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    Eagle Eye - Außer Kontrolle
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Eagle Eye - Außer Kontrolle
    Von Björn Helbig

    Die allgegenwärtige Technik sollte eigentlich dazu dienen, den Menschen das Leben zu erleichtern und es sicherer zu machen. Was aber, wenn die Kontrolle über sämtliche Maschinen auf einmal in die Hände des Feindes gerät? Diesem Thema widmet sich D. J. Caruso in seinem Verschwörungsthriller „Eagle Eye – Außer Kontrolle“. Nach einer Drehbuch-Idee von Steven Spielberg werden Shia LeBeouf und Michelle Monaghan Spielball einer anonymen und scheinbar unbesiegbaren Macht.

    Der Verteidigungsminister Geoff Callister (Michael Chiklis) steht vor einer tragischen Entscheidung: Handelt es sich bei den von Flugdrohnen in Afghanistan beobachteten Personen um Terroristen? Oder ist es nur eine normale Beerdigung? Letztendlich befiehlt der Präsident persönlich den Angriff – mit ungeahnten Folgen. Kurze Zeit später: Der 23-jährige Copyshop-Angestellte Jerry Shaw (Shia LaBeouf) erhält überraschend Nachricht vom Tod seines Zwillingsbruders Ethan (ebenfalls Shia LaBeouf), der für die Air Force tätig war. Nach der Beerdigung überschlagen sich für Jerry die Ereignisse. Auf seinem Konto befinden sich auf einmal 750.000 Dollar und – zurück in seiner Wohnung – findet er einen Berg Waffen vor. Plötzlich klingelt sein Telefon und eine weibliche Stimme unterrichtet ihn davon, dass er nur noch Sekunden hat, bis die Polizei eintreffen wird. Zur gleichen Zeit: Die allein erziehende Mutter Rachel Holloman (Michelle Monaghan) trifft sich abends mit Freunden in einer Bar. Ihr 8-jähriger Sohn Sam (Cameron Boyce) ist auf dem Weg nach Washington D.C., um mit der Schulband im Kennedy Center vor bedeutenden Persönlichkeiten zu spielen. Dann klingelt Rachels Telefon und eine Frauenstimme fordert von ihr bedingungslosen Gehorsam – ansonsten wird ihr Sohn sterben!

    Nach diesem furiosen Auftakt steht der Zuschauer erst einmal ratlos da. Wie hängen die Handlungsstränge miteinander zusammen, was hat der Beginn im National Military Command Center des Pentagon mit Jerry Shaw und Rachel Holloman zu tun? Welche Rolle spielt Rachels Sohn, der in Washington vor dem Präsidenten Trompete spielen soll? Aber vor allem: Wer ist die Person, die Rachel und Jerry auf dem Handy anruft, über alles Bescheid zu wissen scheint und ihnen seltsame Befehle gibt? Und damit nicht genug – die Anruferin scheint alle technischen Apparaturen kontrollieren zu können, eine Fähigkeit, mit der sie Jerry und Rachel wiederholt zur Flucht vor der alarmierten Polizei verhilft. Haben sich Terroristen in das zentrale Computernetz des Landes eingehackt?

    „Wir wissen nur, dass es da diese kräftige Stimme gibt, man hört sie in jedem Auto, jedem Flugplatz und überall, wo es moderne Technik gibt. Wir wissen nicht, woher das alles kommt. Wir wissen nur, dass wir von allen Seiten umstellt sind und dass es keine Möglichkeit der Flucht gibt.“ - Shia LaBeouf für den Film

    Fragen über Fragen. Doch nachdem dieses Ausgangsszenario steht, hat der Zuschauer eigentlich nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken, denn der ohnehin rasante Streifen gewinnt noch einmal unglaublich an Fahrt! Nach und nach werden mehr Indizien enthüllt, die dem Zuschauer Hinweise auf den Plot geben, doch im Eifer der zahlreichen Verfolgungs- und Actionszenen kommt er nicht wirklich dazu, diese auf ihre Plausibilität hin zu prüfen. Jerry und Rachel werden von der unbekannten Anruferin getrieben und gleichzeitig von dem verbissenen Agent Morgen (Billy Bob Thornton) und Special Agent Zoe Perez (Rosario Dawson) gejagt – das heißt sowohl die Protagonisten als auch der Zuschauer bekommen erst einmal keine Zeit zum Luftholen.

