Basierend auf dem Buch „Des Teufels Werkstatt. Die Geldfälscherwerkstatt im KZ Sachsenhausen“ drehte Stefan Ruzowitzky seinen Film „Die Fälscher“, in dem professionelle Drucker, Bankbeamte und Handwerker dazu gezwungen wurden, die Banknoten der wichtigsten Kriegsgegner herzustellen. Unter dem Decknamen „Unternehmen Bernhard“ wurden in der größten Geldfälscheraktion aller Zeiten unter tragischen Umständen über 130 Millionen britische Pfund gedruckt. Obwohl Ruzowitzky das moralische Dilemma, in dem sich die Gefangenen befanden, nur sehr vereinfacht darstellt, ist ihm doch ein bedrückendes, emotionales Drama über ein weitgehend unbekanntes Kapitel der deutschen Geschichte gelungen.
Meisterfälscher Salomon Sorowitsch (Karl Markovics) wird 1936 von Kommissar Herzog (Devid Stresow) verhaftet und in das KZ Mauthausen gebracht, wo er sich so gut es geht mit den unmenschlichen Umständen arrangiert. Für die Nazis fertigt er kleine Zeichnungen, Portraits und später ganze Wandmalereien an, was ihm zu einer bevorzugten Behandlung verhilft. Als er 1944 jedoch nach Sachsenhausen verlegt wird, befürchtet Sorowitsch, sein Leben sei verwirkt. Doch bei seiner Ankunft erwartet ihn bereits Herzog, der mittlerweile Leiter einer Geheimaktion – das Fälschen von Feindesgeld – ist. Zu diesem Zweck hat Herzog Sorowitsch nach Sachsenhausen geholt. Er soll das Know-how zur Verbesserung des britischen Pfunds und der Herstellung des amerikanischen Dollars einbringen. Zusammen mit anderen Gefangenen, allesamt Spezialisten wie Adolf Burger (August Diehl), Kolja Karloff (Sebastian Urzendowsky), Zilinski (Andreas Schmidt) und anderen, abgeschottet von dem restlichen KZ, macht sich Sorowitsch an die Arbeit. Um sie zu größeren Leistungen anzuspornen, bekommen die Männer Betten, ausreichend Essen und Trinken, Toiletten und Duschen, später „schenkt“ Herzog ihnen sogar eine Tischtennisplatte. Die Fälscher leben in einem goldenen Käfig. Doch bald kommt es zu Meinungsverschiedenheiten. Unter der Führung von Burger planen einige Fälscher den Widerstand und setzen damit die relative Sicherheit der Gruppe aufs Spiel.
Es sind vor allem zwei Dinge, die „Die Fälscher“ zu einem bemerkenswerten Film machen: Zum einen verfällt Ruzowitzky (Anatomie, Anatomie 2, nicht in die, für dieses Genre üblichen Figuren-Klischees. Die Helden seines Films sind einfache Leute, deren einzige Heldentat darin besteht, dass sie es irgendwie schaffen, zu überleben. Vor allem der Protagonist Salomon Sorowitsch – angelehnt an den realen Kunst- und Geldfälscher Salomon Smolianoff – ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass keine übersteigerten Eigenschaften benötigt werden, um einen Charakter zum Zentrum eines Films zu machen. Karl Markovics („Die Männer Ihrer Majestät“, „Komm, süßer Tod“) spielt Sorowitsch zurückhaltend und vermeidet große Gesten. Trotzdem gelingt ihm ein fesselndes Porträt eines Mannes, der seine Entscheidungen zwischen den Polen Überlebenswillen, Pragmatismus, Rechtschaffenheit und Kameradschaft auszupendeln versucht. Auch sein Gegenpart Friedrich Herzog lässt sich nicht so leicht in eine Schublade stecken. Zu „seinen Juden“ ist er meist freundlich und gönnerhaft, doch trotzdem zu allem bereit, wenn es um die Durchsetzung seiner Befehle geht. Devid Striesow (Yella, Lichter), leicht zum Overacting neigend, verkörpert seine Figur aber nicht als unterschwelligen Sadisten, sondern ebenso als Mann, der sich versucht, mit den Umständen zu arrangieren. Im Vergleich zu Striesow und Markovics bleibt August Diehl (Was nützt die Liebe in Gedanken, Der neunte Tag, 23), der die dritte Hauptfigur Adolf Burger spielt, etwas blass. Burger, das moralische Gewissen der Fälscher und im richtigen Leben Autor der Buchvorlagen für den Film, scheint sich in keinem Konflikt zu befinden. Unbeirrbar predigt er den Widerstand. In den weiblichen Nebenrollen zu sehen: Charlie Chaplins Tochter Dolores Chaplin („Bis ans Ende der Welt“) und Marie Bäumer (Der Schuh des Manitu, Swinger Club).
Neben den interessanten Figuren und einem vollends überzeugenden Karl Markovics, ist es vor allem Kameraarbeit von Benedict Neuenfels (Der rote Kakadu), der die „Die Fälscher“ prägt: grau, grobkörnig, unfertig, künstlerische Einstellungen und Betroffenheitsästhetik meidend. Lediglich der Anfang und das Ende des Films, jene Einstellungen in Monte Carlo, die einen ausgebrannten Sorowitsch am Strand mit Blick in die Ferne zeigen, gestatten sich eine Komposition, die Traurigkeit und Melancholie zum Ausdruck bringt. Unter die Haut geht der Film auch ohne Übertreibungen. Wenn auch das Dilemma, in dem sich die Gefangenen befinden, nicht voll ausformuliert wird, und „Die Fälscher“ so hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt, werden doch die Bilder von dem grausamen goldenen Käfig (in einem noch viel schrecklicheren Gefängnis) in Erinnerung bleiben. Wer sich den Film über der Illusion hingegeben hat, es ginge nicht schlimmer, muss zum Schluss noch einmal erkennen, dass er nur die Spitze des Eisberges gesehen hat.