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    Der Killer und die Nervensäge
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Der Killer und die Nervensäge
    Von Florian Koch

    Zwei völlig gegensätzliche Charaktere in verfängliche Situationen zu versetzen, gehört seit den legendären Auftritten von Stan Laurel und Oliver Hardy alias „Dick und Doof“ zu den beliebtesten Komödienstrickmustern. Ein wahrer Experte auf diesem Gebiet ist der französische Veteran Francis Veber. Nachdem er schon als Drehbuchautor überdreht-witziger Komödien („Ein Käfig voller Narren“, „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“) ein Millionenpublikum zum Lachen gebracht hatte, wagte sich Veber auch hinter die Kamera. Mit Erfolg. In Frankreich reihte er fortan als Regisseur und Autor in Personalunion leichtfüßige Komödienhits wie „Dinner für Spinner“ und Ruby und Quentin aneinander und konnte mit „Das Bankentrio“ sogar in Hollywood reüssieren. Nach dem Motto „Am besten klaut man bei sich selbst“ legt Veber mit „Der Killer und die Nervensäge“ ein Remake des von Edouard Molinaro inszenierten Lino-Ventura-Klassikers „Die Filzlaus“ vor, für den er höchstpersönlich 1973 das Drehbuch geschrieben hat.

    Fotograf François Pignon (Patrick Timsit) soll sich eigentlich darauf konzentrieren, den gefährlichen Mafiakronzeugen Randoni (Michel Aumont) abzulichten. Aber die Trennung von seiner hübschen Frau Louise (Virginie Ledoyen) hängt dem tollpatschigen Tunichtgut immer noch derart nach, dass er eher an Selbstmord als an seinen Job denkt. Im Hotelzimmer will er seinem Leben mit kuriosen Methoden ein Ende setzen, bis ihn sein Zimmernachbar Ralf Milan (Richard Berry) davon abbringt. Während François davon ausgeht, in Ralf einen neuen, fürsorglichen Freund gewonnen zu haben, will der eigentlich nur Ärger vermeiden. Denn Ralf ist ein Profikiller und hat es auf Randoni abgesehen. Als auch noch Louises neuer Liebhaber, der selbstherrliche Seelenklempner Dr. Wolf (Pascal Elbe), und ein aufdringlicher Hotelpage (Laurent Paolini) ins Geschehen eingreifen, ist das Chaos perfekt.

    Veber erfindet das Komödiengenre mit „Der Killer und die Nervensäge“ nicht neu, im Gegenteil. Fast sklavisch hält sich der Routinier an gängige Figurenkonstellationen und hölzern inszenierte Slapstickszenen nach Schema F. Deswegen wirkt die in den französischen Kinos gefloppte Nummernrevue auch merklich angestaubt und vorhersehbar: Natürlich kommt der besorgte Hotelpage immer dann ins Zimmer, wenn sich François und Ralf scheinbar (und natürlich nur scheinbar) sexuellen Handlungen hingeben. Und auch die üblichen Running Gags dürfen nicht fehlen, wenn ein Rollo immer im ungünstigsten Moment herunterkracht oder ein unterbelichtetes Pärchen sich fälschlicherweise von der Polizei verfolgt fühlt. Dazu fädelt Veber auch noch zwei Nebenplots ein, die zur Handlung des immer noch kurzen Films wenig beitragen: Zum einen versucht der wirklich nervig-geschwätzige François seine Ex wiederzugewinnen und zum anderen macht Randoni die ganze Fahrt zum Gerichtshof mit seinen exzentrischen Ticks für alle Polizeibeamten zur Qual.

    Die Annäherungsversuche von François an Louise wirken völlig aus der Luft gegriffen, zwischen diesen beiden Charakteren ist eine romantische Verbindung kaum vorstellbar, zumal Timsit schon vom Typ her nicht zur attraktiven und in „Der Killer und die Nervensäge“ völlig unterforderten Virginie Ledoyen (The Beach) passt. Wenigstens kann sich Altstar Michel Aumont („Der Graf von Monte Christo“) in seiner Nebenrolle als Mafiacharge auszeichnen. Seine ständigen Magenprobleme, die Veber als Parallelmontage zu den Auseinandersetzungen zwischen François und Ralf inszeniert, haben dank Aumonts biestigem Charme einigen Witz. Auch der aufgedrehte Hektiker Timsit („Little Indian - Ein Indianer in Paris“) und der stoisch-frustrierte Berry („Ruby und Quentin“) schlagen sich in ihren absurden, aber immer harmlosen Konflikten wacker. Mit sicherem Gespür für Timing retten sie einige altbackene Witzchen vor dem Absturz in die Langeweile. Dennoch bleiben sie in ihren Rollen auf gängige Stereotypen festgelegt.

    Fazit: Komödienspezialist Francis Veber wärmt in „Der Killer und die Nervensäge“ einen Plot auf, der bereits in „Die Filzlaus“, am Theater und in Billy Wilders „Buddy Buddy“ mit dem Traumpaar Walter Matthau und Jack Lemmon wesentlich spritziger umgesetzt wurde. Nur die routinierten Darsteller schlagen aus der müde und statisch inszenierten Farce einige Lachfunken heraus.

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