    Wer mit schnellen Schnitten und Non-Stop-Action nicht viel anfangen kann, wird auch D. J. Carusos Actioner nicht viel abgewinnen können. Diejenigen allerdings, die eine gute und oft sensationell gefilmte Hatz zu schätzen wissen, sind genau im richtigen Film. Inhaltlich bleibt der „Eagle Eye“ zwar hinter seinen Möglichkeiten zurück, optisch allerdings zaubert Caruso ein Kaninchen nach dem anderen aus dem Hut. Als Beispiel soll hier exemplarisch die vielleicht beste (Action-)Sequenz genannt werden: Als Jerry und Rachel auf der Flucht vor Morgan am Flughafen schließlich auf einem Gepäckrollband landen und eine turbulente Reise durch die Eingeweide des Gebäudes machen, ist das nicht nur grandios inszeniert, sondern gleichzeitig eine Metapher auf den ganzen Film und freundliche Reminiszenz an die Rutschpartie aus Spielbergs „Die Goonies“. Toll! Wer möchte, entdeckt darüber hinaus auch noch weitere Anspielungen, zum Beispiel auf Alfred Hitchcock, Stanley Kubrick und einige mehr. Also – Augen offen halten!

    Regisseur Caruso hat schon in seinen vorherigen Filmen wie Das schnelle Geld oder Taking Lives gezeigt, dass er auch aus lediglich mäßigen Geschichten sehenswerte Filme machen und manche Unglaubwürdigkeit wie zuletzt bei Disturbia durch eine flotte Inszenierung kompensieren kann. Auch bei „Eagle Eye – Außer Kontrolle“ muss leider gesagt werden, dass die Ursprungsidee von Spielberg (der wie beim vorherigen Caruso-Film wieder als Produzent fungiert) zwar äußerst spannend, das Script aus der Feder der vier Autoren John Glenn („The Lazarus Project“), Travis Wright, Hillary Seitz (Insomina) und Dan McDermott verschiedene Themen und Motive aber ziemlich wild zusammen mixt und so manchen Pferdefuß nur notdürftig kaschiert. Dabei sieht es zeitweise sogar so aus, als wäre es den Autoren gelungen, atemberaubende Action mit einer intelligenten Geschichte zu koppeln, die sich zum Schluss mehrere Interpretationsmöglichkeiten offen hält. Aber das ist wohl Wunschdenken. In der Form, wie der Film gezeigt wird, dürften sich nicht wenige Zuschauer schlussendlich fragen, ob es nicht eine einfachere Alternative zu dem Masterplan des geheimnisvollen Gegenspielers gegeben hätte. Aber warum einfach, wenn es auf kompliziert geht? Zum Glück verhindert Carusos flotte Inszenierung und nicht zuletzt das gut aufspielende Hauptdarstellertrio, dass man sich zu früh und vor allem zu viele Gedanken macht.

    Shia LaBeouf (Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels, Transformers), der nach Disturbia zum zweiten Mal mit Caruso zusammenarbeitet, zeigt sich in bewährter Form und meistert die Rolle des liebenswerten Losers, der in der Extremsituation über sich hinauswächst mit Leichtigkeit. Er rechtfertig damit einmal mehr seine derzeitige Position in Hollywood und zeigt, dass er bis zu diesem Zeitpunkt jeder Rolle gewachsen war. Auch die Frau an seiner Seite, Michelle Monaghan (Nach 7 Tagen ausgeflittert, Kiss Kiss Bang Bang), macht ihre Sache gut, auch wenn die charmante Schauspielerin aus Iowa hier nicht so richtig die Chance bekommt, ihre Stärken auszuspielen. Gleiches gilt auch für Billy Bob Thornton. Natürlich hat man den Regisseur, Sänger und Ausnahmeschauspieler schon in eindrucksvolleren Rollen wie Monsters Ball oder Ein einfacher Plan gesehen, trotzdem gibt er dem „Jäger“ Morgan eine besondere Note und hebt ihn wohltuend von vergleichbaren Figuren ab.

    Carusos Film ist eine wilde Mischung aus Der Staatsfeind Nr. 1 und Auf der Flucht im Tempo der Echtzeitserie „24“. Und, erinnert sich noch jemand an John Badhams „War Games“ von 1983 mit Matthew Broderick in der Hauptrolle? Auch hiervon mischt Caruso einen ordentlichen Schlag bei. Bei den genannten Vorbildern ist klar, dass das Endergebnis recht düster ausgefallen ist. Die permanente Bedrohung durch Überwachungsmedien ist allgegenwärtig. Das Gefühl der Ohnmacht angesichts des unsichtbaren, scheinbar übermächtigen Gegners, das die Protagonisten erleben, schwappt schnell auch auf den Zuschauer über und verleiht dem Film eine ganz besondere, DreamWorks-untypische Note, die sich aber noch einstellt.

    Fazit: „Eagle Eye – Außer Kontrolle“ ist ein rasant inszenierter, spannender Hightech-Verschwörungsthriller, der mit hohem Tempo über einige Plotholes hinwegrast, aber in manchen Momenten etwas zu glatt geschliffen wirkt.

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