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    Das Mädchen aus Monaco
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Das Mädchen aus Monaco
    Von Christian Horn

    „Das Mädchen aus Monaco“ ist ein Sommerfilm: Er ist leicht, unbekümmert, sexy – wie ein echter Sommer eben. Erst kürzlich hat Woody Allen mit Vicky Cristina Barcelona stimmungsvoll der warmen Jahreszeit gehuldigt. Die neue Tragikomödie der französischen Regisseurin Anne Fontaine (In His Hands, „Nathalie – Wen liebst Du heute Nacht?“), deren erste wirklich große Produktion uns mit Coco Chanel – Der Beginn einer Leidenschaft noch bevorsteht, hat trotz aller Unterschiede einiges mit Allens flottem Dreier gemeinsam. Hier wie da gibt es eine attraktive Postkarten-Kulisse, in beiden Filmen treten schöne Frauen in hübschen Sommerkleidern auf und es entspinnt sich eine Ménage à trois. Die Vorzeichen der Dreiecksbeziehung sind in „Das Mädchen aus Monaco“ aber ganz andere als beim New Yorker Altmeister, und bei Anne Fontaine bekommen wir es mit einer sündigen Femme fatale im besten, klassischen Sinne zu tun.

    Der Pariser Staranwalt Bertrand (Fabrice Luchini, „Intime Fremde“, So ist Paris) ist ein wortgewandter, kluger Mittfünfziger, der nach Monaco gerufen wird, um eine reiche Dame in einem vertrackten Mordprozess zu vertreten. Sein Auftraggeber stellt ihm den Personenschützer Christophe (Roschdy Zem, „36 – Tödliche Rivalen, Eine fatale Entscheidung, „Tage des Ruhms“) an die Seite, da Übergriffe russischer Gangster befürchtet werden. Recht bald wird klar, dass Bertrand so etwas wie ein von Frauen überforderter Womanizer ist. So sicher und überlegen er im Gerichtssaal wirkt, so verschüchtert und hilflos agiert er auf der Bettkante, von der er selbst eine attraktive, knapp bekleidete Frau stößt, die es kaum fassen kann. Als die junge Audrey (Louise Bourgoin in ihrer Debütrolle) die Verführung Bertrands in Angriff nimmt, verfällt er den erotischen Avancen der schamlosen Schönheit und wird in einen zunehmenden Gefühlsschlamassel gezogen. Die Dinge werden noch komplizierter, als sich herausstellt, dass auch der Bodyguard mal eine Affäre mit Audrey hatte...

    Wenngleich das Motiv von dem Mann, der in die Fänge einer dominanten Frau gelangt, in der Regel eher ernst und dramatisch verarbeitet wird, inszeniert Anne Fontaine den Stoff sehr beschwingt und leicht. Die Regisseurin entfaltet kein Psychodrama, sondern einen tragikomischen, lässigen Film, der trotz seines Themas gute Laune verbreitet. Das liegt vor allem an den drei Hauptdarstellern: „Das Mädchen aus Monaco“ ist ein Schauspielerfilm und die drei Protagonisten glänzen mit Bestleistungen. Fabrice Luchini macht den Bertrand zu einer komischen Figur, ohne seine seelischen Nöte der Lächerlichkeit preiszugeben. Roschdy Zem ringt dem pedantischen Personenschützer eine humorvolle Seite ab und lässt Christophes fürsorgliche Haltung gegenüber Bertrand spürbar werden. Und die ehemalige Wetterfee Louise Bourgoin schafft es, der titelgebenden Audrey trotz aller Bösartigkeit eine unbeschwerte Seite zu verleihen, ohne die der Film nicht stimmig wäre.

    Dreh- und Angelpunkt der komplizierten Dreiecksbeziehung ist Bertrand und an ihn knüpft sich ein zentrales, aber weitgehend oberflächlich abgehandeltes Thema von „Das Mädchen aus Monaco“: Der Gegensatz zwischen Jung und Alt. Während Bertrand einen ordentlichen Bauchansatz hat („Das kam ganz plötzlich“, stellt er dazu fest), ist der vielleicht halb so alte Bodyguard standesgemäß durchtrainiert. Recht kurz hintereinander verweilt die Kamera auf den beiden Oberkörpern, was den Unterschied unterstreicht. Und nicht nur physisch erscheint der Bodyguard robuster als sein Schützling. Gleich mehrmals wird Christophe von Bertrand darauf hingewiesen, dass er noch jung sei und emotionale Verwirrungen und Belastungen – wie die durch Audrey ausgelösten – „besser wegstecken“ könne.

    Auch die Regungen des älteren Mannes gegenüber der so viel jüngeren Frau werden klar über die Altersdifferenz mitdefiniert. „Diese straffe Haut“ hebt Bertrand schwärmerisch hervor und sagt Audrey „schweinische Phantasien“ nach. In seinen Augen ist sie ein tabuloses Flittchen, von dem sexuelle Energie ausgeht. Die Paarung des alten Mannes und der jungen Frau wird in „Das Mädchen aus Monaco“ ganz in gewohnter Weise ausgestaltet: Audrey will eigentlich gar nicht Bertrand, sondern sein Geld, seinen Ruf, seine gesellschaftliche Stellung. Als Femme fatale, die mit fast jedem schläft, dem alten Narr aber die große Liebe vorspielt, setzt Audrey zuvorderst ihre üppigen weiblichen Reize ein. Bertrand und Christophe wissen entsprechend beide, dass sie „eine Granate im Bett“ ist. Eine Schlüsselszene in diesem Zusammenhang ist die erste Begegnung des Anwalts mit der jungen Frau, als Audrey bei strömendem Regen im knappen, weißen Sommerkleid auf ihren Roller steigt, verführerisch nach hinten blickt und nass bis auf die Haut davon fährt. Sofort wickelt die verdorbene Schönheit den alten Mann um den Finger, bis zum Ende wird sie der mit Macht ausgestattete Part in der Beziehung der beiden bleiben.

    Wie eingangs erwähnt ist „Das Mädchen aus Monaco“ ein Sommerfilm. Daher wird das tragische Potential des Liebesdreiecks weitgehend außen vor gelassen, die Geschichte wird eher beschaulich und frivol präsentiert. Und auch wenn Fontaines Film gegen Ende so etwas wie ein Thriller wird, bleibt er immer harmlos und angenehm anzuschauen. Die Regisseurin, die sich in ihren letzten Filmen zunehmend der Erotik verschrieben hat, bleibt ihrem Schwerpunkt treu und so ist „Das Mädchen aus Monaco“ leichte, aber pikante Kost mit sehr französischem Flair.

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