dem keineswegs nur finanziell bedingten und erstaunlich sensibel inszenierten Koitus des Kumpelpärchens hängt der Haussegen zunächst einmal schief. Im letzten Akt beugt sich Smith aber leider allen zuvor vermiedenen Konventionen und schlägt die üblichen und nie glaubwürdigen Haken, bis die feigen Liebenden nach den obligatorischen Arschtritten ihrer Freunde offen zueinander stehen. Hier hat Judd Apatow, der seine Charme-Offensive in Beim ersten Mal und Jungfrau (40), männlich, sucht... bis zum Schluss durchzieht, eindeutig die Nase vorn.
„We tried to fuck and we wound up making love.“ - Zack
Gelungen ist hingegen - wie es von Smith auch nicht anders zu erwarten - die Pornoproduktion selbst. Neben der Schilderung eines Improvisationen einfordernden No-Budget-Drehs à la Abgedreht glückt vor allem die hemmungslos alberne Drehbuch-Episode. Genüsslich stürzt sich der Wiederholungstäter Smith auf Kinoklassiker, allen voran Krieg der Sterne. Aus „Star Wars“ wird „Star Whores“, George Lucas’ Helden werden mit so schlüpfrigen Namen wie Hung Solo und Princes Lay-her verballhornt. Subtile Komik gibt’s in „Zack And Miri Make A Porno“ keine. Dafür regiert der Kalauer, wohlbemerkt mit genau der liebevollen Hingabe und Selbstironie, die der aktuellen Spoof-Generation (Meine Frau, die Spartaner und ich, Superhero Movie) völlig abgeht. Lediglich die dämlichen Fäkalwitze beim feucht-fröhlichen Treiben vor der zweckentfremdeten Überwachungskamera hätte Smith sich besser verkniffen.
„Why doesn’t everyone make pornos?” – Miri
„Because other people have options and dignity.” – Zack
Obwohl es vulgär zugeht, ist „Zack And Miri Make A Porno“ im Kern doch kreuzbrav. In Amerika hat Zacks inflationäre Nutzung des berüchtigten F-Wortes zwar zur Erhöhung der Altersfreigabe geführt, nackte Tatsachen gibt es aber kaum zu sehen. Schade eigentlich, denn ein vorsichtiger Hauch Erotik im abgedrehten Kontext des Pornogeflunkers wäre sowohl humorvoll, als auch angenehm provokant gewesen. Der hier dennoch glaubhaft propagierte lockere Umgang mit Sexualität bringt aber auch so frischen Wind ins Genre. Und die zauberhaft lächelnde Elizabeth Banks würde wohl auch in voller Montur von keiner Bettkante gestoßen. Nach ihrer Fehlbesetzung als Präsidentengattin in Oliver Stones Bush-Biographie W. – Ein missverstandenes Leben steht sie im Duett mit Seth Rogen nun wieder auf der richtigen Bühne. In Nebenrollen sind ein zum Schreien komischer Justin Long (Stirb langsam 4.0) als tuntiger Pornodarsteller und Jason Mewes, besser bekannt als Plappermaul Jay, zu sehen. Unterm Strich ist „Zack And Miri Make A Porno“ trotz des lahmen Schlussaktes ein sympathisches Crossover aus Geek- und Liebeskomödie, das auch als lupenreines Feel-Good-Movie bestens funktioniert.