Ganze sechs Jahre musste seine Fangemeinde warten, um Mike Myers endlich wieder in der Rolle einer von ihm selbst geschaffenen Figur im Kino zu sehen: In Marco Schnabels Komödie „Der Love Guru“ verkörpert der Komiker nun Guru Pitka, einen ewig grinsenden Retter der Liebe. Seit seinem Auftritt als britischer Superagent mit einer Superlibido in „Austin Powers in Goldständer“ war Myers zwar nicht gänzlich von der Leinwand verschwunden, doch einem grünen Oger seine Stimme zu leihen (Shrek) und einen überdrehten Kater zu mimen (Ein Kater macht Theater) oder in einem peinlichen Flop (Flight Girls) mitzuwirken, reichte halt nicht aus, um an die Präsenz seiner selbstkreierten Charaktere Wayne Campell („Wayne‘s World“) und „Austin Powers“ anzuknüpfen. Die Frage ist nur: Wird der langhaariger Love Guru qualitativ wirklich mit den früheren Comedy-Charakteren des Mike-Myers-Universums mithalten können?
Ganz in der Tradition der „Austin Powers“-Abenteuer befindet sich Myers auch in „Der Love Guru“ wieder in geheimer Mission – diesmal allerdings nicht im Auftrag ihrer Majestät, sondern als Missionar der Liebe: Guru Pitka wurde als kleiner Junge von seinen Eltern vor den Toren eines indischen Aschrams ausgesetzt, um dort von dem weisen Guru Tugginmypudha (Ben Kingsley) in die Geheimnisse spiritueller Offenbarung eingewiesen zu werden. Mittlerweile erwachsen, ist Pitka – hinter dem gefeierten Guru Chopra - zur Nummer zwei im Guru-Business aufgestiegen. Zur Nummer eins könnte Pitka es nur bringen, wenn er endlich von Oprah Winfrey in ihre Talkshow eingeladen werden würde. Diese Chance ergibt sich, als Jane Bullard (sexy: Jessica Alba), die Eigentümerin des Eishockey-Teams Toronto Maple Leafs, den Guru um seine Hilfe bittet: Pitka soll das zerstörte Liebesglück von Darren Roanoke (Romany Malco), dem Topscorer des Clubs, wieder kitten. Seitdem dessen Frau Prudence (Meagan Good) mit dem Torhüter der L.A. Kings, dem extrem gut bestückten Jacques „Le Coq“ Grande (Justin Timberlake), in die Kiste steigt, trifft Darren nämlich kein Scheunentor mehr…
Die Idee zur Figur des Love Gurus kam Myers bereits kurz nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1991. Um diesen Verlust zu verarbeiten, begab er sich auf eine spirituelle Suche, die ihn auch zu Gurus wie Deepak Chopra und Gary Zukav führte. Aber erst während der Dreharbeiten zur dritten „Austin Powers“-Mission Goldständer beschloss er, die Idee zu einem Drehbuch zu verarbeiten. Wie Myers in einem Interview verriet, wurde dieser Entschluss vom Tod des ehemaligen Beatles-Mitglied George Harrison beeinflusst, der sich selbst auf eine spirituelle Reise mit dem berühmten Guru Maharishi Mahesh Yogi begeben hatte. Kurz nach dem Tod des Ex-Beatles erhielt Myers einen Fanbrief von Harrison und sah dies endgültig als Zeichen, die Figur des Guru Pitka „lebendig“ werden zu lassen.
Bevor er ein komplettes Drehbuch verfasste, testete Myers seine neue Figur auf den Brettern einiger New Yorker Theater, wo der Love Guru schnell zu einem Hit avancierte. Doch bei der Leinwandumsetzung ist dann offensichtlich einiges schief gegangen. Obwohl Myers, der seine Karriere als Mitglied der kanadischen Ensemble-Comedy „Second City“ begann und später für seine Auftritte bei „Saturday Night Live“ zahlreiche Auszeichnungen erhielt, sein Ideenreichtum und sein komödiantisches Talent schon oft genug unter Beweis gestellt hat, ist ihm mit „Der Love Guru“ ein wahrhaft unlustiger Streifen gelungen: Die Gags sind platt, die Story ist nichtssagend und Myers‘ Darstellung wirkt viel zu albern. Seine treusten Fans werden an seiner neuen Figurenschöpfung vielleicht noch zwei, drei amüsante Ecken finden, doch an seine „Wayne‘s World“- und „Austin Powers“-Filme kommt Myers diesmal nicht im Entferntesten heran.
Weniger ist manchmal mehr. Und gerade in Bezug auf dümmliche Scherze unterhalb der Gürtellinie hätte sich Myers lieber an diese Volksweisheit gehalten: Vom Keuschheitsgürtel, den Guru Pitka seit seiner Kindheit tragen muss, bis zum Elefantensex, der den Topscorer Roanoke beim entscheidenden Spiel von seinen Eheproblemen ablenken soll, versucht sich Myers nahezu ausschließlich mit anzüglichen Zoten über Wasser zu halten. Ein verzweifeltes Unterfangen, das von der ersten Minute an zum Scheitern verurteilt ist. Da passt es dann auch gut ins Bild, dass Justin Timberlake in seiner Rolle als Torwart Jacques „Le Coq“ Grande mit einem überdimensionalen Gemächt ausgestattet ist. Hierzu nur soviel: Der ehemalige N‘Sync-Barde, der zuletzt verstärkt versuchte, im Schauspielfach Fuß zu fassen (Alpha Dog, Black Snake Moan), hat sich mit dieser Rollenauswahl ganz sicher keinen Gefallen getan.
Gott sei dank finden sich in dem nahezu komplett unlustigen Film aber dann doch noch eine Handvoll Szenen mit Schmunzel-Potential. Zum Beispiel das Miniatur-Büro im Being John Malkovich-Stil des kleinwüchsigen Eishockey-Coachs Punch Cherkov (Verne Troyer). Oder jene Szene, in der Guru Pitka gemeinsam mit seinem Assistenten Raineesh (Mandu Narayan) zur Klampfe greift, um seine eigene Version des Schnulzen-Klassikers „More Than Words“ der Band Extreme zum Besten zu geben. Überhaupt sind einige der Bollywood-Anspielungen gar nicht so übel. Warum sich aber die wunderschöne Jane Bullard in den wahrhaft unerotischen Guru verliebt und weshalb sich Jessica Alba (The Eye, Sin City, Into The Blue) überhaupt für diese „Schnuckeliges Beiwerk“-Rolle hergegeben hat, bleibt ein Rätsel.
Fazit: Mit „Der Love Guru“ hat Mike Myers eine bis auf wenige Schmunzel-Szenen und einen ganz passablen Soundtrack missratene Komödie abgeliefert, die seinen bisherigen Filmen nicht ansatzweise das Wasser reichen kann. Dies ist besonders schade, da dem sympathischen Komiker sicherlich ein gelungeneres Leinwand-Comeback zu gönnen gewesen wäre.