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    Die letzte Legion
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Die letzte Legion
    Von Christoph Petersen

    Was waren das noch für Zeiten, als sich die Leute in Abenteuerfilmen noch einfach so und ohne jede Erklärung die Schädel einschlugen. Heute muss man erst eine epische Fantasy-Reise (Herr der Ringe - Trilogie) oder jede Menge psychologischen Background (Gladiator) über sich ergehen lassen, bevor es endlich richtig was auf die Backen gibt. Es steht natürlich außer Frage, dass die beiden genannten Filme besser als so ziemlich alles sind, was uns zu Hochzeiten der schnell runtergekurbelten Abenteuer-Streifen in den 50er und 60er Jahren vorgesetzt wurde. Aber so ein klein wenig - zumindest für den kleinen Kinohappen zwischendurch - wünscht man sich die einfach gestrickten Old-School-Prügelarien doch zurück. Und für alle ähnlich Denkenden gibt es nun endlich den passenden Film: Was The Marine vor kurzem für das 80er-Jahre-Actiongenre war, ist Doug Leflers „Die letzte Legion“ nun für den Abenteuerfilm. Zwar ohne jeden tieferen Sinn, dafür aber mit einer gelungenen Mischung aus Prügel-Action und Humor, garniert mit einem stargespickten Cast, macht der Film einfach unheimlich viel Spaß.

    Rom im Jahre 470 nach Christus: Gerade erst wurde der 12-jährige Romulus Augustus (Thomas Sangster, Eine zauberhafte Nanny, Tristan und Isolde) zum neuen Kaiser gekrönt, da fallen auch schon die barbarischen Goten um Anführer Odoaker (Peter Mullan, Trainspotting) in der Stadt ein und nehmen das kindliche Staatsoberhaupt gefangen. Sofort machen sich Romulus´ väterlicher Lehrmeister Ambrosius (Ben Kingsley), der Chef seiner Leibgarde Aurelius (Colin Firth) und die geheimnisvolle ostländische Amazone Mira (Aishwarya Rai) auf, um ihren Kaiser von der Gefängnisinsel Capri zu befreien. Mit vereinten Kräften und jeder Menge Kampfgeschick gelingt die Aktion, die Abenteurer können Romulus den Klauen der Barbaren entreißen. Doch Rom liegt weiterhin fest in gotischer Hand, eine Rückkehr scheint so gut wie unmöglich. Die letzte Hoffnung ist die neunte römische Legion, die noch immer in Britannien gegen die Angeln zu Felde zieht. Doch als Romulus und seine Gefährten nach mühsamer Reise endlich ihr Ziel erreichen, erleben sie eine böse Überraschung. Das Gebiet wird mittlerweile vom finsteren Lord Vortgyn (Harry van Gorkum) beherrscht, der sein Gesicht hinter einer metallenen Maske verbirgt und die umliegenden Bauerndörfer unterjocht. Noch einmal muss Romulus all seinen Mut zusammennehmen, um sich dem zahlenmäßig weit überlegenen Feind entgegenzustellen...

    Spätestens wenn eine Handvoll Männer die steilen Klippen Capris erklimmt, um im Alleingang die schwer bewachte Gefängnisinsel zu überrennen, wobei Amazone Mira mit ihren Kung-Fu-artigen Tricks allein schon eine ganze Armada an Bösewichten platt macht, kommt man ins Grübeln, ob man hier wirklich in einen Kinofilm aus dem Jahre 2007 sitzt, oder vielleicht doch eher in eine Retrospektive mit Abenteuer-B-Movie-Klassikern geraten ist. Was hier abgeht, hat nichts mit den Historien-Epen der vergangenen Jahre zu tun, für die unzählige Experten angekarrt wurden, damit auch ja jeder Fliegenschiss historisch korrekt ist. Vielmehr ist „Die letzte Legion“ mit jeder Faser Old-School. Spaß soll der Film machen, nicht den Geschichtsunterricht ersetzen – und diesen beiden Prämissen wird er auch durchgehend gerecht. Wenn hier gute Laune verbreitet wird, müssen Sinn und Logik halt kurz hinten anstehen. Für knappe zwei Stunden einfach mal den Verstand abschalten und ein naives Abenteuer erleben, ist angesagt. Und wenn dann mit dem abschließenden Schlusstwist die römische Legende auch noch einfach mal so mit einer anderen bekannten Sage fusioniert, ist endgültig klar, dass die Filmemacher die Freiheiten, die sie sich hier herausnehmen, auf jeden Fall gut genutzt haben. So erweist sich die altbackene Mischung aus augenzwinkernden Actioneinlagen und sympathischem Humor als viel zu früh ausgestorbenes Erfolgsrezept.

    Doch nicht nur die sich selbst angenehm wenig ernstnehmende Machart des Films, auch der launige Cast trägt seinen Teil zum Unterhaltungswert des Films bei. Egal ob in Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück, Tatsächlich Liebe oder Was Mädchen wollen, Colin Firth scheint auf den Charakter des einfühlsamen Warmduschers abonniert. In „Die letzte Legion“ darf er sich nun an einer wahren Machorolle versuchen, vor Poeten und Philosophen warnen und einzig und allein sein Schwert sprechen lassen. Ein gewagter Besetzungs-Coup, der sich aber voll und ganz auszahlt, Firths Frauenversteher-Charme funktioniert auch in der Rolle des unerschrockenen Abenteurers unerwartet gut. Indien-Export Aishwarya Rai, deren Karriere 1994 mit der Krönung zur Miss World begann, gehört seit Jahren zu den beliebtesten und bestbezahltesten Schauspielerinnen Bollywoods. Und auch in „Die letzte Legion“ macht sie neben einigen glaubhaften Zweikampfeinlagen einmal mehr das, was sie am besten kann – unglaublich gut aussehen. Auch wenn Regisseur Doug Lefler sie nicht ganz so heiß wie etwa sein indischer Kollege Sanjay Gadhvi in Dhoom 2, in welchem die Kamera unzählige Male in Zeitlupe an Rais engem Lederoutfit vorüberfährt, in Szene setzt, ist sie doch auch hier ein wahrer Augenschmaus. Als einzige winzige Enttäuschung entpuppt sich so Oscar-Preisträger Ben Kingsley (für Gandhi), dessen Rolle einfach zu sehr an Ian McKellens Gandalf-Darstellung in der Herr der Ringe - Trilogie angelehnt ist, um in ihr wirklich brillieren zu können.

    Fazit: „Die letzte Legion“ ist Abenteuer-Heldenkino der klassischen Sorte, das zwar kaum Wert auf historische Genauigkeit, dafür aber umso mehr auf die Unterhaltung des Publikums legt.

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